The Wolves of Kromer

Eine Filmkritik von Peter Osterried

Mehr als nur ein Märchen

Auf Grundlage seines eigenen Bühnenstücks verfasste Charles Lambert das Drehbuch zu The Wolves of Kromer, einem Märchen für Erwachsene mit homoerotischen Untertönen. Derentwegen hatte Regisseur Will Gould auch Schwierigkeiten, interessierte Schauspieler für die beiden Hauptrollen zu finden. Er musste auf zwei Models zurückgreifen, die erstaunlich differenzierte Darstellungen abliefern.
Zwei Wölfe in Menschengestalt namens Seth und Gabriel wurden von ihren Familien verstoßen. Darum meiden sie die Gesellschaft der Menschen. Sie streifen durch die Wälder des Dorfes Kromer, das von heuchlerischen und engstirnigen Menschen bewohnt wird. Für die beiden alten Jungfern Fanny und Doreen ist es ein Leichtes, ihren von langer Hand geplanten Giftmord an ihrer Herrin den beiden Wölfen in die Schuhe zu schieben.

Der Film aus dem Jahr 1998 ist wie eine Fabel und transportiert eine klare, sehr simple, aber auch sehr wahre Botschaft: Man sollte auch jene akzeptieren, die nicht wie man selbst sind. Das ist eine Lektion, die schon die Jüngsten lernen sollten, aber für sie ist dieser Film nicht gedacht. Er richtet sich ausdrücklich an ein erwachsenes Publikum, wartet er doch auch mit ambivalent gestalteten Figuren auf. Niemand in The Wolves of Kromer ist ganz und gar gut – und auch niemand ist einzig und allein böse. Es sind Schattierungen von Grau, in denen die Figuren gefärbt sind. Die Wölfe sind Diebe und ein bisschen böse, aber auch nett, und die Dorfgemeinde ist im Umgang miteinander rücksichtslos – mehr noch, als es jeder der Wölfe gegenüber den Menschen ist.

Der in kühlen Farben gehaltene, dadurch auf surreale Art und Weise zugleich realistisch und künstlich erscheinende Film ist ein eigenartiges, aber höchst erquickliches Märchen, das als Beispiel des jungen „New Queer Cinema“ sehr viel Strahlkraft besitzt. Neben der offensichtlichen Geschichte lebt der Film auch vom nur geringfügig verklausulierten Subtext mit dem Dorf als Ersatz für die Katholische Kirche und die Wölfe als Sinnbild für von der Gesellschaft abgegrenzte, weil homosexuelle Menschen. Sicher, zurückhaltend ist das nicht erzählt, aber es sind die Kleinigkeiten, die den Film so reich erscheinen lassen, so etwa Seth‘ Verwirrung, was sein Wolf-Dasein (und damit seine sexuelle Orientierung) betrifft.

Nicht so teuer und geschleckt wie [ilink=4419]Brokeback Mountain[/ilink[, aber nicht minder schön. The Wolves of Kromer ist einer der besten Filme, die sich der Homosexualität annehmen. Da passt es dann auch, dass als Erzähler Boy George fungiert.

The Wolves of Kromer

Auf Grundlage seines eigenen Bühnenstücks verfasste Charles Lambert das Drehbuch zu „The Wolves of Kromer“, einem Märchen für Erwachsene mit homoerotischen Untertönen. Derentwegen hatte Regisseur Will Gould auch Schwierigkeiten, interessierte Schauspieler für die beiden Hauptrollen zu finden. Er musste auf zwei Models zurückgreifen, die erstaunlich differenzierte Darstellungen abliefern.
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