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Sven Nordqvists alter Tüftler Pettersson und sein Kater Findus sind zurück. Unter der Regie von Ali Samadi Ahadi kommen die Kinderbuchfiguren zum dritten Mal als Realfilm auf die Leinwand. Wie der Untertitel verrät, zieht Findus dieses Mal um.

Pettersson und Findus 3 - Findus zieht um (2018)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Ein Kater wird erwachsen

Pettersson und sein sprechender Kater erblickten 1984 das Licht der Welt. Weil der Tüftler mit dem großen Hut das Tier in der Schachtel eines Lebensmittelkonzerns fand, gab er ihm dessen Namen: Findus. 14 Bücher, eine Zeichentrickserie und vier Animationsabenteuer später kommt nun die dritte Realverfilmung in die Kinos. Die Stärken und Schwächen der Reihe bleiben dieselben.

Dieses Mal ist der getigerte Kater mit der grün gestreiften Hose ein ordentliches Stück gewachsen. Also sägt er erst ein Loch ins Fußende seines Betts, bevor er mit Pettersson (Stefan Kurt) zu einem lustigen Liedchen eine neue Liegestätte zimmert. Dass er seinen jungen Mitbewohner fortan nicht mehr „mein Kleiner“, sondern nur noch „mein Großer“ nennen soll, daran kann sich der bärtige Alte nur schwerlich gewöhnen. „Wenn die Kleinen groß werden, bleibt nichts, wie es war“, orakelt Nachbarin Beda (Marianne Sägebrecht) in weiser Voraussicht. Denn so kommt es dann auch, als Findus erst ganz erpicht aufs Zelten ist und im Anschluss ein eigenes Heim fordert, in dem er nach Belieben auf seiner Matratze hüpfen darf. Für Petterssons naseweisen Nachbarn Gustavsson (Max Herbrechter) ist das nur konsequent. Tiere wie sein Jagdhund Happo hätten schließlich nichts im Haus verloren.

Ali Samadi Ahadis Crew ist längst ein eingespieltes Team. Neben dem 1972 im Iran geborenen Regisseur gehören das Schauspieler-Trio vor der Kamera dazu sowie Drehbuchautor Thomas Springer, Komponist Ali N. Askin, Schnittmeisterin Andrea Mertens und Kameramann Mathias Neumann dahinter. Roxana Samadi leiht dem kleinen Kater ein weiteres Mal ihre Stimme. Diese merkliche Routine ist Fluch und Segen. Zwar überzeugt das dritte Kinoabenteuer erneut durch Herz und Hirn. Der anfängliche Zauber, den die märchenhafte Mischung aus detailverliebten Kulissen und Kostümen, bühnenhaftem Setting und computeranimierter Hauptfigur noch im ersten Teil verströmte, ist indes verflogen. 

Das schärft den Blick für all die Schwächen, die die Reihe von Anfang an begleiten. Animationen und Rückprojektionen könnten ebenso besser sein, wie das Drehbuch mutiger. Thomas Springer hat sich abermals zweier Vorlagen bedient: Pettersson zeltet (1993) und der 20 Jahre später veröffentlichten Findus zieht um (2013). Statt einen breit angelegten Handlungs- und Spannungsbogen daraus zu formen, verliert sich auch Realfilm Nummer 3 in Nummernrevuen voll leidlich inspirierter Running Gags. Petterssons Kaffee ist zu stark, Gustavssons Hund rennt stets in die falsche Richtung und die mit ihrem Kauderwelsch an die Minions erinnernden Mucklas feiern jede Nacht Party. 

Für die kleinsten der Kleinen, an die sich der Film vornehmlich richtet, mag das prima funktionieren. An die Abnabelungsgeschichte des neckischen Katers, der sich für reifer hält als er ist, können freilich auch Erwachsene andocken. Warum das aber so episodisch, kurzweilig und dadurch auch immer ein wenig zu flach sein muss, mit einem Slapstick, der sich stets mehr am Klamauk denn an virtuoser Akrobatik orientiert, bleibt unverständlich. Dass man kleine Kinder mit klüger erzählten Geschichten nicht gleich überfordert, haben internationale Produktionen wie Paddington (2014) unlängst bewiesen. 

Bleibt zu hoffen, dass Ali Samadi Ahadi, der munter zwischen Spiel- und Dokumentarfilm wechselt und mit Salami Aleikum (2009) und 45 Minuten bis Ramallah (2013) zwei der spannendsten deutschsprachigen Culture-Clash-Komödien der vergangenen Jahre abgeliefert hat, bei der nächsten Kinderbuchverfilmung etwas mehr Courage beweist. Wie beim Film üblich, natürlich im Teamwork. Denn wie sagt Pettersson so schön zum Schluss: „Groß sein, heißt ja nicht, dass man alles allein machen muss.“

Pettersson und Findus 3 - Findus zieht um (2018)

Nachdem Findus schon lange bei Pettersson lebt, bekommt dieser es plötzlich mit der Angst zu tun: Was wäre, wenn dieser es plötzlich nicht mehr zuhause aushalten und viel lieber in die weite Welt hinausziehen würde? Selbstständig genug ist der Kater schließlich schon. 

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Meinungen

Frank Schubert · 12.09.2018

Wieder einmal versucht ein Erwachsener, einen Kinderfilm und zwar für die ganz Kleinen (Kinoerstgänger) zu rezensieren!
Was hier ständig moniert wird, sind genau die Stärken der wunderbaren Reihe und auf die jüngere Zielgruppe perfekt zugeschnitten. Die 700.000 Kinobesucher die jedesmal ins Kino gehen und die bisherigen Filme begeistert verfolgt haben, werden auch diesmal wieder herzlich viel Spaß haben. Für erwachsene Menschen ohne Kinder, sind die Filme tatsächlich weniger geeignet!