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Autor-Regisseur-Produzent Hermann Vaske lässt in seinem dritten Film zum Thema erneut das Who-is-Who der internationalen Kreativszene und weitere bedeutende Persönlichkeiten antanzen, um über die Bedeutung der Kreativität in der heutigen Welt zu philosophieren. 

Can Creativity Save the World? (2023)

Eine Filmkritik von Christian Klosz

Kreativität gegen Krise?

Regisseur und Produzent Hermann Vaske stellt im dritten Teil seiner Filmreihe über Kreativität die existenzielle Frage: Kann Kreativität die Welt retten? Und meint damit, ob Kreativität angesichts multipler globaler Krisen wie Klimawandel, Krieg, Pandemie etc. das nötige Tool ist, diese zu lösen. Diese simple, aber doch gewichtige Frage stellt er verschiedensten Menschen, deren Kreativität sie bekannt und berühmt gemacht hat: Die SchauspielerInnen Cate Blanchett, Willem Dafoe und Isabella Rossellini, die MusikerInnen David Bowie, Björk und Campino, die KünstlerInnen Julian Schnabel und Maria Abramovic, die Aktivistin Luisa Neubauer und Schachmeister Garri Kasparov.

Deren Antworten sind spannend und vor allem vielfältig: Während einige verneinen, dass Kreativität viel Gutes auf der Welt bewirken könne, verweisen andere auf deren Ambivalenz: Kreativität könne Gutes und Schlechtes tun, sowohl für Fortschritt als auch Zerstörung eingesetzt werden. Die meisten jedoch glauben an ihre schöpferische, innovative, positive und hoffnungsstiftende Kraft, sei es nun im eng gemeinten künstlerischen Sinn oder im weiter gefassten universellen.

Das Herausragende an Vaskes Film sind zweifelsohne die namhaften Stars und Persönlichkeiten, die hier auftreten. Und fraglos sind die Antworten der meisten erhellend, interessant, klug, tiefgründig und von Substanz: Maria Abramovic spricht davon, dass große Kunst immer überlebe, dass die UrheberInnen zwar sterben mögen, aber deren kreative Schöpfung für die Ewigkeit sei; da, um immer wieder aufs Neue entdeckt zu werden. Garri Kasparov vergleicht den ukrainischen Präsidenten Volodymyr Selenskyj mit Winston Churchill und erklärt, dass sein kreatives Talent der Kommunikation, seine Intuition ihn zu einem Führer der „freien Welt“ im 21. Jahrhundert gemacht hätten. Mehrere der Interviewten, unter anderem die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani, sprechen auch von der revolutionären Kraft der Kreativität, Ungerechtigkeiten zu beenden, das Denken der Menschen herauszufordern und (politische) Veränderungen zu bewirken. Schließlich wird auch das Thema künstliche Intelligenz und seine Verbindungen zur Kreativität (können Maschinen kreativ sein?) beleuchtet.

Die Antworten der Befragten geben Denkanstöße, betrachten das Phänomen Kreativität aus unterschiedlichen Perspektiven und illustrieren, was es bedeutet, in der heutigen Wirklichkeit kreativ zu sein. Leider mangelt es der Umsetzung von Autor, Regisseur und Produzent Vaske stellenweise an genau dieser vielbeschworenen Kreativität.

Denn die Anordnung der Interviewsequenzen folgt keiner chronologischen oder logischen Folge, sondern ist vielmehr assoziativ, und das nicht immer zum Vorteil: Als etwa Kasparov Churchill erwähnt, folgt der Schnitt zu Blanchett, die Churchill in anderem Kontext zitiert. Als jemand von Nelson Mandela spricht als großem politischen Führer und Visionär, folgt der Schnitt zu einer vermutlich gut zwei Jahrzehnte alten Aufnahme desselben.

Ja, allen von ihnen wurde die selbe Ausgangsfrage gestellt: „Can Creativity save the World?“ Und trotzdem bleibt das Gefühl, dass es dem Regisseur neben dem durchaus hehren und sinnvollen Anliegen auch darum ging, sich selbst neben prominenten Personen bestmöglich in Szene zu setzen. Denn in der Hälfte der Aufnahmen tritt er selbst auf — an sich ein No-Go für Dokumentarfilme dieser Art. Hauptdarsteller des Films sollte die Kreativität sein, daneben die Persönlichkeiten, die über sie und ihre Beziehung zu ihr philosophieren. Durch seine eigenen, inszenierten Auftritte wird der Filmemacher so zum dritten Protagonisten, was dem Anliegen nicht dienlich ist.

Schnitt und Inszenierung gestalten sich ebenso holprig wie die Dramaturgie. So sind es am Ende tatsächlich die Kreativen, die diesen Film retten. Denn durch deren Mitarbeit ergibt sich ein reicher Fundus an Zitaten, eine spannende filmische Reflexion über Kreativität.

Can Creativity Save the World? (2023)

Kann Kreativität helfen die Probleme der Welt zu lösen? Kann die außergewöhnliche Macht der Kreativität helfen, die Probleme der Welt zu lösen? Trotz dieser dunklen Stunden globaler Pandemie, der von Menschen gemachten Klima-Katastrophe und eines brutalen Krieges gibt uns die Kraft der Kreativität Grund zu Optimismus und Hoffnung. Den Zuschauern wird — von einigen der kreativsten Köpfe der Welt — gezeigt, wie Kreativität einer notleidenden Welt hilft. In „Can Creativity Save the World?“, dem dritten Teil von Hermann Vaskes Creative Saga („Why Are We Creative“, „Why Are We Not Creative?“) fragen wir, ob die außergewöhnliche Macht der Kreativität und der Imagination uns helfen kann, uns vor der existentiellen Bedrohung zu schützen, der wir als Welt und Spezies gegenüberstehen. Die Antworten kamen von einigen ungewöhnlichen Menschen – Menschen, die allgemein als einige der kreativsten Köpfe der Welt angesehen werden. Unsere Hoffnung ist es, dass diese Visionäre uns zeigen, wie wir unsere eigene Kreativität erkennen, wie wir sie freisetzen und anwenden können, um einer notleidenden Welt zu helfen. Mit Schauspieler:Innen wie Cate Blanchett, Isabella Rossellini, Golshifteh Farahani und Willem Dafoe; und Musiker:Innen wie Björk, Campino und David Bowie. Künster:Innen wie Marina Abramovic, Shirin Neshat; Aktivist:Innen wie Pussy Riot und Luisa Neubauer und mit dem besten Schachspieler aller Zeiten Garry Kasparov. (Quelle: W-Film)

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