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Befana, die italienische Weihnachtshexe ist wieder da. Diesmal reitet sie nicht in unserer Gegenwart, sondern im 18. Jahrhundert auf ihrem Besen. Ein Kinderfilm über die zauberhaften Anfänge einer Legende.

Die Legende der Weihnachtshexe (2021)

Eine Filmkritik von Falk Straub

„Blitz und Schweinezahn“

Der Starttermin ist wohlüberlegt. Kurz nach Halloween und zweieinhalb Wochen vor dem ersten Advent reitet die italienische Befana auf ihrem Besen zum zweiten Mal über die deutschen Leinwände. Als Hexe, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar Geschenke bringt, vereint sie gruselige Elemente mit Festtagsstimmung. Diesmal wird ihre Entstehungsgeschichte erzählt.

Im November 2019 machte ein italienischer Kinderfilm das deutsche Kinopublikum mit der Legende der Befana vertraut. Michele Soavis Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe war in der Gegenwart angesiedelt, die titelgebende Hexe bereits Hunderte Jahre alt und in einem verschneiten Bergdorf inkognito als Lehrerin unterwegs. Das Prequel unter der Regie von Paola Randi geht nun bis zu ihren Ursprüngen zurück – und offenbart dieselben Stärken und Schwächen wie schon der erste Film.

Italien Mitte des 18. Jahrhunderts: Das Waisenkind Paola (Zoe Massenti) und ihr Kumpane Chicco (Mario Luciani) schlagen sich als Diebe durch. Als Paola ausgerechnet vom Baron De Michelis (Fabio De Luigi), einem berüchtigten Hexenjäger, auf frischer Tat ertappt wird, soll sie auf dem Scheiterhaufen brennen. In letzter Sekunde rettet ihr die Hexe Dolores (Monica Bellucci) auf ihrem Besen das Leben und nimmt sie mit zu sich nach Hause in den Wald. „Blitz und Schweinezahn!“ würde Paola dazu wohl sagen.

In ihrem schnuckligen Hexenhäuschen, das einer ganzen Schar Waisenkinder Unterschlupf gewährt, täuscht Dolores den Baron und seine Häscher ein ums andere Mal mit ihren magischen Pulvern, die dank toller visueller Effekte in farbenprächtigen Wolken über die Leinwand wehen. Überhaupt schaut der Film wunderbar aus. Hier im Wald könnte Paola in Ruhe und Frieden leben, doch freilich kommt es anders. Als gewiefte Diebin will Paola Dolores‘ zauberhafte Hilfsmittelchen für ihre kriminellen Absichten nutzen. Zur Einsicht und zu ihrem künftigen Job als Weihnachtshexe kommt sie erst über mehrere Umwege.

Wie der erste Teil weiß auch der zweite immer dann zu überzeugen, wenn sich hinter unscheinbaren Orten märchenhafte auftun. In Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe führte eine kleine Klappe in einem Schuppen in einen gigantischen Gewölbekeller. Unter Baumwurzeln, die durch die Kellerdecke drangen, stapelten sich Myriaden von Geschenken. Liebevoll gestaltete Sets wie dieses ließen auch die Herzen all jener Erwachsenen höherschlagen, die im Innern Kind geblieben sind. In Die Legende der Weihnachtshexe gibt es viele vergleichbare Entdeckungen. Dolores‘ Hexenküche etwa, deren Zugang in einem Baumstamm versteckt ist, und Erinnerungen an andere Märchenfilme wie Rob Reiners Die Braut des Prinzen (1987) weckt. An dessen Klasse und Klassikerstatus reicht Paola Randis Film allerdings nicht heran.

Wie der erste Teil hat auch der zweite Anlauf massive Drehbuchschwächen, obwohl Autor Nicola Guaglianone sich dieses Mal mit dem Comickünstler Menotti zusammentat, mit dem er schon das Skript zur Superhelden-Parodie Sie nannten ihn Jeeg Robot (2015) verfasste. Die Handlung ist überladen, verworren und mit einer Laufzeit von beinahe zwei Stunden für einen Kinderfilm überlang. Einzelne Aspekte sind für Kinder (zumindest für die unter zehn Jahren) zu komplex und vermutlich auch zu furchteinflößend. Unnötige inhaltliche Wiederholungen muten wie Plotlöcher an, die nachträglich korrigiert werden mussten bzw. sie kommen einem so vor, als sei der Film ursprünglich als (TV-)Mehrteiler geplant gewesen, der für seine Kinoauswertung aus den Einzelteilen zusammengestöpselt wurde.

Da auch die Dynamik zwischen den Figuren nur bedingt funktioniert, zwischen den verschiedenen Waisenkindern zu wenig Chemie besteht und Hauptdarstellerin Zoe Massenti kaum Charisma verströmt, bleibt Die Legende der Weihnachtshexe ein Film, der besser aussieht, als er letztlich ist.

Die Legende der Weihnachtshexe (2021)

Das Findelkind Paola ist die geborene Diebin – listig, mutig und gierig. Als eine Hexe ihr anbietet, auf ihrem Hof mit weiteren Waisenkindern zu leben, entdeckt Paola dort die einzige Zutat, die ihr für ihren geplanten Raubzug noch fehlt: Magie. Doch ihre Jagd nach Gold lockt einen korrupten Hexenjäger an, der ihre neugewonnene Familie bedroht. Nur indem sie in der Liebe zu ihrer Familie die wahre Quelle ihrer Magie findet und dadurch ihr Schicksal als Weihnachtshexe annimmt, kann sie den Hexenjäger besiegen und ihre Geschwister retten.

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