In der Hitze der Nacht (1967)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Für Sie immer noch Mr. Tibbs

Wenn ein Film wie In der Hitze der Nacht einen guten Teil seiner Bekanntheit dem damaligen Umfeld zu verdanken hat, muss die Frage erlaubt sein, wie gut die vermittelte Botschaft fast 50 Jahre überlebt hat. Nur ein paar Tage vor der Oscar-Verleihung 1968, bei der der Film fünf Statuen gewann –darunter „bester Film“, „bester Hauptdarsteller“ und „bestes adaptiertes Drehbuch“ -, wurde Martin Luther King jr. ermordet. Amerika stand damals zwischen der Bürgerrechtsbewegung und dem Ku Klux Klan – der ideale Zeitpunkt für einen Film über Rassenhass, einen Mordfall und brodelnden Kleinstadtmief.

In der Hitze der Nacht traf einen Nerv, weil der Film offen Gesellschaftskritik übt und dabei schlau genug ist, den starken Inhalt nicht mit erwartungsgemäßen Klischees patt zu setzen. Virgil Tibbs (Sidney Poitier), der smarte schwarze Kommissar aus Philadelphia, der einen Mord in einem Kaff in Mississippi untersuchen soll, steht sich oftmals selbst im Weg und wäre auch mit etwas weniger Stolz immer noch eine stattliche Erscheinung. Der örtliche Polizeichef Gillespie (Rod Steiger) dagegen erfüllt eigentlich alle erforderlichen Anzeichen eines lauten, miesen Redneck-Rassisten, doch genauso erweist er sich auch als gewiefter Menschenkenner und erkennt schon bald, dass Tibbs ein zwar zwangsweiser, aber auch potenter Partner ist.

Beide Hauptdarsteller spielen hervorragend, und Rod Steiger nutzt gar seine ausladende Rolle für eine schauspielerische Tour de Force, die sich vorwiegend auf die Backwoods-Seite seiner Figur stützt und dann immer wieder kleine Nuancen einstreut, die das eigentlich doch fette Arschloch mit Cleverness und sogar etwas Charme unterfüttern. Es ist dem Film hoch anzurechnen, dass die beiden Männer am Ende nicht Freunde werden, und genau diese Verweigerung offensichtlicher Rollen, gepaart mit einer geradezu beklemmenden Darstellung ruraler Spießigkeit war es dann auch, was damals für so einen Paukenschlag gesorgt hat… und heute zumindest noch packen kann, auch wenn die Verhältnisse in den Südstaaten natürlich nicht mehr die dargestellte Drastik erreichen.

Regisseur Norman Jewison, im Verbund mit Drehbuchautor Stirling Silliphant und Komponist Quincy Jones, erschafft eine schier greifbare Pampa-Atmosphäre, die am besten dadurch zu charakterisieren ist, dass jeder Neuankömmling erstmal verdächtig ist. In Mississippi wackeln leicht die Vorhänge, wenn sich auf der Straße etwas bewegt, verschwitzte Gesetzeshüter sind Stammtischparolen auf zwei Beinen und auf den Feldern arbeiten immer noch gebückte Schwarze. Im Kern ist In der Hitze der Nacht eigentlich nur ein Krimi, der die Aufklärung eines Mordfalles betreibt, doch das Setting dazu formt ein tatsächlich zeitloses Meisterwerk, das an den entscheidenden Punkten mutig genug ist, dem ins Feuer tropfenden Öl ein reflektierendes und intelligentes inhaltliches Steak in einer immer noch verdammt heißen Bratpfanne unterzuschieben.

Ein solcher Klassiker auf Blu-Ray, das ist natürlich eine ausgemachte Sache, wobei allerdings der eine oder andere das weiche, nicht ganz saubere Bild bemängeln dürfte. Zur Erklärung: Das ist ein auf Zelluloid gedrehter Film mit fast 50 Jahren auf dem Buckel… und sieht dafür richtig gut aus. Der Mono-Ton ist dezent auf 5.1 hochgemischt, die deutsche Synchro ist exzellent und bei den Extras bekommt man dankenswerterweise die volle US-Ladung. Sprich: Einen Audiokommentar (allerding schon mindestens 10 Jahre alt), drei Dokus und den Trailer. In der Hitze der Nacht verdient überhaupt und speziell in dieser Präsentation eine deutliche Empfehlung.
 

In der Hitze der Nacht (1967)

Wenn ein Film wie „In der Hitze der Nacht“ einen guten Teil seiner Bekanntheit dem damaligen Umfeld zu verdanken hat, muss die Frage erlaubt sein, wie gut die vermittelte Botschaft fast 50 Jahre überlebt hat. Nur ein paar Tage vor der Oscar-Verleihung 1968, bei der der Film fünf Statuen gewann –darunter „bester Film“, „bester Hauptdarsteller“ und „bestes adaptiertes Drehbuch“ -, wurde Martin Luther King jr. ermordet. Amerika stand damals zwischen der Bürgerrechtsbewegung und dem Ku Klux Klan – der ideale Zeitpunkt für einen Film über Rassenhass, einen Mordfall und brodelnden Kleinstadtmief.

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