Elbe

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Alles fließt!

Seit mehr als 20 Jahren sind sie schon gemeinsam unterwegs, die beiden Elbschiffer Kowsky (Henning Peker) und Gero (Tom Jahn). Und die lange Zeit hat zwischen den beiden ein festes Band der Freundschaft geschmiedet, das auch dann nicht reißt, als sie sich unversehens an Land und damit sprichwörtlich auf dem Trockenen befinden – arbeitslos und ohne Perspektive. Gestrandet an den Ufern des Lebens, auf Grund gelaufen. Da im fernen Hamburg das große Geld und fette Aufträge locken – so weiß es zumindest der Hallodri Kowsky – machen sich die beiden Binnenschiffer in Geros Segeljolle auf den Weg auf „ihrem“ Fluss – der Elbe. Es beginnt eine Reise ins Ungewisse, in deren gemächlichem Verlauf die Unterschiede zwischen den beiden Männern deutlich zu Tage treten. Dabei ist es vor allem Kowsky, dessen kleine Gaunereien und Lügen die Fahrt der beiden zu einer dramatischen Odyssee werden lassen, in deren Verlauf den Männern nicht nur ihr Gefährt abhanden kommt. Die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt…
Elbe von Marco Mittelstädt ist ein Roadmovie auf dem Wasser und dementsprechend ein der Geschwindigkeit des Flusses angepasster Film, der sich weniger durch Rasanz als vielmehr durch einen behäbigen Erzählfluss auszeichnet. Ein Film über verlorene Lebensziele, zerbrechende Familien, über Freundschaft und über einen Fluss, der für die beiden Protagonisten weitaus mehr ist als nur ein vor sich hindümpelndes Gewässer. Da Kowsky aber bei genauer Betrachtung ein ziemlicher Kotzbrocken und Gero eher schweigsam ist, hat der Zuschauer einige Probleme, in diesen Film hineinzufinden. Eigentlich schade, denn die beiden Hauptdarsteller Henning Peker und Tom Jahn (Wir werden uns wiederseh’n) haben ein gewaltiges Potenzial und waren bislang auf deutschen Leinwänden recht wenig zu sehen. Ebenfalls nicht ganz einfach macht es dem Zuschauer eine zwar interessante, aber nicht immer einsichtige Montage, die zeitliche Bezüge und Erzählebenen teilweise assoziativ miteinander verknüpft und nicht immer deutlich voneinander trennt. Unbedingt sehenswert sind vor allem die Landschaftsaufnahmen, die teilweise deutlicher als die Charaktere selbst die seelische Verfassung der Proagonisten widerspiegeln. Auf diese Weise wird der Titel gebende Fluss nicht zum dritten, sondern zum eigentlichen Hauptdarsteller des Filmes von Marco Mittelstädt, der als Regisseur eine Menge guter Ansätze mitbringt, um auch in Zukunft von sich reden zu machen.

Elbe

Seit mehr als 20 Jahren sind sie schon gemeinsam unterwegs, die beiden Elbschiffer Kowsky (Henning Peker) und Gero (Tom Jahn).
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Meinungen

Peter · 27.05.2007

Irgendwie doch peinlich, wenn seit Wochen die Top3 und jetzt Top4 der "Leser"-Charts von Zorro-Filmen belegt werden.