Another Me – Mein zweites Ich

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Schuster, bleib bei deinen Leisten

Isabel Coixet befasst sich nach exzellenten Dramen wie Mein Leben ohne mich mit einem Roman von Cathy MacPhail, der auf dem Papier durchaus funktionieren mag, dessen Geschichte in der filmischen Umsetzung aber zu viele Defizite aufweist.
Fay (Sophie Turner) lebt nicht ganz das Leben eines normalen Teenagers. Seit ihr Vater an Multipler Sklerose erkrankt ist, bricht die Familie auseinander. Etwas Zerstreuung findet Fay, als sie bei einer Schulaufführung mitspielt und dabei auch einen Jungen kennen lernt. Vielleicht wendet sich doch endlich alles zum Guten, doch dann erlebt Fay immer wieder, dass Leute glauben, sie an Orten gesehen zu haben, an denen sie nicht wahr, und sich mit ihr unterhalten zu haben, obwohl sie keine Erinnerung daran hat. Könnte es ein Doppelgänger sein, der hier aktiv ist oder beginnt Fay, ihren Verstand zu verlieren?

Das eigentlich spannende Element, die Frage nach dem Mysterium um Fays Doppelgängerin, ist bei Another Me – Mein zweites Ich im Grunde der völlig uninteressante Plot. Er verläuft nicht nur innerhalb sehr bekannter Erzählmuster, sondern führt auch auf ein erstaunlich leeres, weil emotionsbefreites Ende zu, das vor allem eines verdeutlicht. Dieser Romanverfilmung wäre besser gedient gewesen, wenn der übernatürliche Hokuspokus samt und sonders über Bord geworfen worden wäre.

Denn die Geschichte von Fays Familie ist der eigentlich interessante Punkt dieser Erzählung. Er kommt auch Regisseurin Isabel Coixets Stärke entgegen, die sich hier erstmals im Thriller-Terrain tummelt, aber eigentlich im Reich der echten Dramen weit besser aufgehoben ist.

Sie ist eine versierte Regisseurin, dementsprechend gelingen ihr auch ein paar richtig gute Szenen, in der Summe bleibt Another Me – Mein zweites Ich aber erstaunlich farblos und – das noch schlimmer – auch extrem spannungsarm. An den Schauspielern liegt es nicht, die holen aus dem vorhandenen Material heraus, was geht. Insbesondere gilt das für Sophie Turner, die nach Game of Thrones hier erstmals auf der großen Leinwand glänzen kann, und Rhys Ifans, der ihren Vater spielt. Ifans ist fast so etwas wie das Zentrum des Films, der Auslöser der Geschichte, der eigentlich interessante Punkt, aber daraus wird zu wenig gemacht. Das gilt für einige der anderen Figuren auch, lediglich Claire Forlani als Mutter, die eine Form von Glück in einer Affäre sucht, hat noch mehr Spielraum und schafft es, eine potenziell unsympathisch erscheinende Figur doch so zu gestalten, dass man sie mögen muss.

Der Film hat seine Momente, das mögliche Potenzial wird jedoch nicht herausgeholt. Am Ende wäre weniger mehr gewesen. Ein Drama, kein Mystery-Thriller, das wäre der Weg gewesen, den man hier hätte beschreiten müssen.

Another Me – Mein zweites Ich

Isabel Coixet befasst sich nach exzellenten Dramen wie „Mein Leben ohne mich“ mit einem Roman von Cathy MacPhail, der auf dem Papier durchaus funktionieren mag, dessen Geschichte in der filmischen Umsetzung aber zu viele Defizite aufweist.
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