Wir werden uns wiederseh'n

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Leben, Liebe, Tod in Mannheim

Das Altenheim liegt mitten in der Stadt. Es schwebt nicht irgendwo in den Wolken. Und trotzdem muss es ein ganz ungewöhnliches sein. Nicht nur, weil hier kein Pflegenotstand herrscht und noch keine Hektik um sich gegriffen hat, sondern auch weil hier musizierende Geister umgehen, die unerwartet im Lift stehen können, vor der Pförtnerloge oder im Totenraum. So sieht das jedenfalls die alte Frau Kramer und so sehen das auch die Zuschauer von Stefan Hillebrands und Oliver Paulus‘ neuem Film Wir werden uns wiederseh’n.
Der sexsüchtige, examinierte Altenpfleger Holger kommt aus Berlin und beginnt als neuer Mitarbeiter in diesem Seniorenheim. Abgesehen von dem alten Herrn Neumann, einem Insassen, der im Laufe des Films verstirbt, begegnet er hier nur Frauen. „Frauen unter sich können schwierig sein. Ein Mann wirkt da Wunder“, weiß die Pflegedienstleiterin Petra und lädt Holger später zu einem romantischen Essen bei Kerzenschein ein. In der Küche arbeitet Barbara, mit der Holger eine Nacht verbringt. In seiner Wohnung wartet Wiebke auf ihn und lockt ihn ins Bett. Und auch eine alte Insassin des Heims macht ihm ein eindeutiges Angebot.

Die hohe Schule der Improvisation, die die Regisseure Hillebrand und Paulus von ihren Darstellern einfordern, lässt tatsächlich sehr berührende Leistungen von Profis wie von Laien zutage treten, von Schauspielern wie Isolde Fischer, Tom Jahn, Pola Kinski und Einhardt Klucke wie von Bewohnern und Mitarbeitern des Altenheimes, in dem auch gedreht wurde. Alle Figuren, so skurril sie auch sein mögen, sind sensibel porträtiert und (Werner, die Liaison der Pflegedienstleiterin, mal ausgenommen) nicht zur Belustigung ausgestellt. Das Mittel der Improvisation erzeugt einerseits den Eindruck einer realistischen Annäherung, andererseits entstehen dabei freie Momente reinen Schauspiels, die mit abbildendem Naturalismus im Dienste einer Geschichte nur noch wenig zu tun haben. So kommen einige ungewöhnliche Sequenzen zustande, ein Wasserballett im Hallenbad beispielsweise, und, in der Großküche des Altenheims, eine absurde Suche nach „attraktiven Geistern“.

Wir werden uns wiederseh’n spart Schauplätze wie Straßenbahnhaltestellen, Tiefgaragen und hässliche Hochhäuser nicht aus und erfasst die Doppelstadt Mannheim-Ludwigshafen, Drehort und Schauplatz des Films, in Bild und Wesen. Stefan Hillebrand zufolge ist diese wunderbare Komödie nach Wenn der Richtige kommt von 2003 der zweite Teil einer im Entstehen begriffenen Mannheim-Trilogie. Auf den dritten Film darf man jetzt schon gespannt sein.

Wir werden uns wiederseh'n

Das Altenheim liegt mitten in der Stadt. Es schwebt nicht irgendwo in den Wolken. Und trotzdem muss es ein ganz ungewöhnliches sein.
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Meinungen

nic Nagel · 14.08.2007

Großartig! Bester Film des Jahres

Andreas Iseli · 01.05.2007

Einfach hinreissend! So liebevoll und respektvoll - unbedingt ansehen!!! Schade, dass es nicht mehr solche FIlme gibt.

Henrik Lentz · 10.04.2007

ausgezeichneter Film, zwar ziemlich skurril und überzogen, aber ich habe mich köstlich amüsiert.
Pola Kinski und Tom Jahn spielen einfach klasse.Ich wünsche mir mehr Filme dieser Art!

andreas meinike · 21.03.2007

grossartiger film- hatte grossen glück auf dem filmfestival mannheim heidelberg anzuschauen. ein mutiger und lebensnahe film. ich besuche fast jede woche meine grossmutter in einer pflegeheim und dort herscht die stimmung wie im film. am anfang der geschichte hatte ich meine problem aber zunehmend würde der immer besser ein gelungener film. ich werde es weiter empfhelen. weiter so! ps ich habe zufällig auch den ersten film von den filmemacher gesehen. der zweite ist noch besser! cheers!