Muzika

Eine Filmkritik von Red.

Jazz, Sex und Sozialismus

Wenn Menschen an einem Übermaß an Verboten und Einschränkungen leiden, ist es nicht selten die Musik, die ihnen ein gewisses Maß an persönlicher Freiheit gewährt. Sie verleiht Flügel, bietet Freiräume zur Improvisation und lässt das Los eines fremdbestimmten Alltags einigermaßen erträglich werden. Das ist auch in Juraj Nvotas Film Muzika so.
Die Geschichte des Films, der auf einer Novelle von Peter Pištanek basiert, spielt in den Achtzigern in der damals noch existierenden Tschechoslowakei. Martin (Lubos Kostelný) arbeitet als „Schmierer“ im volkseigenen Wasserwerk des kleinen Dorfes, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Mária (Tana Pauhofová) lebt er bei seinen Schwiegereltern, die gerne mal per akkurat aufgelistetem „Fahrplan“ vorschreiben, wann es dem jungen Paar erlaubt ist, Sex miteinander zu haben – nicht in Vollmondnächten, weil da die liebe Schwiegermama einen empfindlichen Schlaf hat. Ähnlich restriktiv ist das gesellschaftliche Leben: Wer aus dem Gleichschritt der sozialistischen Gesellschaft ausschert und beispielsweise amerikanische Musik hört oder sonst wie unangenehm auffällt, wird schnell von der Polizei wieder auf Linie gebracht oder verhaftet.

In dieser Situation erweist sich ausgerechnet die Musik für Martin als Rettungsanker. Der frühere Klarinettist erwirbt für einen Spottpreis ein Saxofon, verbringt fortan jede freie Minute mit dem Spielen des Instruments und träumt, beflügelt von den Fantasien seines Kumpels Hruškovič (Jan Budař), von einer Karriere als Musiker. Doch der Weg zum Star ist gerade in der sozialistischen Tschechoslowakei mit etlichen Hindernissen gepflastert und so müssen die beiden zunächst auf Hochzeiten zum Tanz aufspielen – das hatten sie sich irgendwie anders vorgestellt. Und dann platzt auch noch die aufmüpfige und lebensfrohe Anča (Dorota Nvotová) in Martins Leben und stellt es gründlich auf den Kopf. Martin muss sich entscheiden…

Juraj Nvotas melancholisch-heiterer Blick auf die sozialistische Vergangenheit war im Jahre 2007 der erfolgreichste slowakische Film aller Zeiten und wurde mit neun nationalen Filmpreisen „Slnko v sieti“ ausgezeichnet. Außerdem lief der Film erfolgreich in Karlovy Vary, in Warschau und als cineastischer Beitrag auf dem Musikfestival von Pohoda. Und tatsächlich ist es vor allem die hörenswerte Musik und das engagierte Spiel der Darsteller – allen voran die bezaubernde Dorota Nvotová — , die den Fokus auf die bis dato weitgehend unbekannte Filmnation Slowakei lenken.

Muzika

Wenn Menschen an einem Übermaß an Verboten und Einschränkungen leiden, ist es nicht selten die Musik, die ihnen ein gewisses Maß an persönlicher Freiheit gewährt. Sie verleiht Flügel, bietet Freiräume zur Improvisation und lässt das Los eines fremdbestimmten Alltags einigermaßen erträglich werden. Das ist auch in Juraj Nvotas Film Muzika so.
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Meinungen

tina scharfe · 24.02.2009

leichte, nette unterhaltung und trotzdem anders. der charme von osteuropa, schöne musik und für viele mitteleuropäer eher unbekannte stars.