Der letzte Gentleman

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Vorstellungen darüber, was die Merkmale eines Gentlemans sind oder was einen ebensolchen gar besonders auszeichnet, driften in der Regel nicht selten recht weit auseinander und treffen sich häufig dort, wo es um die Konfrontation und den Umgang desselben mit der Sphäre der weiblichen Wesen geht. Der Begriff des Gentlemans, um den es sich in Shari Springer Bermans und Robert Pulcinis satirischer Komödie aus dem Jahre 2010 dreht, lehnt sich erst einmal an die im Originaltitel The Extra Man anklingende Funktion eines ausreichend charmanten alternden Herren als Begleiter für Damen bei gewissen Gelegenheiten an, bezieht sich aber auch auf die ein wenig angestaubte Vorstellung eines jungen Mannes von der Haltung und Lebensart eines Gentlemans. Und es sind diese beiden unterschiedlichen, schrullig stilisierten Männercharaktere, die das Terrain von Der letzte Gentleman vor dem Szenario der augenzwinkernd ausgestellten urbanen New Yorker Sozietät bestreiten und beherrschen.

Nachdem ein kleiner Eklat bezüglich seiner nur heimlich gehegten Vorliebe für weibliche Wäschestücke ihn aus seiner Anstellung als Dozent der Princeton University und der dazugehörigen Dienstwohnung hinauskatapultiert hat, zieht es den verträumt-versponnenen Louis Ives (Paul Dano) mit seiner Affinität zum Schriftsteller F. Scott Fitzgerald nach New York. Hier will er zu sich selbst und damit sein Glück auch als Autor finden, vagabundiert zunächst ziellos durch die Straßen und Cafés der Stadt und widmet sich dem Lesen und der Körperpflege, bis er nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch ein kleines Zimmer zur Untermiete bei dem exaltierten, bereits in die Jahre gekommenen Gigolo Henry Harrison (Kevin Kline) bezieht und damit allmählich eine Art schrägen Mentor für seine Lebenskonzeption im Ambiente der Upper East Side gewinnt. Während er sich bei seinem neuen Job in die aparte Veganerin Mary Powell (Katie Holmes) verliebt, stagniert seine Selbstfindung gerade im Einfluss unterschiedlichster Impressionen …

Was hier als komische Satire über ein so extremes wie differentes Männer-Duo im skurrilen Spannungsfeld zwischen Identitätsfindung und -behauptung, altmodischen Ansichten und modernen Existenzaspekten sowie entsprechenden Daseinsausprägungen und literarisch-fiktiven Träumereien daherkommt, stellt weniger eine klassisch erzählte Geschichte als vielmehr eine auf kuriosen Konstellationen konstruierte Collage dar, die sich angesichts der anwachsenden, oftmals verwirrenden Vielfalt von Lebensgefühlen und -entwürfen gerade der männlichen Spezies auf humorige und zugespitzte Weise eben damit auseinandersetzt. Seinerzeit beim Sundance Film Festival uraufgeführt, vor allem in den USA auf zahlreichen weiteren Festivals gezeigt und seitens Kritik und Publikum recht marginal rezipiert, präsentiert Der letzte Gentleman mit seinem bezaubernden Ensemble und seiner unsentimentalen, mitunter geradezu kruden Romantik wohlweislich keine Antworten hinsichtlich der durchaus ernsthaften existenziellen Fragen im Hintergrund, sondern besticht durch die unerschütterliche Präsentation seiner Underdogs abseits und doch inmitten der hippen Szene von Manhattan als unkonventionelle New Yorker Komödie, die ihre eigenartigen Figuren energisch vor der Seichtheit der Anpassung in formalem wie inhaltlichem Sinne bewahrt.
 

Der letzte Gentleman

Die Vorstellungen darüber, was die Merkmale eines Gentlemans sind oder was einen ebensolchen gar besonders auszeichnet, driften in der Regel nicht selten recht weit auseinander und treffen sich häufig dort, wo es um die Konfrontation und den Umgang desselben mit der Sphäre der weiblichen Wesen geht.

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Meinungen

tim · 09.04.2011

peinlicher film

Thorte · 01.04.2011

Der letzte Gentleman trägt ein Butto-Down-Hemd zum Anzug!!! Ein Unding, das einem wahren Gentleman nie passieren würde...