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A-ha hatten Mitte der 1980er Jahre mit ihrer Single „Take on Me“ ihren internationalen Erfolg als Popband. Noch heute sind die Norweger sehr beliebt. Ihr Ehrgeiz war es immer, ernsthafte Musik zu machen, nicht immer wurden sie darin verstanden. Der Dokumentarfilm von Thomas Robsahm erzählt von ihren Anfängen, ihrem Durchbruch und den vielen Jahren des Auf und Ab danach.

A-ha - The Movie (2021)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Der Soundtrack der 1980er Jahre

Es gibt kaum ein Lied aus den 1980er Jahren, das zu einem solchen Ohrwurm wird, sobald man nur den Titel liest. Mit „Take on Me“ haben A-ha einen Riesenerfolg gelandet und 1985 ihren internationalen Durchbruch geschafft. Dass der Weg der norwegischen Band bis dahin steinig war, mögen wohl nur eingefleischte Fans wissen. Von ihrer turbulenten Geschichte in den Jahrzehnten danach, von ihrem Auf und Ab, den wiederholten Trennungen und Comebacks sowie den persönlichen Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern und der Bedeutung der Band für das Selbstbewusstsein eines ganzen Landes dürfte in dem Ausmaß, wie es der Dokumentarfilm von Thomas Robsahm präsentiert, auch eine breitere Öffentlichkeit außerhalb Norwegens nicht gewusst haben.

A-ha — The Movie ist in erster Linie umfassend. Der norwegische Regisseur Thomas Robsahm, der ungefähr im gleichen Alter wie die drei Bandmitglieder von A-ha Pål Gamst Waaktaar-Savoy, Magne Furuholmen und Morten Harket ist, hat mit dem Film nicht nur ein sensibles Künstlerporträt geschaffen, sondern erzählt auch von den Träumen, Unsicherheiten und Realitäten einer ganzen Generation. Was als liebevolle Hommage an offensichtliche Vorbilder beginnt, entwickelt sich zur Studie über die Kreativität, die Dynamiken des Musikgeschäfts und die Vereinbarkeit von beidem.

Ursprünglich wollte Robsahm mit seinem Film die Entstehung einer neuen gemeinsamen Platte von A-ha dokumentieren. Zu der Zeit machten ihm aber die Bandmitglieder keine großen Hoffnungen darauf, dass das noch stattfinden werde, weil sie sich wieder einmal zerstritten hatten. Auf diese Weise lernte Robsahm das fragile Konstrukt kennen, das diese Gruppe zusammen zu halten scheint. Diese eine neue Platte sollte schließlich doch noch entstehen, doch zwischenzeitlich vergingen mehrere Jahre, während denen der Regisseur die Band begleitete, und woraus er schließlich sein sehr dichtes Werk herausschälte.

Angefangen wird beim eigentlichen Anfang, als Pål, Magne und Morten noch Teenager sind, in einem eher konservativen Norwegen, das international kaum wahrgenommen wurde. Die Fußballmannschaft brachte es zu keinen Erfolgen, noch konnte man sich kulturell irgendwie durchsetzen. Dass diese drei jungen Männer sich vornahmen, mit ihrer Musik die Welt zu erobern, erschien damals wie ein Hirngespinst. Es klappte auch nicht auf Anhieb. Der erste Versuch, in den 1970er Jahren in London durchzustarten, schlug fehl. Erst etwa zehn Jahre später, Mitte der 1980er Jahre kam die Gruppe unter Vertrag bei großen Labels wie EMI und Warner Brothers. „Take on Me“ wurde veröffentlicht und floppte. Erst die zweite Version schlug ein.

Wie sich dann der Erfolg sowohl zum Traum als auch zum Albtraum entwickelte, beschreibt der Film ausführlich. Überrumpelt von den Erwartungen und Anforderungen des Marktes gab die Band wichtige Entscheidungen, die ihr äußeres Bild betrafen, aus der Hand. Sie liessen sich einen Look aufdrängen, der sie auf jugendliche Fans festlegte, während ihre musikalischen Ambitionen viel ernsthaftere waren. Eindrücklich zeigt A-ha — The Movie dieses Tauziehen zwischen dem Willen, ernstgenommen zu werden, und dem Wunsch nach quantitativem Erfolg.

Komponiert hat Robsahm seinen Film mit einer Fülle an Archivmaterial, das aus verschiedenen Quellen stammt und in verschiedenen Formen eingesetzt worden ist. Zeitungsartikel, Fotografien, Amateurvideos, Audioaufnahmen, Konzertmitschnitte und eigene neue Aufnahmen werden ergänzt durch Animationen, die stilgerecht der Ästhetik aus den Musikvideos von A-ha entsprechen. Der Film trägt alles zusammen, was überhaupt existiert, und beweist damit eine beeindruckende Akribie. Anfänglich funktioniert diese Dichte an Material wie ein Klangteppich, der einen umhüllt und in die gleiche euphorische Stimmung wie die Band und Fans zu Zeiten der ersten Erfolge versetzt. Später vollzieht man, auch dank eines subtilen und äußerst geschickten Schnitts, die erst kleinen, aber dann zu unüberbrückbare Furchen sich ausweitenden Risse in der Konstruktion nach.

Robsahms größte Hürde war es offenbar, die drei Männer gleichzeitig zu filmen. Wenn es nicht bei Konzerten war, mieden sich die drei. Ohne sie jemals blosszustellen, schafft es A-ha – The Movie, die Eigenheiten jedes einzelnen der Bandmitglieder sichtbar zu machen. Im Grunde haben sie – und tun es noch immer – eine Zweckgemeinschaft gebildet. Anhand ihres Beispiels lassen sich Überlegungen in Bezug auf die Kompromisse zwischen Integrität und Vermarktung der Kunst, aber auch im allgemeineren Sinn über die Natur von zwischenmenschlichen Beziehungen anstellen.

A-ha - The Movie (2021)

In den 80ern eroberte a-ha mit ihrem Superhit TAKE ON ME die Welt. Doch wie der Ruhm ihre Freundschaft zerstörte weiß bis heute niemand. Zum ersten Mal erzählen Morten, Pål und Magne die Geschichte der Band und ihres Lebens selbst. (Quelle: Kinescope Film)

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