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Hamlet trifft Conan in Robert Eggers neuem Film The Northman. Der Hybrid aus intellektuellem Spiel mit Mythen, blutigen und furios inszenierten Kämpfen und einem historisch detaillierten Unterbau fesselt mit starken Schauspielern und Bildern, kann aber seine knapp 140 Minuten nicht komplett rechtfertigen.

The Northman (2022)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Als Junge muss der Wikingerprinz Amleth mit ansehen, wie sein Vater Aurvandil von dessen eigenem Bruder Fjölnir umgebracht wird, um den Thron für sich zu erobern. Amleth kann entkommen und ist viele Jahre später ein mächtiger und erbarmungsloser Krieger geworden. Als er davon hört, wo er seinen Onkel aufspüren kann, macht er sich auf den Weg, um seinen Schwur zu halten: seinen Vater zu rächen und seine Mutter aus den Händen des Usurpators zu befreien. In der Maske eines Sklaven erreicht er den Hof seines Onkels und beginnt damit, seine Rache vorzubereiten. Doch es gibt Stolpersteine, mit denen er nicht rechnet.

Robert Eggers gehört seit seinem Debüt The Witch zu den interessantesten neuen Regisseuren Hollywoods. Seine kompromisslosen Arbeiten mögen nicht jedem gefallen. Aber ebenso wie Ari Aster, der mit ihm oft in einem Atemzug als neue Kraft des Kinos genannt wird, steht Eggers für ein hohes handwerkliches Können und eine genaue Vision dessen, was er dem Zuschauer zu zeigen gedenkt.

Ließ sich über The Witch noch trefflich streiten, vor allem weil der Film im Vorspann behauptet, seine Geschichte aus historischen Quellen zu haben, was sich so als nicht haltbar erweist, so war Der Leuchtturm (The Lighthouse) mit seinen düsteren Schwarz-Weiß-Bildern und seinem fast quadratischen Bildformat schon formal einer der spannendsten Filme des Jahres 2019. Inhaltlich spielte der Film derart gekonnt mit Themen der Mythologie und Sexualität, dass er wohl noch Generationen von Filmstudenten beschäftigen wird. The Northman geht diesen Weg in Teilen weiter, wirkt aber letztlich wie ein Konglomerat aus The Witch und Der Leuchtturm.

Denn Eggers legt in seinem neuen Film erneut großen Wert auf die Mythologie, die hinter den Menschen dieser Zeit steht, in diesem Fall die der nordischen Götter und ihrer Begriffe von Himmel, Hölle, Ehre und Tod. Gleichzeitig aber geht er optisch eher in die Richtung von The Witch, und ist mit Abstand Eggers‘ buntester und bildgewaltigster Film. Angesichts der rauen, aber wunderschönen Landschaft Islands, die in perfekter Symbiose mit den rauen Gestalten steht, die dort leben, ist es auch ein Segen, dass Eggers sich zur Rückkehr zu breiten, epischen Bildern entschlossen hat.

Inhaltlich hat sich Eggers von der mittelalterlichen Saga um Prinz Amleth inspirieren lassen, die vor gut 400 Jahren bereits William Shakespeares Drama Hamlet zugrunde lag. Wer nun allerdings auf einen Shakespeare-ähnlichen Monologfilm hofft, könnte nicht falscher liegen: Eggers kombiniert in seinem Film Hamlet eher mit Conan, dem Barbaren und liefert ein brutales, blutgetränktes Bild einer Zeit ab, in der die Männer sich nichts sehnlicher wünschten, als im Kampf zu fallen, damit Odin sie in Valhall willkommen heißt, wo die wahren Krieger nach dem Tod weiterlebten.

Entsprechend zeigt Eggers seinen Hamlet/Amleth zwar auch als listenreich, weil er sich heimlich unter falscher Identität ins Haus seines Feindes schmuggelt, aber vom Zaudern eines Intellektuellen ist hier nichts zu spüren. Dieser Amleth ist ein rasender Killer, der sein kochendes Blut mitunter nur mühsam unter Kontrolle hält, um seinen Plan mit der nötigen Berechnung ausführen zu können.

Schon der Beginn, wenn ein Erzähler aus dem Off zu Bildern von rot glühender Lava erzählt, was den Zuschauer nun für eine Geschichte erwartet, ähnelt das verblüffend dem Conan-Film von John Milius aus dem Jahr 1982, in dessen Vorspann Conans Vater ein rot glühendes Schwert schmiedet. Wenn später im Film Amleth die Waffe bekommt, die Werkzeug seiner Rache sein soll, ist auch das optisch ganz nah am Conan-Film. Selbst eine Schlüsselszene, in der Conan an einen Baum gebunden dem Tode nah ist, findet in The Northman eine Entsprechung. Und diese Anspielungen auf einen Film, der von muskelbepackter Männlichkeit nur so strotzt und dessen gesprochene Worte im gesamten Film vermutlich auf einen Bierdeckel passen, erscheinen angesichts einer Welt, in der nur das Recht des Stärkeren zählt, als legitimes Mittel, um die Atmosphäre zu erzeugen, auf die es Eggers offensichtlich abgesehen hat.

Im Gegensatz zu Milius und dessen schauspielerisch arg limitiertem Hauptdarsteller lässt Eggers dieses Weltbild zwar als gegeben stehen, deshalb aber noch lange nicht unkommentiert. So stellt er seinem Hauptdarsteller Alexander Skarsgård, dessen körperliche Präsenz hier mehr als einmal beeindruckt, die Figur der Sklavin Olga entgegen, die gewohnt stark von der stets mit einem leichten Hauch von Enigma umgebenen Anya Taylor-Joy verkörpert wird. Denn sie ist bei aller Kälte und Berechnung, mit der sie ihre Flucht plant, doch beseelt vom Leben, statt vom ehrenhaften Tod. Gemeinsam mit Königin Gudrun, die von Nicole Kidman für ihre Verhältnisse ungewöhnlich emotional gespielt wird, und die Amleth mit einigen unliebsamen Fakten konfrontiert, steht Olga für einen anderen Weg, das Leben zu leben, der den Wikinger-Prinzen tatsächlich ins Grübeln bringt.

In diesen Momenten wird Eggers‘ Festhalten an manchmal fast albern wirkenden Visionen erklärlich, der die Welt des Jahres 900 nicht als aus heutiger Sicht realistisch, sondern aus damaligem Blickwinkel zeigt. Denn damals war es eben Allgemeinwissen, dass die Walküren die tapferen Krieger auf ihren fliegenden Pferden ins Jenseits tragen. Diese tiefe religiöse Umklammerung, in der seine Figuren stecken – und die ihn schon in The Witch wohl am meisten interessierte — zeigt Eggers gleich zu Beginn. Wenn Aurvandil, gespielt von Ex-Hollywood-Beau Ethan Hawke, von einem erfolgreichen Raubzug nach Hause zurückkehrt, dann fliegen ihm zwei Raben voraus. In der nordischen Mythologie tauschte Odin eines seiner Augen gegen die Raben Hugin und Munin ein, die daraufhin durch die Welt fliegen und Odin alles Wissenswerte melden. In vielen Szenen von The Northman tauchen die schwarzen Vögel auf, später greifen sie sogar aktiv ein, um Amleth auf dem Pfad der Vernichtung zu halten. Eggers lässt hier keinen Zweifel, dass seine Figuren fest in ihrer Sicht von der Welt verankert sind. Und Amleth stets in Odins Sinne handelt – weil er glaubt, es zu müssen. Dass Fjölnir, der Feind, auch noch einem anderen Glauben anhängt und Freyr vom konkurrierenden Göttergeschlecht der Wanen anbetet, mag als Seitenhieb auf heutige Auseinandersetzungen religiösen Ursprungs durchgehen.

In der Tat packt Eggers viel in seinen Film, was ihn einerseits nicht nur visuell spannend macht, ihn andererseits aber auch manchmal etwas überladen wirken lässt. Mit knapp 140 Minuten ist The Northman für seine Geschichte recht lang und Eggers gelingt es nicht, über die ganze Zeit die Spannung zu halten. Wer Eggers wegen The Lighthouse verehrt, dem könnte The Northman wiederum zu zugänglich und zu wenig mysteriös sein. Denn im Vergleich ist Eggers dritter Film, trotz manch sperriger Szene, näher am Mainstream-Kino als seine Vorgänger.

Für den Regisseur mag das ein Segen sein, weil er sich damit ein wenig aus der Rolle des neuen Messias eines verkopften Independent-Kinos befreit und potenzielle Blockbuster-Qualitäten erahnen lässt, was Eggers‘ nächsten Film nur umso spannender macht. Manchen bisherigen Fan könnte das aber enttäuschen. Denn würde Eggers seine 15 Minuten mythologischer Visionen aus dem Film entfernen, The Northman hätte Chancen, sogar einem Fan von Filmen wie 300 zu gefallen. Auch wenn Eggers‘ dritter Film wohl nicht den Status von The Lighthouse erreichen wird, so ist The Northman doch in der Lage, gleichzeitig ein Mainstream- und Programmkino-Publikum zu begeistern und doch auch immer wieder vor den Kopf zu stoßen. Gut so!

The Northman (2022)

„The Northman“ spielt Anfang des 10. Jahrhunderts in Island und handelt von einem Wikinger-Prinzen, der seinen toten Vater rächen will.  

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Meinungen

Otto Christian · 11.03.2023

Guter Film,komme aus der Reenactment Zene und muss sagen Ausstattungstechnisch einer der besten Filme.
Fehler haben sich natürlich eingeschlichen.
Schulternähte z.b aber trotzdem top.
Die Krieger super ausgestattet.
Dies ist kein Typischer Wikingerschlachten Film sondern ein Film der in die Mystik der Nordmänner eintaucht.

Wolfsblut · 19.10.2022

ÜBLER MIST !!!

ABSOLUT SEICHTE, STUMPFSINNIGE HANDLUNG ÜBER RACHE!

SCHAUSPIELERISCH UNTER ALLER SAU!!!

UNNÖTIGE PERVERSIONEN UND GEWALT!!!

VÖLLIGE VERDREHUNG UND FALSCHDARSTELLUNG DER WIKINGER !!!

SELBST UM DIE 5€ AUF PRIME IST MIR NOCH SCHADE !!!

SCHANDE! SCHANDE! SCHANDE!

🤮🤮🤮

Einzig Plus: die dämliche, nutzlose Walküre mit Zahnspange 🤦‍♀️🤦‍♀️🤦‍♀️

HV · 14.05.2022

Gäähhhhnn......... !!!!!!!!!!!!!!!!!

Nix Viking, nix tolle Kämpfe, nix Schlachten, nix Spannung, ................... Nix !!!!! - Gar nix !!!
Nur Bla, bla, bla, bla !!!

Das war dann wohl gar nix !

Ein Mann ohne Nase. - Ok ! - Der ist Witzig.
Und ..... die Walküre mit Zahnspange ! ( 2 Sekunden zu sehen. )

The Nordmann - Kategorie : Filme die die Welt nicht braucht !

The Gates of Hel ( Das letzte Kapitel )

Eher !! : The Gates of Hell !!!!!!!!!!!!!!!!!