Doomsday Book

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das Ende der Welt kann so schön sein

Doomsday Book aus Südkorea ist ein Episodenfilm. Es werden drei Geschichten erzählt, die eines gemein haben. Den Weltuntergang, der sich auf dreierlei Art entfaltet – körperlich, spirituell und global. Die Tonart ist dabei sehr unterschiedlich und reicht von apokalyptisch über philosophisch bis hin zu skurril.
In Schöne neue Welt geht es um einen jungen Mann, der sich beim ersten Date verliebt. Aber er hat kontaminiertes Fleisch gegessen und verwandelt sich langsam in ein blutrünstiges Monster, das andere infiziert. In Die himmlische Kreatur soll ein Roboter außer Funktion gesetzt werden. Aber darf man das, ist dieser Roboter im Kreise buddhistischer Mönche doch erweckt worden? Abschließend heißt es Happy Birthday, als ein auf die Erde zurasender Meteor in wenigen Tagen alles Leben vernichten wird.

Bei Episodenfilmen gibt es in der Regel mindestens einen qualitativen Ausreißer, sowohl nach oben als auch nach unten. Doomsday Book ist das seltene Beispiel für einen Portmanteau-Film, der aus allen Rohren feuert und sich geradezu selbst zu übertrumpfen versucht. Technisch auf hohem Niveau, erzählen die Regisseure Jee-woon Kim (I Saw the Devil) und Pil-Sung Yim (Hansel & Gretel) sehr unterschiedliche Geschichten, die im Grunde auch ein sehr unterschiedliches Publikum ansprechen.

Wo die erste Geschichte scheinbar noch eine handelsübliche Outbreak- oder Zombie-Geschichte ist, wird sie tatsächlich deutlich emotionaler angereichert. Denn inmitten der körperlichen Veränderung der Menschheit ist die Liebe immer noch präsent. Die zweite Geschichte könnte man als philosophische Version von I, Robot ansehen, die sich damit beschäftigt, ob und wie weit subjektive Wahrnehmungen wirklich mit der Realität harmonieren. Diese Episode ist der Höhepunkt von Doomsday Book und beschäftigt sich nur in übertragenem Sinne mit dem Ende der Welt. Es wird, wenn man so will, vertagt, haben die Menschen abseits des Tempels doch Angst, dass die Maschinen, ihre derzeitigen Sklaven, sich irgendwann erheben. Aber ob sie das tun – oder ob sie nicht ohnehin allesamt bessere Humanoiden wären, so wie es die Hauptfigur ist – bleibt unklar. In der letzten Geschichte geht es um ein höchst eigenartiges Ende der Welt. Auf dem Cover versucht man den Bezug zu Melancholia zu finden, wenn überhaupt, dann pflegt Happy Birthday aber eher eine geistige Verwandtschaft zu Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt. Nur ist diese Geschichte noch überdrehter, stellt sich der Meteor doch als etwas ganz anderes dar.

Doomsday Book ist aufregender Kintopp aus Südkorea, eine Perle und ein Genregrenzen überwindendes Highlight, das erfrischend anders ist. Der größte Feind erhabener Unterhaltung ist die Vorhersehbarkeit. Erfreulicherweise verweigert sich ihr dieser Omnibus-Film konsequent.

Doomsday Book

„Doomsday Book“ aus Südkorea ist ein Episodenfilm. Es werden drei Geschichten erzählt, die eines gemein haben. Den Weltuntergang, der sich auf dreierlei Art entfaltet – körperlich, spirituell und global. Die Tonart ist dabei sehr unterschiedlich und reicht von apokalyptisch über philosophisch bis hin zu skurril.
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