Pitch Perfect 3 (2017)

Eine Filmkritik von Anna Wollner

In the Army Now!

Die Barden Bellas – das war bisher akustische Girl Power der Superlative. Schon 2012 und 2015 durfte die College-A-Capella-Gruppe um Beca (Anna Kendrick) und Fat Amy (Rebel Wilson) ihr Gesangstalent unter Beweis stellen. Mit über 400 Millionen Dollar Einspielergebnis wird die Kuh nun so lange gemolken, wie es geht, und Pitch Perfect gibt eine Zugabe. Aber leider vergisst der Film, sich noch einmal neu zu erfinden.

Eine Luxus-Yacht an der Côte d’Azur, ein Teil der Barden Bellas performt auf dem Deck. Automatisch fragt man sich: Wo ist eigentlich Fat Amy, denn ihr furioser Auftritt zu Beginn von Pitch Perfect 2 war grandios – als sie Miley Cyrus gleich auf einer Kanonenkugel von der Decke schwebte, Wrecking Ball sang und sich ihr hautenger Latexanzug im Schritt verabschiedete. Hashtag Vaginagate. Was für ein Auftakt! Vor zwei Jahren jedenfalls hat er den Ton gesetzt – und das tut er auch hier. Denn während die Bellas brav zu Britney Spears Toxic singen und tanzen, kracht Fat Amy plump durchs Glasdach der Yacht. Pitch Perfect 3 ist nicht mehr nur ein Film über eine starke Gruppe junger Frauen, die versucht, sich in der Musikwelt zu behaupten, sondern ein Actionabenteuer mit einem hanebüchenen Plot. Eine Story-Entwicklung, die keiner braucht. Fehlt nur, dass Jason Statham in einem schicken Schlitten ums Eck kommt und mit Fat Amy in den Sonnenuntergang düst.

Dabei war die Ausgangssituation gar nicht so verkehrt. Die frischgekürten A-Capella-Weltmeister haben das College verlassen, die akademische Blase ist geplatzt, die Frauen sind in der richtigen Welt angekommen und werden direkt auf den Macho-Boden der Tatsachen zurückgeholt. Beca, mittlerweile Musikproduzentin, muss sich von ihren männlichen Kunden anhören, dass die unangenehme Wahrheit über die Qualität der abgelieferten Musik mit dem Umstand ihrer Menstruation korreliert. Getreu dem Motto „Ohne meine Bellas mach ich keine Competition“ gibt es eine Re-Union und einen neuen Wettbewerb: eine Truppenbetreuungstournee der Army durch Spanien, Griechenland, Portugal, Deutschland, Kosovo, Kreta, Italien und dem Finale in Nizza.

Dabei greift auch in Hot-Pants-Tarnanzügen das übliche Schema: das erste Kennenlernen der Gegner – der australischen Band Evermoist, angeführt von der toughen und knallharten Klischee-Lesbe Ruby Rose; der Country Band Saddle Up, die auch aus einem Coffeeshop in Berlin-Neukölln hätte anreisen können; und ein DJ-Duo – gerät zur Katastrophe und weist die Bellas in ihre gesanglichen Grenzen. Der erste öffentliche Auftritt ist erbärmlich, es folgen Selbstzweifel und Zerstörung, bevor der Siegeszug an die Spitze losgeht.

Natürlich zelebriert der Film ehrenhafte Werte wie Teamarbeit und Freundschaft, er verpackt die Botschaft für junge Frauen aber erschreckend belanglos und brav. Nach Pitch Perfect 2 unter der Regie von Elisabeth Banks hat zwar wieder eine Frau das Zepter übernommen – Banks darf lediglich als Kommentatorin Gail brillieren –, Trish Sie hangelt sich aber von einer Musiknummer zur nächsten und garniert jeden Dialog mit bissig-gemeinten und verpufften Spitzen.

Die Idee, aus Fat Amy eine Actionheldin zu machen, scheitert dabei grandios. Anders als bei Melissa McCarthy, bei der der Image-Wandel funktioniert hat, wirkt Wilson gleichzeitig träge, gelangweilt und besitzt kein Gespür für Timing. John Litgow als Amys Vater und Vehikel für die Actionstory hat nach seinem Auftritt in Daddy’s Home 2 den zweiten Fehlgriff innerhalb Wochen.

Pitch Perfect 3 fühlt sich an wie die allerletzte Abschiedstour der ehemaligen Lieblingsband, die nochmal ordentlich Kasse machen will, bei der aber keiner so richtig eine zündende Idee hatte und jeder weiß, dass eine Reunion-Tour schon auf dem Schreibtisch liegt, sobald einer der Beteiligten irgendwann Geldsorgen hat. Der letzte Song der Barden Bellas ist passenderweise George Michaels Freedom. Die Bellas werden in die Freiheit geschickt. Und wir – zum Glück – auch.
 

Pitch Perfect 3 (2017)

Die Barden Bellas – das war bisher akustische Girl Power der Superlative. Schon 2012 und 2015 durfte die College-A-Capella-Gruppe um Beca (Anna Kendrick) und Fat Amy (Rebel Wilson) ihr Gesangstalent unter Beweis stellen. Mit über 400 Millionen Dollar Einspielergebnis wird die Kuh nun so lange gemolken, wie es geht, und „Pitch Perfect“ gibt eine Zugabe. Aber leider vergisst der Film, sich noch einmal neu zu erfinden.

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Meinungen

Andreas · 07.02.2018

Kann man anschauen

Mizz black · 26.12.2017

Der Film taugt