Non-Stop

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Über den Wolken ist die Spannung grenzenlos

Von Thriller-Altmeister Alfred Hitchcock ist – François Truffaut sei Dank – überliefert, dass er gerne einen kompletten Film in einer Telefonzelle gedreht hätte. Eine herausfordernde Idee, die nachfolgende Regisseure und Drehbuchautoren merklich beeinflusste und im Laufe der Zeit zu einigen interessanten Ergebnissen geführt hat. So beweisen etwa die beiden Reißer Nicht auflegen! und Buried – Lebend begraben, dass ein eingeschränktes Setting nicht automatisch Langeweile und Redundanz hervorbringen muss. Auch Non-Stop, die neue Regiearbeit des Spaniers Jaume Collet-Serra, ist sichtlich von Hitchcocks klaustrophobischem Wunschdenken beeinflusst. Statt einer Telefonzelle (oder eines hölzernen Sargs wie in Buried) dient hier allerdings ein Flugzeug als Handlungsort, der ein Entrinnen unmöglich macht und für gehörigen Nervenkitzel sorgt.
Schon die ersten Einstellungen verraten, dass der Air Marshall Bill Marks (Liam Neeson) alles andere als gefestigt ist. Kurz vor seinem nächsten Flug von New York nach London greift der Sicherheitsbeamte zur Flasche und macht insgesamt einen recht fahrigen Eindruck. Beim Start des Flugzeugs überkommt ihn, wie immer, ein mulmiges Gefühl, was seiner Sitznachbarin Jen Summers (Julianne Moore) nicht verborgen bleibt. Sie verwickelt Bill in ein Gespräch und kann ihn so, zumindest vorübergehend, ablenken. Lange hält die Entspannung jedoch nicht an, da der Air Marshall schon bald bedrohliche Textnachrichten eines Unbekannten erhält: Sollte er nicht dafür sorgen, dass 150 Millionen Dollar auf ein bestimmtes Konto überwiesen werden, stirbt alle zwanzig Minuten ein Passagier. Während Marks umgehend Kontakt zum Boden aufnimmt, versucht er gleichzeitig, den Erpresser aufzuspüren, der sich unter den Fluggästen befinden muss. Immerhin ist er über jeden Schritt der Hauptfigur informiert.

Eine Ausgangslage, die sich nicht nur packend liest, sondern ebenso mitreißend auf der Leinwand entfaltet. Schon das beengte Setting, das dem Protagonisten nur wenig Handlungsspielraum erlaubt, und der zeitliche Druck – ein beliebtes Genre-Motiv – lassen den Puls in die Höhe schnellen. Spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center sind Bedrohungsszenarien an Bord eines Flugzeugs ein hochsensibles Thema. Dessen ist sich auch der von Liam Neeson zupackend-authentisch verkörperte Air Marshall bewusst, der gleich mit mehreren Problemen konfrontiert wird. Zum einen muss er die Flugsicherung vom Ernst der Lage überzeugen und zur Überweisung des Lösegeldes antreiben. Zum anderen darf er durch seine hektische – von Jen Summers unterstützte – Suche nach dem Verfasser der ominösen Textnachrichten keine Panik unter den Passagieren auslösen.

Wie nicht anders zu erwarten, läuft das geschickt zugespitzte Drehbuch genau auf eine derartige Eskalation hinaus. Mehr oder weniger überraschende Wendungen sorgen für eine ständig wechselnde Gemengelage, wobei das mitunter übergriffige Vorgehen der Hauptfigur die Stimmung im Flugzeug zusätzlich anheizt. Als gefährliche Stolperfalle erweist sich auch die bereits zu Beginn angedeutete Verfassung des Sicherheitsbeamten, der erst vor kurzem einen schmerzhaften Verlust erlitten hat. Da Collet-Serra die Spannung auf konstant hohem Niveau hält und den Zuschauer nahezu ausschließlich an die eingeschränkte Perspektive des Air Marshalls und damit seine zunehmende Verzweiflung bindet, bleibt oft nur wenig Raum, um die Plausibilität der dargestellten Ereignisse zu hinterfragen. Eine Ausrichtung ganz im Sinne des großen Vorbilds Alfred Hitchcock, der sich bekanntermaßen nicht sonderlich für die Wahrscheinlichkeit seiner Plots interessierte.

Unverständlich ist, warum der Film seine eindringliche Gestaltung in den letzten zwanzig Minuten mehr und mehr zugunsten eines melodramatisch aufgeladenen Effektgewitters aufgibt. Werden handfeste Actionmomente – unter anderem ein kurzer Faustkampf in einem Toilettenraum – lange Zeit sparsam, aber gezielt in den Handlungsverlauf eingebunden, drängen sie nun alles andere in den Hintergrund. Fast hat es den Anschein, als fühlten sich die Macher gezwungen, das in den letzten Jahren gereifte Actionimage ihres Hauptdarstellers (der bereits in Unknown Identity mit Collet-Serra zusammenarbeitete) überdeutlich zu betonen. Etwas mehr Zurückhaltung und Vertrauen in die vorherigen Stärken wären hier sehr wünschenswert gewesen. Nichtsdestotrotz bietet Non-Stop spannend-intensive Thriller-Unterhaltung mit einem wirkungsvollen Schuss Post-9/11-Paranoia. Allzu viel Hintersinn sollte man von dem Ganzen freilich nicht erwarten.

Non-Stop

Von Thriller-Altmeister Alfred Hitchcock ist – François Truffaut sei Dank – überliefert, dass er gerne einen kompletten Film in einer Telefonzelle gedreht hätte. Eine herausfordernde Idee, die nachfolgende Regisseure und Drehbuchautoren merklich beeinflusste und im Laufe der Zeit zu einigen interessanten Ergebnissen geführt hat.
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Meinungen

Chantal · 20.04.2014

Der Film "Non Stop" ist sehr empfehlenswert. Spannend von Anfang bis zum Ende. Leute, geht rein und schaut Euch den Film an. Ihr werdet es nicht bereuen.

herzblatt' · 06.04.2014

der film klingt spannend
ich muss meinen freund noch ueberreden den mit mir zu gucken ;)))

Asena · 20.03.2014

Ist ein Super Film echt Ebenfalls