Verdammt nochmal!...wo bleibt die Zärtlichkeit? Teil 2

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Im spielerischen Garten der Obsession

Vier Jahre nach seinem Erfolg Verdammt nochmal!… wo bleibt die Zärtlichkeit? legte der französische Regisseur Patrick Schulmann die Fortsetzung Verdammt nochmal!… wo bleibt die Zärtlichkeit? Teil 2 vor. Dabei tauchen allerdings keine Figuren wieder auf, beide Filme wurden vielmehr im selben Geist der bissigen Auseinandersetzung mit den menschlichen Trieben gemacht.
Der farbenblinde Maler Gil Darmon (Christian François) lernt aufgrund eines irrwitzigen Zufalls die Radiomoderatorin Catherine (Diane Bellege) kennen. Beide pflegen daraufhin eine Sexbeziehung, die für Catherine auf das Vergnügen ausgerichtet ist, während Gil durchaus ein Kind haben möchte. Da Gil von seiner Kunst nicht leben kann, verdient er ein wenig Geld mit Kinderbuchillustrationen. Sein Atelier befindet sich in einem heruntergekommenen Industriegebäude, in dem ansonsten nur noch sein Kumpel, der Fotograf Bob Hemler (Fabrice Luchini) wohnt. Hemler beschäftigt sich sowohl bei seinen Arbeiten, als auch privat auf spielerisch-neugierige Weise mit dem weiblichen Körper. Er schminkt Pflanzenbilder oder andere ungewöhnliche Dinge auf nackte Frauen, hat ein Weltraumteleskop auf das gegenüberliegende Gebäude gerichtet, um die Duschen oder die Hotelzimmer zu beobachten, und sieht überall die Möglichkeit, ein sexuelles Abenteuer beginnen zu können. Als die Tochter eines reichen Verlegerpaares entführt wird und Gil unter Verdacht gerät, kommt in das ohnehin schon sonderbare Beziehungsgeflecht zusätzliche Dynamik hinein.

Schulmann beschäftigt sich einerseits ausführlich mit den brodelnden Kräften der menschlichen Natur und den Strategien, damit umzugehen, andererseits nutzt er die Thematik diesmal auch, um verschiedene gesellschaftliche Bereiche auf sarkastisch-grimmige Weise anzugreifen. So führt ein ausgesprochen inkompetenter Polizist die Ermittlungen gegen Gil, der aufgrund recht vager Zeugenaussagen belastet wird, die Verlegertochter aber nicht entführt hat. Da kein anderer Verdächtiger greifbar ist, steigert sich der schlichte Polizist in einen regelrechten Verfolgungswahn hinein, der immer absurdere Züge trägt. Triumphierend konfrontiert er Gil mit scheinbar belastenden Aspekten, die der Verdächtige aber schnell kontern kann. Dennoch landet Gil mehrfach im Knast, weil der Ermittler seinen vorurteilsgeprägten Wahn nicht abstellen kann. Das steigert sich auf Seiten der Polizisten bis zu Fantasievorstellungen mit Selbstjustizcharakter und dem verzweifelten Versuch, den Tathergang zu rekonstruieren. Die sexuellen Neigungen des mit Gil befreundeten Fotografen, die der Ermittler bei einem Besuch im Atelier nicht übersehen kann, bestätigen ihn in seiner verklemmten Natur, dass es sich bei diesen Leuten nur um Verbrecher handeln kann.

Schulmanns groteske Zuspitzung auf Wahn und komödiantische Absurdität ist zwar brüllend komisch, sie kann aber nicht darüber hinwegdeuten, dass hier Vorverurteilungen und Gewalt am Werk sind. Diese Ambivalenz durchzieht den ganzen Film, der luftig daherkommt, aber durchaus Abgründe offenbart. Denn so charmant offen der Fotograf mit seinen Neigungen auch umgeht, die aufgrund seiner pubertär ausgestellten Neugier etwas Unschuldiges haben, so fragwürdig ist sein Verhalten. Stets wird klar, dass die Leichtigkeit umkippen kann, wenn die Triebe völlig außer Kontrolle geraten. In einer bissig-komischen Szene schnappt sich der Justizminister bei einer Besprechung mit dem Ermittler, der die Kindesentführung aufklären soll, ein Jagdgewehr und knallt einen wildfremden Bauarbeiter an einem Presslufthammer ab, damit der Baulärm aufhört. Aus dem unfassbaren, geradezu cartoonartigen Vorgang speist sich die Komik, die aber wie ein bitterer Trunk schmeckt.

So nimmt sich Schulmann nicht nur Politik und Polizeiapparat vor, auch der Strafvollzug, religiöse Bigotterie und der Kunstbetrieb bekommen ihr Fett weg. Verdammt nochmal!… wo bleibt die Zärtlichkeit? Teil 2 ist dank Schulmanns Gespür für Situationskomik, Slapstick und hintergründiger Satire humorig und bitter zugleich.

Das Bild der DVD ist etwas weicher als der erste Teil. Details gehen deswegen verloren und die Konturen sind nur durchschnittlich klar. Die Farben sehen etwas blass aus, ohne richtig ausgebleicht zu sein. Insgesamt macht das Bild der DVD einen akzeptablen Eindruck.

Der französische Monoton klingt etwas heller als die leicht dumpfe deutsche Synchronisation, dafür hat die Originalversion aber auch mit leichten Verzerrungen bei den Höhen zu kämpfen. Der deutsche Ton wird von einem leichten Hintergrundrauschen begleitet. Leider wurden für die Veröffentlichung keine deutschen Untertitel angefertigt, sodass nur Kenner des französischen Zungenschlags die Originalversion genießen können.

Wie beim Hauptfilm fehlen beim Bonusmaterial deutsche Untertitel. Bei dem dialoglosen Kurzfilm Petit Musique Humaine stört das nicht. Schulmann kombiniert hier die Aufführung eines Kammermusikstücks in einem Theater mit einer Vielzahl an Geräuschen der Menschen im Publikum zu einer sonderbaren Montage, die zwischen amüsant und überzeichnet pendelt. Die entfernte Szene besteht aus visuell verständlichen Elementen, sodass die fehlende deutsche Übersetzung hinnehmbar ist, der zweite Kurzfilm hingegen verlangt französische Sprachkenntnisse. Eine Bildergalerie und Trailer zum Film sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Verdammt nochmal!...wo bleibt die Zärtlichkeit? Teil 2

Vier Jahre nach seinem Erfolg „Verdammt nochmal!… wo bleibt die Zärtlichkeit?“ legte der französische Regisseur Patrick Schulmann die Fortsetzung „Verdammt nochmal!… wo bleibt die Zärtlichkeit? Teil 2“ vor. Dabei tauchen allerdings keine Figuren wieder auf, beide Filme wurden vielmehr im selben Geist der bissigen Auseinandersetzung mit den menschlichen Trieben gemacht.
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