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In „Insidious: The Red Door“ schickt Patrick Wilson die leidgeprüfte Familie Lambert abermals in die Finsternis.

Insidious: The Red Door (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Das Böse naht im Hintergrund

Maximaler Grusel mit minimalen Mitteln. Mit dieser keineswegs neuen, aber durchaus wirkungsvollen Formel gelang dem Regisseur James Wan und dem Drehbuchautor Leigh Whannell mit „Insidious“ im Jahre 2010 ein veritabler Genre-Hit. Sechs Jahre zuvor hatte das kreative Duo mit „Saw“ dazu beigetragen, dass eine neue Härte Einzug ins Mainstream-Kino hielt. Die in „Insidious“ erzählte Geschichte um die Familie Lambert, die von Dämonen aus der Dunkelheit bedroht wird, setzte indes auf Old-School-Spannungskino, das an Werke wie „Haus des Bösen“ (1972), „Amityville Horror“ (1979) oder „Das Grauen“ (1980) denken ließ.

Neben der schaurigen Inszenierung und der soliden Besetzung aller Hauptrollen (darunter Barbara Hershey als Großmutter) vermochte der Film zudem mit seinem schwarzen Humor für sich einzunehmen. Der Erfolg sorgte dafür, dass 2013 ein zweiter Teil folgte, der das Geschehen um das Ehepaar und dessen drei Kinder stimmig fortsetzte, und dass aus Insidious schließlich ein lukratives Franchise wurde: Das Prequel Insidious: Chapter 3 (2015) und dessen Weiterführung Insidious: The Last Key (2018) konnten an der Kasse zwar immer noch überzeugen, brachten inhaltlich allerdings kaum noch Neues hervor.

Insidious: The Red Door befasst sich nun wieder mit der Kernfamilie aus den Anfängen. Neun Jahre sind vergangen, seit der Vater Josh (Patrick Wilson) und der ältere Sohn Dalton (Ty Simpkins) unter Hypnose gesetzt wurden, um die traumatischen Erlebnisse im Ewigreich zu vergessen. Josh und Renai (Rose Byrne) leben inzwischen getrennt. Als Dalton sein Studium an der Kunstuniversität beginnt, hat eine mentale Übung seiner Professorin Armagan (Hiam Abbass) zur Folge, dass er sich plötzlich an Verdrängtes erinnert. Und auch zu Josh kehren die unheimlichen Visionen zurück.

Patrick Wilson kommt diesmal nicht nur eine zentrale Rolle vor der Kamera zu; er hat Insidious: The Red Door obendrein in Szene gesetzt. Als eigenwilliger Auteur mit ganz individuellem Stil präsentiert er sich mit seinem Regiedebüt gewiss nicht. Er beweist jedoch ein sicheres Geschick für Gänsehaut-Momente, die recht gekonnt mit unserer Angstlust spielen und dabei sowohl spannend als auch witzig sind.

So nutzt Wilson etwa, ähnlich wie schon Wan in den ersten beiden Insidious-Teilen oder in Conjuring – Die Heimsuchung (2013), das Element der Stille, um Atmosphäre aufzubauen und uns auf den Schrecken vorzubereiten. Auch das Potenzial des Bildhintergrundes schöpft Wilson mit seiner Kamerafrau Autumn Eakin genüsslich aus. Beispielsweise sehen wir in einer Sequenz auf einem Friedhof, wie Josh in seinem Auto sitzt und auf sein Handy schaut, während eine schemenhafte Gestalt langsam näher kommt. Noch fieser ist eine Passage in Joshs Haus, in der jemand im Garten steht, ohne dass Josh dies zunächst bemerkt. Durch bewegliche Pappkarten, die am Fenster angebracht sind und von Josh wiederholt hoch- und runtergeklappt werden, ist die Sicht auf diese Person immer wieder verdeckt. Und wir ahnen natürlich Schlimmes. An späterer Stelle kommt unter anderem noch eine MRT-Röhre sehr effektiv zum Einsatz.

Der im Rahmen der Reihe völlig neue Schauplatz des College-Campus macht Insidious: The Red Door überdies zu einem düsteren Coming-of-Age-Trip zwischen Wohnheimzimmern, Klassenräumen und Partys im Stil von Scream 2 (1997) oder Düstere Legenden (1998). Für den Humorfaktor, der in den vorherigen Teilen vor allem durch zwei nerdige Geisterjäger entstand, ist hier Daltons extrovertierte Kommilitonin Chris zuständig, die von Sinclair Daniel charismatisch verkörpert wird. Ty Simpkins, der auch in The Whale (2022) eine bemerkenswerte Leistung lieferte, vermittelt derweil die Dringlichkeit, mit der Dalton nach Antworten sucht. All das revolutioniert selbstverständlich das Genre nicht, garantiert aber solide Spuk-Unterhaltung.

Insidious: The Red Door (2023)

In „Insidious: The Red Door“ kehrt die Originalbesetzung des Horror-Franchises für das finale Kapitel der furchterregenden Geschichte der Familie Lambert zurück. Um ihre Dämonen ein für allemal loszuwerden, müssen Josh und Dalton, der inzwischen alt genug ist, um aufs College zu gehen, tiefer als jemals zuvor in „Das Ewigreich“ eindringen. Dort werden sie mit der dunklen Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert und einer Reihe neuer, noch furchteinflößenderer Schrecken, die hinter der roten Tür auf sie lauern.

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