Eva (2011)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Träumen Roboter vom elektrischen Schlafen?

„Was siehst Du, wenn Du die Augen schließt?“ – Eine harmlose Frage mit solch verheerender Wirkung. Wenn ein Roboter jenseits des rettbaren Zustands ist, wenn er eine Gefahr darstellt, wenn er nicht mehr existieren darf — dann wird diese Frage gestellt. Das Ergebnis ist die totale Abschaltung; der Tod, wenn man so will. Eine radikale Fail-Safe-Einrichtung, die Fragen nach der Moral aufkommen lässt.

Alex (Daniel Brühl) ist auf seinem Gebiet ein Genie. Seine ehemalige Universität bittet ihn um Hilfe: Er soll die emotionalen Komponenten eines Roboters entwickeln. Das Besondere dabei: Dies ist ein Traumprojekt von ihm, geht es doch darum, einen Roboter zu erschaffen, der denkt und handelt wie ein Kind. Dafür benötigt Alex jedoch einen Archetyp, eine Art Muster. Seine Wahl fällt auf die Tochter seiner ehemaligen Freundin und Kollegin Lana (Marta Etura), die mit seinem Bruder David (Alberto Ammann) zusammen ist. Doch dann kommen ihm Zweifel.

Eva ist ein cleverer Science-Fiction-Film, der sich mit Fragen der menschlichen Natur beschäftigt. Er erschafft eine nicht allzu ferne zukünftige Welt, in der Roboter ganz normal sind, aber auch eine neue Form von Sklaverei darstellen. Mit diesem Aspekt befasst sich der Film nicht, er spielt aber im Subtext darauf an und sorgt dafür, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, die Ungleichberechtigung zwischen Mensch und Maschine ist nicht tolerierbar.

Zugleich stellt der Film die Frage nach der moralischen Integrität: Wie weit darf die Wissenschaft gehen? Darf das, was machbar ist, auch umgesetzt werden? Oder muss man nicht Halt machen, bevor es zu spät ist? Das sind die Fragen, die auch schon Mary Shelley in ihrem Roman Frankenstein stellte. Sie sind auch in Eva relevant, sind die Wissenschaftler doch die neuen Götter, die Leben nach ihrem Ebenbild erschaffen und immer neue Grenzen auszuloten versuchen.

Angesichts der einleitenden Sequenz, die einen Moment der späteren Geschichte vorwegnimmt, hat man gewisse Erwartungen. Mit diesen spielt der Film und findet Wege, Zweifel zu säen. Er könnte sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln, entscheidet sich dann aber, seinen modernen Prometheus zu offenbaren. Die Frage, die damit einhergeht, ist denkbar einfach: Wer ist das größere Monster — die Kreatur, die erschaffen wurde, oder der Mensch, der sie zum Leben erweckte? Eine einfache Antwort gibt Eva darauf nicht, aber er findet ein konsequentes Ende, das traurig und hoffnungsvoll zugleich ist. Weil nach dem Schließen der Augen noch immer etwas zu sehen ist, aber auch, weil der Mensch vernichtet, was nicht sein darf.
 

Eva (2011)

„Was siehst Du, wenn Du die Augen schließt?“ – Eine harmlose Frage mit solch verheerender Wirkung. Wenn ein Roboter jenseits des rettbaren Zustands ist, wenn er eine Gefahr darstellt, wenn er nicht mehr existieren darf — dann wird diese Frage gestellt. Das Ergebnis ist die totale Abschaltung; der Tod, wenn man so will. Eine radikale Fail-Safe-Einrichtung, die Fragen nach der Moral aufkommen lässt.

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