Tanja - Life in Movement

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein kurzes und bewegtes Leben

Es ist schon merkwürdig und auch ein wenig anrührend, wie große Karrieren manchmal beginnen. Als Tanja Liedtke im Alter von drei Jahren gefragt wurde, was sie einmal werden wolle, antwortete sie: „Ich möchte eine Blume werden“. Natürlich war den Erwachsenen klar, dass das nicht möglich sei, doch dann sah sie eine Ballettaufführung, in der der Blumenwalzer aufgeführt wurde und sah sich in ihrem Berufswunsch bestätigt. Kurz darauf begann sie mit dem Tanzunterricht.
Mit dieser kleinen Episode beginnt der australische Dokumentarfilm Tanja – Life in Movement von Sophie Hyde und Bryan Mason, der das kurze und bewegte Leben der Tänzerin und Choreographin schildert, die bereits mit 29 Jahren zur künstlerischen Leiterin der Sydney Dance Company ernannt wurde. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass zuvor 30 Jahre lang Graeme Murphy die renommierte Compagnie geleitet hatte. Dass nun eine sehr junge Tänzerin diese Ikone des modernen Tanzes ablösen sollte, sorgte innerhalb der Ballettwelt für einigen Gesprächsstoff. Die 1977 in Stuttgart geborene Tänzerin war nach ihrer Ausbildung in Madrid sowie an der Elmhurst Ballett School und an der Ballet Rambert School in Großbritannien im Jahre 1996 nach Australien übergesiedelt und hatte sich dort schnell einen Namen gemacht. Vor allem ihre Choreographie des Stückes Twelfth Floor, mit dem sie auf Tournee ging, erregte großes Aufsehen und brachte ihr den „Australian Dance Award for Outstanding Achievement in Choreography“ ein. Danach deuteten alle Vorzeichen auf eine steile Karriere hin, vor allem, als bekannt wurde, dass sie sich gegen eine hochkarätige Konkurrenz im Kampf um die Nachfolge von Graeme Murphy durchgesetzt hatte. Dann aber passierte das Unfassbare: Noch bevor sie diese neue Position antreten konnte, wurde sie im August 2007 beim Überqueren einer Straße in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung von einem Müllwagen erfasst und überfahren – sie erlag ihren Verletzungen.

Tanja – Life in Movement ist aber nicht nur ein Film über eine beeindruckende Persönlichkeit, bei der Leben und Kunst wie selbstverständlich ineinander flossen, sondern auch (und darin ähnelt der Film in seiner Charakteristik durchaus Wim Wenders‘ Pina) ein Film über den Verlust, die Trauer, die Fassungslosigkeit derer, die zurückbleiben, wenn jemand aus dem Leben scheidet. Zugleich macht sich der Film aber auch auf die Spuren der Kreativität, er zeigt bei aller Trauer und Melancholie, die bei fast jeder Einstellung präsent ist, auch von der Vitalität und Lebensfreude Liedtkes.

Kaleidoskopartig zusammengesetzt aus Interviewaufnahmen mit Freunden, Weggefährten und Familienangehörigen, mit Archivaufnahmen der Choreographien, Proben und Aufführungen, mit Momenten, in denen wir die Tänzerin selbst bei der Arbeit oder in Gesprächen erleben können, entsteht so ein dichtes und faszinierendes Bild einer vielseitigen, tiefgründigen und leider viel zu früh verstorbenen Tänzerin, das vor allem Freunde und Fans des Modern Dance begeistern dürfte.

Tanja - Life in Movement

Es ist schon merkwürdig und auch ein wenig anrührend, wie große Karrieren manchmal beginnen. Als Tanja Liedtke im Alter von drei Jahren gefragt wurde, was sie einmal werden wolle, antwortete sie: „Ich möchte eine Blume werden“. Natürlich war den Erwachsenen klar, dass das nicht möglich sei, doch dann sah sie eine Ballettaufführung, in der der Blumenwalzer aufgeführt wurde und sah sich in ihrem Berufswunsch bestätigt.
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