The Woody Allen Collection

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der Mann mit der Hornbrille

Annähernd fünfzig Filme hat er als Regisseur realisiert, selbst eifrig mit einer Masse an namhaften Stars darin mitgewirkt und stets eine kritische Haltung den eigenen Werken und Fähigkeiten gegenüber demonstriert: Der New Yorker Autor, Schauspieler, Filmemacher und Musiker Woody Allen hat im Verlauf seiner wechselhaften, auch von privaten Skandalen flankierten und immens erfolgreichen Karriere mit seinem eigenwilligen Stil ein wildes Werk kurioser Filme geschaffen, die sich ausführlich und auf ihre ganz spezielle humoristische Art bevorzugt mit den kämpferischen Klüften zwischen den Geschlechtern beschäftigen.
Es sind fünf Filme aus den Jahren 1994 bis 2000, die The Woody Allen Collection präsentiert, chronologisch beginnend mit der rasanten Gangster-Komödie Bullets Over Broadway, die zuvorderst für das famose Spiel von Dianne Wiest mit zahlreichen Preisen prämiert wurde und von der turbulenten Inszenierung eines Theaterstückes handelt, bei der die Mafia kräftig mitmischt. Geliebte Aphrodite / Mighty Aphrodite von 1995 mit Woody Allen selbst und Mira Sorvino in den Hauptrollen erzählt die Geschichte eines intellektuellen Paares, das das Kind einer Prostituierten adoptiert, wobei es später zu näherem Kontakt zwischen dem Adoptivvater und der leiblichen Mutter kommt, deren Haltungen und Handlungen von einem antiken griechischen Chor kommentiert werden. Alle sagen: I love you / Everyone Says I Love You (1996) ist ein flottes, romantisch-satirisches Musical, das in New York, in Venedig und am Ende in Paris spielt und mit witzigem Charme die Fallstricke und Wirkungsmächte von Liebe und Beziehungen einer Patchwork-Familie vorführt. Anhand von Erlebnissen des umtriebigen Reporters und erfolglosen Schriftstellers Lee Simon (Kenneth Branagh) skizziert Celebrity (1998) das exaltierte Dasein der Reichen und Berühmten New Yorks und lässt zu Beginn und am Ende plakativ den stummen Aufschrei „Help“ von einem Flugzeug gemalt am Himmel erscheinen. In der satirischen Komödie Schmalspurganoven / Small Time Crooks von 2000 schließlich erleben wir Woody Allen an der Seite von Tracy Ullman als seine dynamische Ehefrau in Höchstform als umständlichen Kleinkriminellen – ein streitbares Paar, das an seinen unterschiedlichen Vorstellungen von einem Leben im Wohlstand zu scheitern droht.

Es ist schlichtweg die für den mittlerweile 78jährigen Filmemacher, der seine Drehbücher regelmäßig selbst verfasst, so typische wie unverzichtbare Hornbrille, die als prägnantes Merkmal seiner mit reichlich Understatement äußerlich unscheinbar stilisierten Persönlichkeit das Cover von The Woody Allen Collection ziert. Auch wenn sein Image und seine Filmstoffe davon zeugen, bestreitet Woody Allen gern, ein Intellektueller zu sein, während sich vor allem die Dialoge in seinen Werken durch hintergründige sozialkritische und psychologische Dimensionen auszeichnen, in seiner ureigenen humoristischen Manier. In großen wie in kleineren Rollen treten Leinwandstars wie Julia Roberts, Natalie Portman, Mira Sorvino, Leonardo DiCaprio, Kenneth Branagh und Hugh Grant in den Filmen dieser Edition auf, und es hat immer ein wenig den Anschein, als spielten sie in ironischer Verzerrung auch sich selbst im filmischen Universum von Woody Allen, das zuletzt mit Blue Jasmine und bald mit Magic in the Moonlight (in Postproduktion) stetig zu einem markanten, variantenreichen Moloch von aufeinander bezogenen Sequenzen und Themen anwächst. Es bereitet einiges Vergnügen, seinen Figuren durch ihre unwegsamen Geschichten zu folgen, wie sie die Visionen und Missionen des selbsternannten Stadtneurotikers erfüllen, der nicht müde wird, unablässig beinahe jedes Jahr einen neuen Film zu inszenieren und damit ein begeistertes Publikum zu unterhalten und gern auch mal zu verstören.

The Woody Allen Collection

Annähernd fünfzig Filme hat er als Regisseur realisiert, selbst eifrig mit einer Masse an namhaften Stars darin mitgewirkt und stets eine kritische Haltung den eigenen Werken und Fähigkeiten gegenüber demonstriert:
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