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Eine Polizistin ermittelt gegen eine Terrororganisation in der Zukunft. Ihre einfältige Sicht auf Staat und Obrigkeit lässt sie lange im Dunkeln tappen, bis sie den wahren Drahtziehern auf die Spur kommt.

Restore Point (2023)

Eine Filmkritik von Sophia Derda

Backup gefällig?

Im Jahr 2041 muss man an keinem unnatürlichen Tod mehr sterben. Dank des technologischen Fortschritts kann die Menschheit nach einem Unfall oder Mord wieder ins Leben zurückkehren. Grund dafür sind digitale Backups, die alle 48 Stunden durchgeführt werden. Der menschliche Körper wird wiederhergestellt und das Backup sichert das Bewusstsein. Dem Tod nicht mehr ausgeliefert zu sein, wirft viele ethische und existenzielle Fragen auf, denen „Restore Point“ teilweise nachgeht.

Der tschechische Regisseur Robert Hloz hat gemeinsam mit Tomislav Čečka & Zdeněk Jecelín das Drehbuch zu seinem ersten Spielfilm geschrieben. Prag und seine Umgebung bieten eine erfrischende Kulisse für einen Science-Fiction-Film, der im Jahr 2041 spielt. Im Mittelpunkt steht das “Institute of Restoration”, das die Technologie entwickelt hat, um dem Tod von der Klinge zu springen. Die Menschen sind in der Lage, Unfälle und Verbrechen zu überleben, da sie eine digitale Sicherungskopie “Backup” von sich selbst haben, die dann durch Wiederherstellung genutzt werden kann, um diese Menschen ins Leben zurückzuholen — vorausgesetzt, die Sicherungskopie ist nicht älter als 48 Stunden. Ein mächtiger Konzern, der großen Einfluss auf das Leben aller Menschen hat, ist oft der Ursprung vieler Probleme. Man denkt unweigerlich an den Sci-Fi-Klassiker Jahr 2022 — die überleben wollen (Soylent Green), dessen „evil corporation“ die Menschheit auf der überbevölkerten Erde unwissentlich mit Menschenfleisch versorgt. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Schuld ist der Produzent, nicht der Konsument. Eine Trope, die so alt ist wie Science Fiction selbst.

Das “Institute of Restoration” steht kurz vor der Privatisierung — ein umstrittener Schritt, denn die bisher staatlich finanzierte Technologie könnte bei zu hohen Preisen nur noch von Wohlhabenden genutzt werden. Die Terrorgruppe “River of Life“ bekämpft diese Technologie vehement und als der leitende Forscher des “Institute of Restoration” einem Mordanschlag zum Opfer fällt, wird die Polizistin Emma „Em“ Trochinowska (Andrea Mohylová) in die Ermittlungen mit einbezogen. Wir begleiten Em durch hochmoderne Forschungslabors, in einem selbstfahrenden Auto durch die Straßen eines futuristischen Prags, in unterweltartige Randbezirke und in die naturbelassenen Siedlungen der Rebellen. Immer wieder wird in Nebensätzen angedeutet, dass in dieser technokratischen Welt kein menschliches Leben möglich ist. Das Fehlen wichtiger Details mindert jedoch die erzählerische Tiefe des Gesamtwerks. Es bleibt unklar, warum sich die Protagonistin für eine solche Aufgabe entscheidet. Ihre Beweggründe werden weder ausreichend beleuchtet noch tiefgründig dargestellt. Das können leider auch die Hologramme des verstorbenen Ex-Partners nicht wettmachen.

Dramaturgisch lässt sich das Dilemma von Restore Point sehr gut mit den Ermittlungen von Em vergleichen. Wünschenswert wäre z.B. eine deutlichere Auseinandersetzung mit den Motiven der einzelnen Parteien gewesen. Es vergeht viel Zeit, die interessanter genutzt werden könnte. Was geht in den Köpfen der Menschen vor, wenn Backups den eigenen Tod verhindern können? Fühlt man sich wie ein iPhone, das jede Nacht versucht, Daten zu sammeln? Ist es nicht total stressig, alle zwei Tage ein Gerät zu konfigurieren, das aussieht wie ein alter Walkman? Und zurück zu Em: Warum schafft es diese begabte Polizistin nicht viel früher, eine empathische Beziehung zu den Verdächtigen aufzubauen?

Trotz dieser Kritik muss man zugeben, dass die Grundidee des Werkes äußerst faszinierend und deren Umsetzung überzeugend ist. Man spürt die tiefe Auseinandersetzung mit Science-Fiction-Konzepten hinter den Bildern. Die Darstellung futuristischer Technologien trägt sich über weite Strecken, verliert sich aber zunehmend in der Krimihandlung des Films. Besonders schön sind die immer wiederkehrenden Inszenierungen im Alltag der Figuren, die nicht weit von unserem heutigen Leben entfernt sind.

Die Entwicklung des Science-Fiction-Genres spiegelt auch den Wandel unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung und unseres Verständnisses von Verantwortung wider. In Jahr 2022 — die überleben wollen (Soylent Green) wird der böse Konzern als Hauptverantwortlicher für die Dystopie dargestellt. Die Kund*innen sind lediglich passive Konsument*innen, die von den Machenschaften des Konzerns manipuliert und betrogen werden. Im Gegensatz dazu ermöglicht Restore Point den Konsument*innen, eine aktive Rolle in ihrer technologischen Umgebung einzunehmen. Sie sind nicht mehr nur passive Empfänger*innen, sondern Mitgestalter*innen und Entscheider*innen über die Verwendung und den Zugriff auf ihre Daten. Dieser narrative Wandel zeigt, dass das Science-Fiction-Genre nicht mehr nur vor dystopischen Zukünften warnt, sondern auch Möglichkeiten für Empowerment und Selbstbestimmung in einer technologiegetriebenen Welt aufzeigt. Es spiegelt unsere heutige Realität wider, in der wir uns zunehmend der Bedeutung unserer Daten bewusst werden und die Wahl haben, wem wir sie anvertrauen. Die Geschichte erinnert uns daran, dass wir in einer Zeit leben, in der Technologie sowohl ein Werkzeug der Kontrolle als auch der Ermächtigung sein kann. Und es liegt an uns, diesen Weg bewusst zu wählen.

Restore Point (2023)

Europa, Mitte des 21. Jahrhunderts: In einer Gesellschaft, in der der Tod seinen Schrecken verloren hat, müssen die Menschen nur noch daran denken, ihren Körper alle 48 Stunden zwischenzuspeichern, um im Fall eines tödlichen Unfalls oder Gewaltakts wieder ins Leben zurückkehren zu können. Nur die Rebellengruppe „River of Life“ kämpft unbeirrt gegen die in ihren Augen unethische Technologie. Als der leitende Forscher des „Restoration Institute“ einem Mordanschlag zum Opfer fällt und ausgerechnet von ihm kein Backup existiert, übernimmt die Polizistin Andrea den Fall – und findet sich schnell im tödlichen Gewirr einer mächtigen Verschwörung wieder. (Quelle: Fantasy Filmfest 2023)

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