SAW

Eine Filmkritik von Mirela Halac

Geschlossene Gesellschaft oder wer hat die stärksten Nerven

Low Budget versus Hollywood Kino. Zwei Filmstudenten mit einer gar nicht allzu neuen Idee gegen die Filmfabrik in Los Angeles. Das war die Idee, letzten Endes werden diese zwei Gegensätze gekoppelt: gar nicht mehr so Low Budget (immerhin über eine Million Dollar Produktionskosten) und mit einer amerikanischen Produktionsgesellschaft im Rücken, entstand der Überraschungserfolg des Jahres 2004 an den US-Kinokassen: SAW interessiert und schockiert gleichzeitig die Cineastenwelt.
Genug der Horrorthriller, die versuchen eine Handlung herbeizuzwingen. SAW geht hier keine Umwege, stattdessen findet sich der Zuschauer sofort mitten im Geschehen als Voyeur wieder: Dr. Gordon (Cary Elwes) und der Fotograf Adam (Leigh Wannel) erwachen in einem heruntergekommenen Klo, dessen Flair einer öffentlichen Bedürfnisanstallt in nichts nachsteht. Beide an Rohre gekettet, beide haben nicht die Spur einer Idee über die Gründe ihres etwas seltsamen Zusammenkommens. Eine blutige Leiche in der Mitte der, für den Zuschauer nur zu erahnenden, stinkenden Toilette wirft zusätzliche Fragen auf. Herumliegende Hinweise, eine Minikasette mit dazugehörigem Abspielgerät, eröffnen die grausame Einsicht, dass nur einer der beiden Gefangenen lebend dieser Hölle entfliehen kann — und das in einer vorgegebenen Zeit. Dr. Gordon muss Adam töten, um seine Familie zu retten, Adam muss Dr. Gordon beseitigen, um lebend davonzukommen. Die nötigen Werkzeuge hierzu besitzen beide, Jigsaw überlässt nichts dem Zufall.

In zahlreichen Flashblacks und Parallellgeschichten sieht man Hintergründe, eine weitere Gefangene mit einer morbiden Apparatur mit Zeitschaltuhr um den Kopf, deren Schlüssel sich im Bauch eines Mitgefangenen befindet, sowie die beiden Detectives Tapp (Danny Glover) und Sing (Ken Leung) die auf der verzweifelten Suche nach Jigsaw sich als Lebensretter wiederfinden, um einer vom Serienkiller gequälten Seele aus der Bohrmaschinenapparatur herauszuhelfen. Auch hier wiederum die Anmerkung: Jigsaw überlässt nichts dem Zufall, so dass einer der beiden mit seinem Leben bezahlt.

Was all diese Personen auf einen Nenner bringt? In den Augen des Serienkillers sind die von ihm präzise auserwählten Opfer Menschen, die ihr eigenes Leben nicht zu schätzen wissen. Personen, die seiner Auffassung nach, moralisch fragwürdig sind. Kenner und Liebhaber dieses Genres denken zwangsläufig an David Finchers Sieben: Serienkiller tötet Menschen, die eine der zehn biblischen Todsünden begehen. Als wäre das nicht Parallelle genug: Auch die Rückblicke der eifrigen Detectives im Hintergrund erinnern stark an Brad Pitt und Morgan Freeman. Ein weiterer nennenswerter Vergleich wäre mit The Cube von Vincenzo Natali. Auch hier treffen fremde Menschen in ungewohnter Umgebung aufeinander und müssen seltsame, todbringende Rätsel lösen, um ihre Haut zu retten. Beide Filme waren Mitte der Neunziger erfolgreich, so drängt sich die Frage auf, was genau macht SAW zu einem solch großen Erfolg, obwohl die Idee keineswegs eine Neue ist. SAW zielt vielmehr auf die voyeuristischen und blutrünstigen Eigenschaften der Genrefans: Akzentuierung auf die klaustrophobische Stimmung, die ausgeklügelten Folterwerkzeuge mit den daraus resultierenden eindrucksvollen Bildern.

Abschließend muss betont werden, dass SAW nur für wirkliche Liebhaber der Horrorthriller zu empfehlen ist. Durchweg offenherzig und makaber präsentiert sich der Film von Darren Lynn Brosnan.

SAW

Low Budget versus Hollywood Kino. Zwei Filmstudenten mit einer gar nicht allzu neuen Idee gegen die Filmfabrik in Los Angeles.
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