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In Matt Veselys „Monolith“ wird ein Kammerspieldrama um eine in Misskredit geratene Journalistin peu à peu zum beklemmenden Albtraum.

Monolith (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

I wanna tell you a story…

Fake News, Verschwörungstheorien, Isolation. Matt Veselys Langfilm-Regiedebüt „Monolith“ greift etliche aktuelle Themen auf, erinnert im Kern aber auch an das US-Paranoia-Kino der 1970er Jahre, insbesondere an Francis Ford CoppolasDer Dialog“ (1974). Die Inszenierung setzt auf absolute Reduktion: eine Frau ohne Namen, allein in einem abgeschiedenen Haus. Nur über Calls ist sie mit anderen Menschen verbunden.

Die Protagonistin, verkörpert von Lily Sullivan, ist eine australische Investigativjournalistin. Ihr letzter großer Artikel hat sie allerdings in Verruf gebracht: Die Anschuldigungen, die sie darin erhob, waren nicht ausreichend durch verlässliche Quellen gedeckt. In ihrem E-Mail-Postfach gehen seither unentwegt Hassnachrichten ein. Die Frau hat sich auf das Anwesen ihrer verreisten Eltern zurückgezogen, weigert sich jedoch, eine Pause einzulegen – und sucht deshalb nach der nächsten Story für ihren Podcast über unerklärliche Phänomene.

Ein anonymer Hinweis bringt sie auf die Spur von Floramae (Ling Cooper Tang). Diese erzählt der Podcasterin eine Geschichte über einen schwarzen Stein, der ihr Leben einst dramatisch verändert habe. Verknüpft sei damit ein Vorfall bei einer Familie, für die sie damals arbeitete. Auch andere Leute – etwa der aus Deutschland stammende Klaus (Terence Crawford) – melden sich bei der Journalistin, die bald begreifen muss, dass sie wohl selbst tief in die ganze Angelegenheit verstrickt ist.

Das von Lucy Campbell geschriebene Drehbuch lässt die Situation der Heldin geschickt allmählich eskalieren. Monolith beginnt als Drama über eine Person, die sich deutlich über ihren Beruf definiert – und es daher nur schwer hinnehmen kann, einen Fehler in ihrer Arbeit gemacht zu haben. Lily Sullivan, die gerade mit dem Splatter-Sequel Evil Dead Rise durchstartet, bringt glaubhaft zum Ausdruck, wie gedemütigt und verloren sich die ehrgeizige Reporterin fühlt – und mit welcher Dringlichkeit sie sich jetzt den Erfolg zurückwünscht. Spannend ist, dass der Film die Figur nicht durchweg sympathisch und integer zeichnet, etwa wenn sie einem von Angst erfüllten Mann am Telefon verspricht, das Gespräch zwischen ihnen nicht aufzunehmen, dabei aber genau dies tut. In zahlreichen Nahaufnahmen wird jede kleinste Gesichtsregung erfasst.

Auch der Übergang zum Mysterythriller gelingt stimmig. Die überwiegend in kalten Farben gehaltenen Bilder, die Vesely und der Kameramann Michael Tessari finden, und nicht zuletzt das raffinierte Sounddesign sorgen für die nötige Atmosphäre. Mehr und mehr kippt die Stimmung vom Melancholischen ins Unbehagliche. Der schwarze Stein, ein rätselhaftes Artefakt, dient als Ausgangspunkt für eine erschreckende Erkenntnis, wobei wir uns bis zum Ende nicht sicher sein können, ob wir wirklich alles, was wir hier zu sehen und zu hören bekommen, glauben dürfen.

Von einer Krankheit, die dadurch verbreitet wird, dass die Leute über sie sprechen, ist an einer Stelle die Rede – eine extrem unheimliche Vorstellung, die auf visueller Ebene unter anderem vermittelt wird, indem die Hauptfigur die Fenster ihres Arbeitszimmers mit Notizzetteln und ausgedruckten Dokumenten beklebt und so ihren Lebensraum zu einem Ort macht, der eine immer stärkere Klaustrophobie hervorruft. Wir werden mit der Heldin in die beängstigende Dunkelheit gezogen – bis zum knackigen Horrorfinale.

Monolith (2022)

„Beyond Believable“ heißt der Podcast, bei dem eine junge Investigativjournalistin anfängt, nachdem sie bei einer Zeitung wegen der Verdrehung von Fakten gefeuert wurde. Da kommt ihr ein rätselhaftes Artefakt, das Hinweise auf eine außerirdische Verschwörung zu geben scheint, wie gerufen. Vielleicht lauert dahinter die Story ihres Lebens? Die Episode ist ein voller Erfolg, aus aller Welt erreichen sie Berichte zu dem unheilvollen Objekt. Immer tiefer lässt sie sich in die hypnotische Geschichte hineinziehen – aller Warnungen zum Trotz. (Quelle: Fantasy FilmFest)

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