Secret Agency

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Lizenz zum Abschlussball

Es ist ja inzwischen einigermaßen Mode, sehr jungen Menschen im Film Waffen in die Hand zu drücken und sie effektiv, wild und gelegentlich mörderisch gegen das Böse kämpfen zu lassen. Die Spy Kids waren da noch unaufregender Kinderkram; spätestens mit Hit Girl aus Kick-Ass und der Protagonistin von Wer ist Hanna? wird es auch deutlich blutiger.
Es ist nur konsequent, die adoleszenten Killermaschinen in den Kontext zu setzen, in dem sie von ihrem Alter her eigentlich hingehören: „Mission Highschool is a go“, wie es Nr. 83 formuliert, die 16-jährige Protagonistin von Secret Agency. Und so geht es nicht nur um Nahkampf und Schusswaffengebrauch, sondern auch um Liebe, Intrigen und Peinlichkeiten, wie sie halt die amerikanische Highschool bzw. genauer: der amerikanische Highschool-Film bereithält.

Denn Secret Agency (dessen Originaltitel Barely Lethal wenigstens ein wenig Witz mit gleichwohl leicht anzüglichen Untertönen transportiert) markiert sich überdeutlich als Film, der diese Tradition sowohl fortsetzen wie auch reflektieren will. Nr. 83, bürgerlich Megan, ist seit frühester Kindheit in einer geheimen Agentenschule und wird dort für Spezialaufträge trainiert – aber sie sehnt sich nach einem „normalen“ Leben, oder wenigstens dem, was ihr Filme wie Girls Club – Vorsicht bissig!, Clueless – Was sonst! oder 10 Dinge, die ich an Dir hasse als normales Leben präsentieren.

Als sie bei einem Einsatz von ihrer Truppe getrennt wird, nutzt sie die Gelegenheit und taucht als Austauschschülerin aus Kanada in einer ländlichen Kleinstadt unter. Dort gibt es dann erst einmal viele peinliche Momente, weil Megans bisheriges Leben sie nicht wirklich auf den Alltag einer Highschool vorbereitet hat – aber dann melden sich die Dämonen ihrer alten Existenz natürlich wieder zurück.

Eine Fish-out-of-Water-Story also, komödiantisch eigentlich recht dicht unterfüttert — aber zünden will das nicht wirklich. Dafür bleiben die Konflikte zu erwartbar, zu wenig zugespitzt, verbleiben auch die Figuren letztlich alle brav in den Schemata, in die man sie schon bei ihrem ersten Auftritten einsortieren würde. Hailee Steinfeld als Nr. 83 müht sich nicht sehr – für ein Highschool-Filmchen sollte es reichen. Samuel L. Jackson gibt ihren Mentor mit einer seiner lockeren Standard-Performances, von der wenig Erinnerungswürdiges zurückbleibt. Mit Sophie Turner, Jaime King und vor allem Jessica Alba turnen noch einige durchaus bekannte Gesichter durchs Bild, aber mehr als Durchschnittsmomente liefern auch sie nicht ab.

Mir persönlich sind Highschool-Filme ja allein schon deshalb immer ein wenig anstrengend, weil mir das Fremdschämen eine zutiefst unangenehme Erfahrung und Emotion ist. Secret Agency allerdings dreht es in einigen Momenten in eine Richtung, die man nicht so oft zu sehen bekommt und die so lehrreich wie komisch ist: das Fremdschämen der Schüler für ihre Eltern und Lehrer. Davon dürfte man gerne mehr zu sehen bekommen.

Secret Agency

Es ist ja inzwischen einigermaßen Mode, sehr jungen Menschen im Film Waffen in die Hand zu drücken und sie effektiv, wild und gelegentlich mörderisch gegen das Böse kämpfen zu lassen. Die „Spy Kids“ waren da noch unaufregender Kinderkram; spätestens mit „Hit Girl“ aus „Kick-Ass“ und der Protagonistin von „Hanna“ wird es auch deutlich blutiger.
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