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Eine ewige Wolkendecke scheint über diesem Land zu liegen, das Licht scheint nur diffus auf alles, die Welt in Grau- und Blautönen wird nur gelegentlich, vor allem nachts, von Feuer orangegelb erleuchtet. Und dann kann es passieren, das jemand in den Flammen steht und verbrennt.

Sword of God (2018)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Blut wird vergossen werden

Irgendwann im Mittelalter ist es wohl, ohne Jahreszahl und Ortsangabe wirft Bartosz Konopka sein Publikum in „Sword of God – Der letzte Kreuzzug“ mitten hinein in eine raue Welt. Ein polnischer Priester und Ritter, Willibrord (Krzysztof Pieczynski), ist für seinen König hierher gekommen, um die Menschen zu christianisieren, die hier in einem Dorf leben, das kaum mehr ist als Räume zwischen herumliegenden Felsen. Von seinem Schiff ist er der einzige Überlebende. Am Ufer sammelt ihn ein schweigsamer, junger Mann aus seiner Heimat auf (Karol Bernacki), der sich Willibrord dann eher widerwillig anschließt.

Das Zusammentreffen mit den Menschen des Dorfes ist nicht besonders freundlich; Willibrord will ihre Unterwerfung unter seinen Gott forcieren, er stört ein anscheinend religiöses Ritual und fordert den Schamanen zur Feuerprobe heraus: Wer von beiden kann sich ins Feuer stellen und überleben?

Konopka hat bis da unseren Blick schon in die Perspektive der missionierenden Christen gezwungen, verstärkt auch durch die sprachliche Ebene: Während das Polnisch von Willibrord und dem jungen Mann (später ist auch noch Niederländisch und Englisch zu hören) in Untertiteln übersetzt wird, bleibt uns die Sprache der Dorfbewohner unverständlich, der Blick der Kamera (von Jacek Podgórski geführt) ist immer der des Eindringlings auf die Fremden.

Das wird auch nicht anders, als der junge Mann sich von Willibrord und seinen Methoden abwendet, sich gar den Mund zunäht, anscheinend um nicht mehr mit seiner Sprache, sondern mit seinen Taten auf die Menschen einzuwirken. Einfühlung und Mitgefühl statt Unterjochung, so könnte man den Konflikt vielleicht beschreiben – aber der Blick des Films bleibt fast immer bei Willibrord.

Er, der in der Eingangssequenz im Schiff treibend so wortreich seinen Gott anrief. Der durch den Wald taumelt und hadert, mit seinem eigenen Stolz, dass er keine Liebe habe. Was sei er dann vor Gott? Und der doch nicht anders weiß, als mit Wort und Schwert, mit Drohung und großen Gebärden seinen Glauben durchzudrücken. Einen Teil der „Heiden“ kann er so auf seine Seite ziehen, sie helfen ihm beim Bau einer einfachen, hölzernen Kirche; irgendwann drückt er ihnen Schwerter in die Hand, sodass man schon ahnt, dass dies kein gutes Ende nehmen wird. (Es wird dann aber ein anderes schlechtes Ende nehmen.)

Währenddessen lebt der junge Mann schweigend, immer ein bisschen Leiden in den Augen, im Dorf mit den anderen, verliebt sich womöglich in die Tochter des Anführers im Dorf, Prahwe (Wiktoria Gorodecka), bis die Menschen ihn irgendwann als Propheten bezeichnen und bereit sind, sich taufen zu lassen.

Man sieht das aber eher, als dass man es intellektuell versteht; gesprochen wird kaum in dieser Welt, in diesem Film, das meiste wird erzählt in Gesten und Mimik, in Schattierungen von Blaugrau, in Zuwendung und entschlossener Abwehr. Im Original heißt der Film Krew Boga, „Blut Gottes“, aber auch das ist, wie es Sprache so oft ist, ein Ablenkungsmanöver. Es fließt am Ende viel Blut, ohne dass man es wirklich sieht. Blut und Feuer sind da; aber der Name Gottes wird viel beschworen und wenig geehrt.

Wäre Sword of God ein Essayfilm, eine intellektuelle Fingerübung, ginge es wohl hier um Religion und Glauben, um die Differenz zwischen dem Wort und der Tat, auch um die Rolle, die Bekenntnisse dabei spielen, wenn man seine eigenen Taten, Bluttaten zumal, rechtfertigt vor sich und vor der Welt und vor der eigenen Vergangenheit.

Da Konopka aber keinen Essay gedreht hat, sondern drückende Bilder, kauernde Figuren, starre Blicke und wilde Gesten, sind all diese Themen auch darin, aber zurückgeworfen auf konkrete, einzelne Figuren, für die auch die Sprache keine Rettung aus der Einsamkeit ist. Und für die das Schweigen, für einen kurzen Moment in der grausamen Zeit, so etwas wie Erlösung bieten kann.

Sword of God (2018)

Das frühe Mittelalter. Im Auftrag des Königs suchen zwei Ritter einen heidnischen Stamm tief in den Bergen einer abgelegenen Insel auf, um ihn vom christlichen Glauben zu überzeugen. Obwohl die Christianisierung der einzige Weg ist, die Einheimischen vor der Auslöschung durch die königliche Armee zu retten, wird die Missionierung vom Stammespriester und dessen Anführer Geowold unterbunden. Deren Taten stellen die beiden Christen vor eine große Glaubensprüfung. In der letzten Bastion ihrer Missionierungsarbeit können die Glaubensritter jedoch auf einen überraschenden Verbündeten zählen — Prahwe, die bezaubernde und tapfere Tochter von Geowold. Schon bald darauf wird Liebe mit Hass und das Wort mit Gewalt beantwortet. Es kommt zum unvermeidbaren blutigen Kampf, bei dem im Namen des Herrn viele Menschen sterben werden …

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