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Das amerikanische Remake des französischen Publikumsmagneten „Ziemlich beste Freunde“ kann eigentlich nichts besser machen als das Original. Aber funktioniert die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Bryan Cranston und Kevin Hart so gut wie zwischen François Cluzet und Omar Sy?

Mein Bester & Ich (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein Joint für den Opernfreund

Als sich 2012 die französische Komödie Ziemlich beste Freunde zum Publikumsmagneten in Deutschland entwickelte, war die Filmkritik darauf eigentlich gar nicht vorbereitet. Wer hätte voraussehen können, dass sich neuneinhalb Millionen Kinobesucher diese mainstreamhaft nette Geschichte nicht entgehen lassen würden? Schließlich wirkte die Freundschaft zwischen einem steinreichen Mann im Rollstuhl und seinem Pfleger aus sozial benachteiligtem Milieu nicht gerade spektakulär, aber die Mundpropanda bezauberter Zuschauer hörte sich dann regelrecht euphorisch an. Dass der zu den weltweit größten nicht-englischsprachigen Erfolgen zählende Film ein amerikanisches Remake erhalten würde, überrascht hingegen nicht. Schon 2011 sicherte sich The Weinstein Company die entsprechenden Rechte.

Mein Bester & Ich von Regisseur Neil Burger (Ohne Limit) und Drehbuchautor Jon Hartmere wurde bereits 2017 auf dem Filmfestival von Toronto uraufgeführt. Wegen der Insolvenz der Weinstein Company, die auf die zahlreichen Anklagen gegen Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung folgte, lag der Film eine Weile auf Halde. Nun aber klappte es Anfang 2019 unter neuer Flagge mit dem US-Kinostart, der ein großer Erfolg wurde. Trotzdem beweist das Remake mal wieder, dass es abgesehen von kommerziellem Kalkül keinerlei Sinn ergibt, einen so enorm beliebten Film nachmachen zu wollen. Praktisch jede Einstellung in der aus Paris nach New York versetzten Geschichte fällt im Vergleich zum Original deutlich ab. Das deutsche Publikum dürfte das wohl kaum goutieren.

Wer sollte denn auch ernstlich dem Vergleich mit dem komödiantischen Duo François Cluzet und Omar Sy, das im Original die Hauptrollen spielte, gewachsen sein? Gut, Bryan Cranston, der als Antiheld Walter White in der Kultserie Breaking Bad weltberühmt wurde, ist eine durchaus interessante Besetzung für die Rolle des Tetraplegikers und Milliardärs Phillip Lacasse. Er gibt dem Mann, der in einem Penthouse an der Park Avenue residiert und dort seine Kunstsammlung ausstellt, den Ausdruck eines verschlossenen, des Lebens gründlich überdrüssigen Menschen. Phillip ist seit einem Paragliding-Unfall vom Hals abwärts gelähmt. Mehr als das aber macht ihm die Trauer um seine verstorbene Frau zu schaffen, an die er sich in schlaflosen Nächten erinnert. Phillip neigt zu abrupten Entscheidungen, so dass sich den Betrachtern auch nicht wirklich erschließt, warum er den Afroamerikaner Dell Scott (Kevin Hart), der ungeduldig in ein Vorstellungsgespräch hineinplatzt, als seinen Pfleger anstellen will. Dell will schnell die Bestätigung, dass er vorgesprochen hat, damit sein Bewährungshelfer zufrieden ist, mehr nicht. Als ihm Phillip den Job anbietet, fällt Dells misstrauische spontane Abwägung negativ aus. Aber am nächsten Tag tritt er die gut bezahlte Stelle an und zieht im Penthouse ein. Bei seiner Ex-Freundin Latrice (Aja Naomi King), die sich um den gemeinsamen Sohn Anthony (Jahi Di‘Allo Winston) kümmert, kommt der Taugenichts nicht mehr unter. Yvonne (Nicole Kidman), die für Phillip die Geschäfte führt und sehr besorgt um sein Wohlergehen ist, hält auch nicht viel von Dell und droht ihm, dass auf drei Fehler der Rauschmiss folgt.

Es verläuft nun fast alles in etwa so, wie man das aus dem Original kennt. Dell kommt angesichts des Reichtums und der Kultiviertheit – inklusive Opernbesuch – nicht mehr aus dem Staunen heraus. Aber er sorgt für frischen Wind in Phillips schwermütigem, geordnetem Alltag, reicht ihm einen Joint, bringt ihn zum Lachen, ja sogar zum Tanzen im Rollstuhl zu gar nicht klassischer Musik. Die beiden ungleichen Männer können sich gegenseitig aufziehen, Witze reißen, sich auch mal die Meinung sagen. Das ergibt ein paar ganz hübsche Momente.

Aber der Pfleger von Philippe Pozzo Di Borgo, auf dessen Leben der Film basiert, war erst 21 Jahre alt war und Kevin Hart sieht mit Ende 30 nicht mehr blutjung aus. Ihm fehlt die laute Begeisterungsfähigkeit und der mitreißende Elan, den der 2011 noch etwas jüngere, aber vor allem viel dynamischer und unverbrauchter wirkende Omar Sy dem Pfleger des Originalfilms schenkte. Hart darf hier gar nicht den zappeligen Comedian geben wie in vielen seiner Rollen, sondern erscheint ungewöhnlich ernst und nachdenklich. Dadurch aber verliert die Beziehung der beiden Männer stark an Spannung und Reiz.

Zwei weitere Umstände fallen negativ ins Gewicht. Auch in Frankreich sind Schwarze Menschen sozial benachteiligt und wachsen oft am Rande der Gesellschaft auf. Aber diese Geschichte des reichen, gebildeten Weißen und des auf die schiefe Bahn geratenen, mittellosen Schwarzen wirkt am Schauplatz Amerika ungleich stärker klischeehaft. Hier hätte es wirklich zündender Drehbucheinfälle oder eines intensiven Charakterspiels bedurft, um eine solche Konstellation inhaltlich zu legitimieren. Das aber passiert nicht, im Gegenteil, Drehbuch und Regie springen mit den Figuren sehr funktional und auch sichtlich ungeduldig um.

Oft werden ikonische Szenen angerissen und bevor sie ihren Reiz richtig entfalten, geht es weiter und es entsteht ein paarmal der Eindruck, als würde ihnen etwas fehlen. Da hilft es auch wenig, dass Phillip, im Unterschied zum Original, vor dem Date mit seiner Brieffreundin (Julianna Margulies) nicht zurückscheut. Denn der Film weckt über weite Strecken einfach nur Sehnsucht nach dem französischen Vorbild und gibt sich damit zufrieden, die inhaltlichen Stationen ohne Esprit und Zauber abzuhaken.

Mein Bester & Ich (2017)

Im amerikanischen Remake von „Ziemlich beste Freunde“ mit dem Titel „The Upside“ spielt Kevin hart den Ex-Knacki Dell, der zunächst widerwillig bei dem gelähmten Milliardär Phillip (Bryan Cranston) anheuert. Und gegen jede Wahrscheinlichkeit freunden sich die beiden grundverschiedenen Männer miteinander an.

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Meinungen

Pablo Fendrich · 29.12.2018

Was für einen Grund gibt es, den so erfolgreichen und sentimentalen französischen Film "Ziemlich beste Freunde" in Hollywood zu kopieren?? Das erscheint mir, als gingen schon wieder die Ideen aus.