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Sommer auf Coney Island. Teenager Frankie driftet ziellos umher, experimentiert mit Drogen, lässt sich mit Simone ein und trifft sich mit unbekannten Männern aus einem Online-Chat. Denn noch weiß Frankie gar nicht, wer er ist …

Beach Rats (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Poesie der Körper

Es sind die Körper, die in Eliza Hittmans Beach Rats immer wieder im Vordergrund stehen. Jugendliche, männliche, durchtrainierte Körper am Strand, beim Ball spielen. Sie trainieren diesen Körper, sie tragen ihn zur Schau – und zugleich steckt in diesen Bildern von Kamerafrau Hélène Louvart eine bestechende Mischung aus Maskulinität und Verletzlichkeit. Denn es sind die Körper von Teenagern, von unsicheren jungen Menschen, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben.

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Er wisse nicht, was er möge, murmelt Frankie (Harris Dickinson) immer wieder. Vielleicht liegt das daran, dass er weder sich selbst noch anderen eingestehen will, dass er homosexuell ist. Vielleicht weiß er es tatsächlich nicht – und vielleicht wird er sich niemals festlegen, ob er lieber Männer oder Frauen mag. Deshalb lässt er sich mit der lässigen Simone (Madeline Weinstein) ein, hängt mit seinen Freunden rum und verabredet sich über ein Online-Portal mit älteren Männern. Frankie treibt durch diese Sommertage, er stiehlt die Tabletten seines sterbenden Vaters und nimmt sie mit seinen Freunden, schaut auf Coney Island das Feuerwerk oder trifft sich auf einem Parkplatz mit verschiedenen fremden Männern. Die Kamera begleitet dieses Treiben, sie umkreist die Körper, die Jugendlichen und entdeckt in diesem Dasein eine Poesie, der man sich schwer entziehen kann.

Man spürt die Unsicherheit dieser Zeit in Frankies Leben, seine anfängliche Passivität, als er Simone kennenlernt, die mehr will. Seine Freunde spüren das, lassen die beiden allein, doch Frankie ist überfordert. Jedoch ist da mehr als eine heterosexuelle Beziehung zum Schein, er mag Simone und versucht sie zurückzugewinnen. Auch bei seinen Treffen mit den älteren Männern ist er unsicher, er lässt sich lenken, führen und erlebt unerwartete Höhen. Scheinbar mühelos verkörpert Hauptdarsteller Harris Dickinson diesen Jungen aus Brooklyn, der gleichermaßen um die Anerkennung durch seine Freunde und seinen Platz innerhalb der Gesellschaft wie um seine sexuelle Identität ringt. Mit wenigen Worten versteht er es, allein über seinen Körper und sein Gesicht die Ambivalenzen und Unsicherheiten auszudrücken. Hier lassen sich jugendliche Nöte finden, ohne dass sie psychologisiert werden, sei es Wut, Angst, Trauer, Leidenschaft oder Unsicherheit. Vor allem letztere spiegelt sich immer wieder in der Inszenierung wieder, sogar die Erzählweise ist von einem Nicht-Festlegen-Wollen geprägt. Eliza Hittman verweigert sich klugerweise dem gängigen Coming-of-Age-Narrativ, nach dem ein junger Mensch einige Widerstände überwinden und Eingeständnisse machen muss, ehe er zu sich selbst findet. Selbst die Klimax verläuft trotz ihrer Drastik undramatisch, stattdessen scheint hier Frankies sexuelle Neugier mit der gesellschaftlichen Abneigung seiner homoerotischen Neigung zu kollidieren. Sogar Simone sagt, dass es heiß ist, wenn zwei Frauen miteinander rummachen, bei zwei Männern sei es einfach nur schwul. Diese Auffassung wird in Frankies Umfeld am Stadtrand nicht nur sie haben, deshalb muss sich Frankie fragen, wo er stehen und sein will im Leben. Eine Antwort liefert der Film nicht, ebenso wie Frankie gibt er niemals vor zu wissen, wohin er will. Deshalb endet Beach Rats an einem Punkt, an dem sich das Leben für Frankie für immer verändert hat, er aber diese Erkenntnis noch verarbeiten muss – also mitten in dem Prozess. Und seinen Weg muss Frankie ganz allein finden.
 

Beach Rats (2017)

Es sind die Körper, die in Eliza Hittmans „Beach Rats“ immer wieder im Vordergrund stehen. Jugendliche, männliche, durchtrainierte Körper am Strand, beim Ball spielen. Sie trainieren diesen Körper, sie tragen ihn zur Schau – und zugleich steckt in diesen Bildern von Kamerafrau Hélène Louvart eine bestechende Mischung aus Maskulinität und Verletzlichkeit.

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