The Amazing Spider-Man (2012)

Eine Filmkritik von Bastian Glodnick

Alles auf Anfang - Zwischen Reboot und Déjà-vu

Nachdem sich Kultregisseur Sam Raimi bereits äußerst erfolgreich mit seinen drei Leinwandausflügen des Marvel-Helden geschlagen hat, darf sich jetzt auch Newcomer Marc Webb ((500) Days of Summer) erstmalig an einem Spider-Man-Abenteuer austoben und präsentiert anstelle von Tobey Maguire den aus David Finchers The Social Network bekannten Andrew Garfield in der Rolle der populären Titelfigur. The Amazing Spider-Man, so der Titel des Werkes, schließt dabei nicht etwa als vierter Teil an die vorherige Reihe an, sondern stellt sich als Reboot – also Neustart – der Geschichte dar.

Vieles ist freilich dennoch beim Alten geblieben: Der High School-Außenseiter Peter Parker wird von einer genetisch manipulierten Spinne gebissen und erlangt durch diesen Zwischenfall übermenschliche Kräfte. Nach der Ermordung seines Onkels Ben (Martin Sheen), der für ihn nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Eltern die Rolle eines Vaters eingenommen hat, entschließt der Teenager sich, seine Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen und die Straßen des Big Apple in Gestalt seines kostümierten Alter-Egos Spider-Man von kriminellem Unrat zu befreien. Anstelle vom Grünen Kobold darf sich der rot-blaue Beschützer in der erneuten Anfangsgeschichte nun mit der Mutation Lizard herumschlagen, hinter welcher sich der brillante Wissenschaftler Dr. Curt Connors (Rhys Ifans) verbirgt, dessen leichtsinniges Selbstexperiment einen fatalen Nebeneffekt hervorgerufen hat.

Im Gegensatz zu Raimis Version ist es in Webbs Film übrigens erst die Spur des vermissten Vaters, die den Helden an sein späteres Schicksal heranführt — Connors ist nämlich niemand Geringerer als der ehemalige Projektpartner von Parker senior. Aber auch wenn sich der Ansatz um die familiären Hintergründe des Protagonisten als prinzipiell spannend herausstellt, so wird die Idee zumindest in diesem Auftakt noch nicht genügend ausgeschöpft, um dem vertrauten Grundthema gänzlich frischen Wind einzuhauchen. Das Mysterium wird letztlich nicht wirklich zufriedenstellend gelüftet und so bleibt nur die schnöde Hoffnung, dass die bereits angekündigte Fortsetzung dann mehr Licht ins Dunkel bringen wird.

The Amazing Spider-Man versteht sich in erster Linie als nahezu makellos inszeniertes Event-Kino der Güteklasse A, das Anhänger der Vorlagen nicht zuletzt aufgrund der spektakulären 3D-Szenen, während welchen man zum Teil direkt aus der Sicht des Protagonisten hautnah durch die Straßenschluchten New Yorks zu gleiten scheint, begeistern wird. Von einer radikalen und auch inhaltlich vielschichtigen Interpretation eines Comics, wie sie zuletzt Christopher Nolan mit The Dark Knight gelungen ist, ist die zweifellos inspirierte Arbeit noch ein gutes Stück entfernt.

Marc Webb berichtet uns trotz der hinzugefügten Elemente wenig Neues über die Figuren selbst und variiert das Fundament eher an diversen Stellen, anstatt es grundlegend zu versetzen. Die Frage muss so natürlich erlaubt sein, wofür wir einen Film wie diesen nun überhaupt benötigen. Immerhin ist es in Hollywoodland inzwischen zur lästigen Tradition verkommen, selbst relativ aktuelle Stoffe noch einmal rasch wiederzukäuen, bevor die Zuschauer an diesen womöglich das Interesse verlieren – auch The Amazing Spider-Man bildet da keine sonderliche Ausnahme und punktet eher durch seine beeindruckenden Schauwerte, die gut aufgelegten Darsteller und das angenehme Wechselbad aus Nervenkitzel und Humor als durch nennenswerte Innovation. Sympathie für die Charaktere ist durchaus vorhanden, nur fühlt sich diese oft wie das Produkt eines Recycling-Prozesses an, und nicht, als sei sie erst infolge der neuen Erzählung in uns erwachsen. Als ein Beispiel soll jene Szene genannt werden, in welcher Onkel Ben von einem Ladendieb auf offener Straße erschossen wird: Auch wenn sich der Regisseur und seine drei Drehbuchautoren Mühe gegeben haben, diesen Moment anders als in der vorherigen Variante zu gestalten, entspricht das Gefühl, das am Ende entsteht, einem Déjà-vu.

Popcorn-Kino ist wohl der passendste Begriff, den man auf Werke dieser Art anwenden kann — vollgestopft mit einer Masse an karamellisiertem Nichts werden wir auch hier bis zum Abspann zufrieden im Kinosessel hocken und feststellen: Ja, einen echten Mehrwert sucht man bei dieser Hochglanz-Produktion womöglich vergebens, doch um sich lauthals darüber zu beklagen, hat uns der kleine Snack für Zwischendurch dann doch zu sehr geschmeckt. The Amazing Spider-Man kann trotz seiner leichten Überlänge durchaus Spaß machen – und zumindest an dieser Aussage gibt es nicht viel zu rütteln.
 

The Amazing Spider-Man (2012)

Nachdem sich Kultregisseur Sam Raimi bereits äußerst erfolgreich mit seinen drei Leinwandausflügen des Marvel-Helden geschlagen hat, darf sich jetzt auch Newcomer Marc Webb („(500) Days of Summer“) erstmalig an einem Spider-Man-Abenteuer austoben und präsentiert anstelle von Tobey Maguire den aus David Finchers „The Social Network“ bekannten Andrew Garfield in der Rolle der populären Titelfigur.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Maddy · 22.06.2012

Ich find ihn süß

@Krake · 21.07.2011

Andrew Garfield heißt der Mann. Grüsse, Mike

Krake · 21.07.2011

Ürgs. Was ist denn das für ein gruseliger Hauptdarsteller?