Life of Crime

Eine Filmkritik von Falk Straub

Entführer wie wir

Auch nach seinem Tod bleiben Elmore Leonards Romane in Hollywood begehrt. Regisseur und Drehbuchautor Daniel Schlechter adaptiert mit Life of Crime eine kleine, aber feine Gangsterkomödie.
Für die Kleinkriminellen Ordell (Mos Def) und Louis (John Hawkes) ist der nächste Coup ein paar Nummern zu groß. Als sie erfahren, dass der angesehene Bauunternehmer Frank Dawson (Tim Robbins) illegal in die eigene Tasche wirtschaftet, wollen sie ein Stück vom Kuchen abhaben. Gemeinsam mit ihrem Handlanger Richard (Mark Boone Junior) entführen die beiden Franks Frau Mickey (Jennifer Aniston) und fordern eine Million US-Dollar Lösegeld. Doch was Ordell und Louis nicht wissen: Frank steht kurz vor der Scheidung. Was ihnen obendrein entging: Frank hat eine Geliebte (Isla Fisher), der Mickeys Ableben gerade recht käme. Als sich Louis auch noch in Mickey verliebt und sich Richard zusehends zu einem kapitalen Sicherheitsrisiko entwickelt, läuft schließlich alles aus dem Ruder.

Life of Crime erzählt von Verlierern und ihrer Suche nach sich selbst. Egal ob Ordell und Louis oder Frank und Mickey – sie alle sind unglückliche Stümper. Die Sympathien liegen dabei eindeutig aufseiten der unteren Zehntausend. Während sich die vermeintlichen Bösewichte Ordell und Louis als gute Seelen entpuppen, sind die Mitglieder der oberen Mittelschicht, die ihre Freizeit zwischen Tenniscourt und Golfplatz verbringen, allesamt jämmerliche Angsthasen. Vielleicht wirkt Mickey – im Kern eine mutige Frau – ja gerade deshalb in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper. Am Ende der an Wendungen reichen Geschichte scheint sie ihren Platz endlich gefunden zu haben.

Obwohl Life of Crime Ende der 1970er spielt, weht ein Hauch der 1990er durch diesen Film. Das ist kein Zufall, schließlich stammt die Vorlage zum Drehbuch von Elmore Leonard (1925-2013). Eben jenem Autor von Western- und Kriminalromanen, dessen literarisches Werk ab Mitte der 1990er mit Verfilmungen wie Jackie Brown (nach Leonards Roman Rum Punch), Schnappt Shorty oder Out of Sight noch einmal einen deutlichen Schub erfahren hat. Und so erinnert auch Daniel Schlechters Version in seinen besten Momenten eher an Tarantino oder die Coen-Brüder als an Krimis aus den 1970ern.

In seinen weniger guten Momenten wirkt der Film, bei dem von der Ausstattung über die Ausleuchtung und die Kameraarbeit bis hin zu den Schauspielern alles stimmt, erzählerisch zu holprig. Einige Filmminuten mehr hätten Life of Crime gutgetan. So manche Wendung ist für den Zuschauer nur schwer nachzuvollziehen, wirkt, als ob eine Drehbuchlücke überbrückt werden musste. Auch an den schwarzen Humor und das Makabre seiner Vorgänger reicht Life of Crime nicht heran. Gute Unterhaltung bietet er trotzdem.

Life of Crime

Auch nach seinem Tod bleiben Elmore Leonards Romane in Hollywood begehrt. Regisseur und Drehbuchautor Daniel Schlechter adaptiert mit „Life of Crime“ eine kleine, aber feine Gangsterkomödie.
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