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Publikumsmagneten aus Frankreich, oft Komödien und ‚Filme fürs Herz‘, zahlen sich häufig auch hierzulande aus. Auch „Plötzlich aufs Land“ spricht vor allem das Gefühl und das Bild vom schönen Leben auf dem Land an. Der Film versucht auch einen realitätsnahen Blick, dieser gelingt ihm aber nicht.

Plötzlich aufs Land - Eine Tierärztin im Burgund (2019)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Harte Realität weichgespült

Wie hart das Leben auf dem Land in Frankreich ist, zeigte zuletzt „Das Land meines Vaters von Edouard Bergeon. Auch in „Plötzlich aufs Land“ von Julie Manoukian spielt die harte Realität in der Provinz eine entscheidende Rolle für den Plot. Allerdings zeigt sich der Realismus im Gewand der Komödie, mit einem wohlmeinenden Blick auf den Vorzug des Landlebens und mit einem entsprechenden Filmende. Die Mischung funktioniert jedoch nicht ganz, auch wenn der Film in Frankreich bereits über 1 Million Zuschauer in die Kinos gelockt hat.

Alex (Noémie Schmidt) hat gerade in Paris ihr Diplom in Tiermedizin gemacht, ihr Mitbewohner will das mit ihr feiern, da erhält sie den dringenden Anruf ihres Onkels Michel aus Mhère im Morvan, sie müsse sofort kommen. Was für Alex wie ein Notruf klingt, entpuppt sich vor Ort dann aber als Trick: Michel (Michel Jonasz) seinerseits feiert nämlich seinen Eintritt in die Rente und will, dass die Nichte in seine Fußstapfen treten, seine Tierarztpraxis übernehmen und dort seinen Partner Nico (Clovis Cornillac) unterstützen solle.

Alex ist außer sich, doch sie bleibt erst einmal in Mhère und will zumindest für ein paar Tage einspringen. Denn Michel hat sich doch tatsächlich über Nacht aus dem Staub gemacht, um sich in der Südsee einen langgehegten Traum zu erfüllen. Nico allerdings ist alles andere als erfreut über die neue Partnerin, die vor allem die Theorie der Tiermedizin kennt, noch nie eine OP-Wunde zugenäht hat und beim Anblick von Blut in Ohnmacht fällt. 

Aber Sprechstundenhilfe Lila (Carole Franck) nimmt Alex herzlich auf, auch Assistent Marco (Matthieu Sampeur) ist freundlich und hilft ihr, sich in den Alltag der Gemeinde einzufinden. Alex‘ größter Fan aber ist Zelda (Juliane Lepoureau), das Nachbarmädchen, das selbst ebenfalls Tierärztin werden will und Alex sofort anbietet, ihr als Praktikantin zur Seite zu stehen. Nico aber kann sie von sich nur schwer überzeugen, und das lässt er sie auch offen spüren. Gleichzeitig weiß er, wie sehr er auf Hilfe angewiesen ist.

Nico ist stark überlastet und kurz vor dem Zusammenbruch. Er arbeitet eigentlich immer und jeden Tag bis spät in die Nacht hinein. Dabei vernachlässigt er auch seine Familie: Die Kinder sehen den Vater kaum, seine Frau ist genervt, die Ehe dümpelt vor sich hin. Hinzu kommt, dass die Praxis kurz vor dem finanziellen Ruin steht, weil der Landtierarzt stets weniger Geld für seine Dienste abrechnet, als ihm zusteht – denn er weiß, dass gerade viele Landwirte die Sätze eigentlich gar nicht bezahlen können. Erst als Nico einen Unfall hat, scheint Alex‘ Chance gekommen.

Auf den ersten Blick ist Plötzlich aufs Land vor allem eins: Eine Komödie, die unterhalten und letztendlich auch von den Vorzügen des Lebens auf dem Land erzählen will: Hier halten die Menschen am Ende doch zusammen; das ‚jeder kennt jeden‘ hat auch sein Gutes; auf dem Land, in der Natur findet jeder zu sich selbst. Das sind die Schlüsse, die man aus dem Film ziehen soll – und natürlich auch kann. 

Gleichzeitig aber versucht der Film von Julie Manoukian, die Realitäten des Alltags in der Provinz zu beleuchten und zu zeigen, wie anstrengend das Leben dort ist. Die Menschen arbeiten viel, bekommen dafür wenig Geld, egal ob es sich um Ärzte oder Landwirte handelt. Sie sind übermüdet, schlechtgelaunt, immer am Rand des Burnouts. Wer Das Land meines Vaters gesehen hat, der zwei Wochen früher in den deutschen Kinos gestartet ist, hat die dort eingeblendete Suizidrate der Landwirte in Frankreich sofort wieder vor Augen. Doch wird Nicos Zusammenbruch schnell gekittet, mit den Mechanismen des Genres weichgespült.

Plötzlich aufs Land versucht eine Lösung (Achtung: im Folgenden wird gespoilert), indem er zeigt, wie zufrieden der einzelne Mensch bzw. in dem Fall Alex in ihrem Tun und im Kreis ihrer Mitmenschen ist. Letztere sind übrigens diejenigen, die ihr kurz zuvor das Leben schwer gemacht und eine Petition gegen sie unterschrieben haben – auch in den Details ist der Film leider nicht ganz glaubwürdig. Letztendlich bringt aber diese Zufriedenheit Alex zum Bleiben, und damit ist Alex Nicos Rettung. Eine echte Lösung aber ist dies nicht: Schließlich war Nico schon im Team mit Michel am Rande seiner Kräfte, und das wird sich auch durch Alex nicht ändern.

Die Geschichte von Plötzlich aufs Land ist ambitioniert, der Film will aber zu viel auf einmal: als Komödie unterhalten, mit Landschaftsbildern bezaubern, mit dem Berichten von harten Realitäten aufmerksam machen und dem Ankommen der neuen Generation Hoffnung machen. Alles zusammen gelingt ihm aber nicht. Wer sich auf den Realismus konzentriert, wird sich ärgern; wer vor allem die Schönheiten des Landlebens sehen will, der wird darin bestätigt und mit einem wohligen Gefühl entlassen. Von daher sei er der zweiten Publikumsgruppe empfohlen.

Plötzlich aufs Land - Eine Tierärztin im Burgund (2019)

Eigentlich wollte Alex nie wieder zurück ins Morvan, in die tiefste französische Provinz. Doch ihr Onkel Michel lockt sie mit einem Trick zurück in ihre Heimat und bittet sie zu bleiben: Er will endlich in Rente gehen, und sie soll seine Nachfolgerin in der Tierarztpraxis werden, die er zusammen mit Nico betreibt.

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Meinungen

Jörg Hansen · 25.10.2021

Der mit großem Abstand schlechteste Film, den ich in meinem Leben im Kino gesehn habe. Absolut unterirdisch und eine Synchronisation, die so absurd schlecht war, dass es fast schon unterhaltsam war.

Wolf Ingrid · 10.01.2022

Wie jemand diesen schlechten kommentar für Plötzlich aus Land schreiben kann ist mir unerklärlich. Es mußja nicht immer Mord und Todschlag sein oder Filme über Königshäuser, Gucci oder Porno. usw. Gottseidank gibt es auch noch andere Themen im Kino.