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Cordula Kablitz-Post begleitet in „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter“ eine der erfolgreichsten deutschen Bands durch eine schwierige Zeit.

FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

… and the Beat Goes On!

Die Techno-Band Scooter ist ohne Frage ein Phänomen. Seit der Veröffentlichung der Single Hyper Hyper im Jahre 1994 hatte die Gruppe insgesamt 23 Top-Ten-Hits in Deutschland und gab mehr als 1000 überwiegend ausverkaufte Konzerte – ein Rekord. Das Gesicht von Scooter ist seit jeher der Frontmann H.P. Baxxter; im Hintergrund ist von Beginn an der Band- und Label-Manager Jens Thele aktiv. Die übrige Besetzung am Keyboard und am Turntable war schon häufiger dem Wechsel unterworfen; bis 2014 war der Mitgründer Rick J. Jordan ein fester Bestandteil.

Die Regisseurin Cordula Kablitz-Post begleitet Baxxter und die Band in ihrem dokumentarischen Porträt FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter zusammen mit dem Kameramann Christopher Rowe sowohl beruflich als auch privat. Durch die 2001 gestartete Fernsehreihe Durch die Nacht mit … und zahlreiche Dokumentarfilme (etwa Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour) verfügt Kablitz-Post über reichlich Erfahrung, um bekannten Persönlichkeiten filmisch näherzukommen.

Und so erleben wir mit, wie Krisengespräche im Studio geführt werden, wie Baxxter den Friseur aufsucht, wie die Band sich auf Auftritte vorbereitet und im Nachhinein feiert – und nicht zuletzt wie die Corona-Pandemie das Leben und die Arbeit aller Beteiligten beeinflusst. Ursprünglich sollte FCK 2020 ein Film über die Tournee von Scooter im Jahre 2020 durch die größten Hallen sowie auf etlichen Festivals Europas werden. Zwangsläufig nahm das Werk durch die äußeren Umstände eine völlig andere Richtung ein – und ist dadurch auch ein Zeitdokument über eine Phase von Lockdowns und Ungewissheiten geworden. Wenn die Konzerttermine im Frühling 2020 noch halbwegs optimistisch auf den Herbst desselben Jahres verschoben werden, hat das mit heutigem Blick und Wissen noch mal eine ganz andere Note.

Insgesamt lagen Kablitz-Post nach zweieinhalb Jahren 150 Stunden Drehmaterial vor – und mit ihrer Editorin Mechthild Barth hat die Regisseurin daraus einen rund 110-minütigen Einblick hinter die Kulissen gemacht. Ähnlich wie zum Beispiel im Dokumentarfilm a-ha – The Movie (2021) von Thomas Robsahm und Aslaug Holm über die legendäre Pop-Gruppe aus Oslo werden auch in FCK 2020 die Konflikte und Differenzen innerhalb der Band nicht ausgespart. Es handelt sich nicht um ein schöngefärbtes Image-Movie, das nur die Höhepunkte zeigt, sondern um eine genaue Beobachtung, in der sich die Crew hinter der Kamera nicht bemerkbar macht.

Dass Baxxter in der öffentlichen Wahrnehmung der Band stets im Zentrum stand und dies durchaus auch mal an der Eitelkeit der restlichen Mitglieder kratzte, wird kurz thematisiert. Und auch in FCK 2020 bildet der (Sprech-)Sänger und Gitarrist klar den Mittelpunkt. Zu den interessantesten Momenten des Films gehört ein Besuch Baxxters bei der Mutter in Ostfriesland. Zusammen mit seiner Schwester Britt, mit der er (noch gemeinsam mit dem späteren Scooter-Kollegen Jordan) als Synthie-Pop-Band Celebrate the Nun erste Gehversuche im Musikbusiness unternahm, sitzt Baxxter mit seiner Mutter bei Kaffee und Kuchen und schaut alte Aufnahmen aus der Jugendzeit im niedersächsischen Leer. Baxxter alias Hans Peter Geerdes sei „wütend auf Gott und die Welt“ gewesen, erzählt die Mutter. Wenn es nach ihr gegangen wäre, säße er heute als Angestellter im Finanzamt. Zum Streitpunkt in der Familie und in der Schule wurden zuweilen das Outfit und das Styling des jungen Hans Peter – etwa ein Strasscollier. In solchen Szenen erhalten wir tatsächlich noch mal einen ganz neuen Blick auf eine Person, die seit mehreren Jahrzehnten im Lichte der Öffentlichkeit steht.

FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter (2022)

Eine Erfolgsgeschichte bei mindestens 150 BPM: Eine Dokumentation über Hans Peter Geerdes alias H.P. Baxxter, das Mastermind von Scooter. Kaum eine andere deutsche Band polarisierte einst so sehr wie die Techno-Pop-Pioniere. Früher Kirmesmucke, heute dadaistischer Wahnsinn und Kult. Mit einfachen und prägnanten Parolen wie »Hyper! Hyper!« oder »How much is the fish?« sind Scooter international bekannt geworden und haben über 30 Millionen Tonträger verkauft. Der Film verwebt erstmals privates und exklusives Archivmaterial der 29-jährigen Bandgeschichte mit emotionalen Höhen und Tiefen von Baxxter durch die Corona-Krise und geht der entscheidenden Frage nach, was passiert, wenn Parties und Auftritte verboten sind?  (Quelle: Filmfest Hamburg 2022)

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Meinungen

Thomas · 15.01.2023

Der Film ist gut gemacht,leider wird deutlich wie H.P seine Crew behandelt.Er sollte sich mal Gedanken machen ob Bossing der richtige Weg ist?Das Basti nicht mehr dabei ist merkt man schon an der neuen Single.