The Color of Time

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Poesie als Film

Der uneingeweihte Zuschauer mag getäuscht werden. Bei dieser Besetzung – James Franco, Mila Kunis, Jessica Chastain und Zach Braff – und dem Cover mag man vielleicht eine romantische Komödie erwarten. Was man geboten bekommt, ist ein hoch experimenteller Film, erschaffen von zwölf Film-Studenten der New York University, die versuchten, die Gedichte von C.K. Williams zu einer Art biographischem Film auszugestalten.
Es wird die Geschichte des Poeten C.K. Williams (James Franco) erzählt, der damit hadert, dass er sich nicht sicher ist, ob er seine Freundin noch liebt. Während er eine Lesung vorbereitet und an neuen Gedichten arbeitet, wandert sein Geist immer wieder in die Vergangenheit ab und versucht zu ergründen, wie er an diesen Punkt in seinem Leben gekommen ist.

Bei zwölf Autoren und Regisseuren, die allesamt Facetten des Werks von Williams aufgreifen, ist eine kohärente Erzählung natürlich nicht zu erwarten. Die zeitlichen Sprünge, der Verzicht auf Stringenz, aber auch der Wille, im Zweifelsfall Dialoge auszuklammern und aus dem Off erzählte Gedichte von Williams sprechen zu lassen, machen The Color of Time zu einem schwer goutierbaren Film. Er ist sehr schön inszeniert, auch und gerade weil er eine sehr erdige Farbpalette nutzt, die stimmungsvoll die Gedichte zum Leben erweckt, aber unterhaltsam im klassischen Sinne ist dieser Film in der Tat nicht. Es gibt Momente echter Emotionalität, häufig bleibt der Zuschauer aber außen vor, weil der Bezug zu den Figuren nur mangelhaft erschaffen wird. Man sieht zu, aber man ist nicht involviert.

Dass James Franco von einem Stoff wie diesem angezogen wird wie die Motte vom Licht, versteht sich fast von selbst. Er hat schon häufig große Autoren gespielt, und die Chance, C.K. Williams darzustellen, dürfte etwas gewesen sein, das er sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Aus rein narrativer Sicht betrachtet, ist The Color of Time sicherlich kein Erfolg, als Bewegtbildversion großer Gedichte hat er aber zumindest einen gewissen Wert. Nur eines muss man sich im Vorfeld deutlich machen: Dies ist Poesie in Filmform, ein im besten Sinne des Wortes Kunstfilm, der sich müht, Verständnis für sein Thema, den Poeten, aufzubauen. Unterhaltsam ist er aber nur bedingt.

The Color of Time

Der uneingeweihte Zuschauer mag getäuscht werden. Bei dieser Besetzung – James Franco, Mila Kunis, Jessica Chastain und Zach Braff – und dem Cover mag man vielleicht eine romantische Komödie erwarten. Was man geboten bekommt, ist ein hoch experimenteller Film, erschaffen von zwölf Film-Studenten der New York University, die versuchten, die Gedichte von C.K. Williams zu einer Art biographischem Film auszugestalten.
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