Lucky Number Slevin (2006)

Am falschen Ort zur falschen Zeit

Ein in Deutschland leider total versackter Film namens Lucky Number Slevin hat schon damals mein Interesse geweckt: Ein Film mit Bruce Willis gehört sowieso zum Pflichtprogramm, und der Rest-Cast lässt sich auch sehen: Josh Hartnett, Lucy Liu, Morgan Freeman, Ben Kingsley und Stanley Tucci. Nicht nur vom Cast, sondern auch von der Story her scheint Lucky Number Slevin angelehnt an Neo-Noir Filme wie Pulp Fiction, Sin City und eine extrem große Prise Revolver.

Wieder ist einer zur falschen Zeit am völlig falschen Ort: Und das gleich mehrmals hintereinander. Es ist wirklich nicht Slevins (Josh Hartnett) Tag. Kaum in einer fremden Stadt angekommen, wird er überfallen und verliert Geld und Papiere, quasi seine ganze Identität. In der Wohnung seines Freundes angekommen, ist dieser nicht nur abwesend, nein, plötzlich stehen alle möglichen Gestalten vor ihm, die eine Rechnung mit besagtem Kumpel offen und partout nicht zu Kenntnis nehmen wollen, dass sie die falsche Person am Schlafittchen haben.

Slevin wird er vor eine lokale Mobster-Größe geschleift, den „Boss“ (Morgan Freeman). Dieser erinnert ihn freundlich aber bestimmt an seine Spielschulden und besteht darauf, dass Slevin sie abarbeitet — durch einen Mord, begangen am Sohn seines Konkurrenten und Intimfeindes, dem „Rabbi“ (Ben Kingsley). Doch damit nicht genug. Kaum aus den Klauen des Bosses entkommen, wird Slevin abermals entführt, diesmal von einer Bande hochgerüsteter orthodoxer jüdischer Ganoven die ihn ihrerseits vor den „Rabbi“ zerren, der genau auf der anderen Straßenseite vom „Boss“ residiert…

Wieso dieser Film nicht den Weg auf die breite Leinwand schaffte, bleibt unerklärlich. Dramatisch inszeniert und spannend präsentiert, mit einer klasse Besetzung, die sichtlich Spaß am Spiel hatte und einer sehr guten Handlung mit allerlei Irrungen und Wirrungen. Von seiner Machart gemahnt er ein wenig an von Wild Things, bei dem auch einige Schlüsselszenen verknappt wurden, damit das furiose Finale umso überraschender und verstörender kommt.

Die gebrieften Seher werden jedoch relativ bald wissen, woher der Wind weht. Fazit: Ein grantiger und überzeugender Film, der sich selbst nicht sonderlich ernst nimmt und dessen ironischer Unterton immer zu spüren ist.

(Jean Lüdeke)

Lucky Number Slevin (2006)

Ein in Deutschland leider total versackter Film namens Lucky Number Slevin hat schon damals mein Interesse geweckt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Martin Zopick · 28.09.2023

Ein sehr komplexer, teilweise kryptischer Thriller, in dem die Hobbydetektivin Lindsey (Lucy Liu) und ihr Freund Slevin (Josh Hartnett) zwischen die Fronten zweier Mafia Clans geraten. Angeführt vom Boss (Morgan Freeman) und dem Rabbi (Ben Kingsley) werden deren Söhne ermordet, wobei Mr Goodcat (Bruce Willis) den Auftragskiller gibt. Der Rabbi kommt etwas philosophisch daher “mit den beiden Seiten des Zauns, wo er frisst . Daher ist sein Gras immer grün.“. Der Boss ist nur ganz rächender Vater.
Der Verbrauch von roter Farbe erinnert mit der Baller Orgie an Tarantino. In diesem rechtsfreien Raum spielt die Polizei unter Stanley Tucci eher eine Nebenrolle. Teils pfiffige, teils sachkundige Dialoge z.B. über Filme begleiten die bleihaltige Handlung. Der Titel ist der Name eines toten Rennpferdes, den Slevin Kelevra – eigentlich Nick Fisher - übernimmt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort ist in diesem klassischen Verwechslungsfall.
Es ist etwas verwirrend, wenn am Ende die totgeglaubten plötzlich wieder munter in Aktion treten. – ach dann war’s ja wohl ne Rückblende -. Ein Höhepunkt ist es, wenn beide Bosse gefesselt und aneinander gebunden hautnah mit einander abrechnen. Die Verwirrung schafft Spannung. Und ein wenig jüdische Symbolik kommt neben einer klitzekleinen Love-Story hinzu.
Und wenn am Ende die Aufklärung der tödlichen Bekanntschaften kommt, ist das ziemlich spät nachgereicht. Und der Zuschauer ist betroffen, der Vorhang zu und ein paar Fragen offen. Aber nie gelangweilt…