Der Mann mit dem goldenen Arm (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Junkies und Jazz

Als Der Mann mit dem goldenen Arm veröffentlicht wurde (=1955), sorgte er für mächtig Wirbel. Der erste große Hollywood-Film über Drogensucht, trotz Hays Code von radikaler Direktheit, mit Frank Sinatra als Frankie Machine – einer Rolle, die nicht nur einen großartigen Namen trägt, sondern ihm auch kaum jemand zugetraut hatte. Der schicke Crooner als abgerissener Junkie, ganz unten, in einem bluesigen Film Noir, der bittere Niedergeschlagenheit vermittelt.
Der Autor des dem Film zugrunde liegenden Buches, Nelson Algren, beschwerte sich ja seinerzeit, dass seine heruntergekommene Hinterhofwelt mit Stars besetzt und zudem noch auf einer Soundstage inszeniert wurde, doch das ändert nichts daran, dass Regisseur Otto Preminger hier eine beklemmende Intensität erreicht. Frankie Machine, der einstige Junkie, bewegt sich durch zugleich düstere und sorgsam durchgestylte Dreckslöcher, die bevölkert sind von allerlei kantigen Schattengestalten.

Zosch (noch so ein großartiger Name, verkörpert von Eleanor Parker) ist Frankies Ehefrau, Molly (Kim Novak) eine Bardame, Louie (Darren McGavin) ein Dealer, Schwiefka (Robert Strauss) ein Spieler, der Frankie unbedingt wieder beim Zocken sehen möchte, und Sparrow (Arnold Stang) ein kurioses Faktotum mit Hund. Eigentlich möchte Frankie ja nur als Jazz-Drummer arbeiten, aber natürlich, das einstige Umfeld klebt nach wie vor an den Hacken und zurrt ein immer enger werdendes Netz von Abhängigkeiten.

Irgendwann fängt Frankie Machine wieder an, Drogen zu nehmen, was schließlich in einer auch heute noch spektakulären „cold turkey“-Sequenz kulminiert, die den hingezirkelten Oscar-Geruch, den zynische Zeitgenossen hier erkennen wollen, mit radikaler Eindringlichkeit bekannt macht. Frank Sinatra spielt sich in Der Mann mit dem goldenen Arm die Seele aus dem Leib, was tatsächlich eine Oscar-Nominierung zur Folge hatte und dem Film ein charismatisches Zentrum verleiht.

Otto Preminger war schon immer ein Schauspieler-Regisseur, der auch hier unglaublich einprägsame Charaktere formt und dabei sogar eine homogene Verbindung zu der artifiziellen Studioatmospäre schafft. „Tracking shots“ führen in jede schmutzige Ecke, dazu dann erklingt Elmer Bernsteins furioser Jazz-Score und im Vordergrund entfaltet sich eine klassische Verlierergeschichte, die natürlich schon x-mal abgefrühstückt wurde, aber nichtsdestotrotz ungemein fesseln kann.

Der Mann mit dem goldenen Arm ist ein absoluter Klassiker, nicht nur, aber gerne auch wegen seiner Saul-Bass-Titelsequenz. Verglichen mit modernen Drogenfilmen, wie Requiem for a Dream oder Enter the void, ist hier natürlich schon eine gewisse Staubschicht anwesend, doch in dem Rahmen namens „Produkt seiner Zeit“ kann man sich der ungemein direkten und mutigen Sogwirkung der Ereignisse nur schwer entziehen.

Die Blu-Ray von Concorde stellt tatsächlich die weltweite erste Veröffentlichung des Films auf diesem Medium dar, doch so richtig glücklich wird man damit leider nicht. Anscheinend wurde als Master das Gleiche wie für die schon ein paar Jahre alte Koch-Media-DVD verwendet, was Bild und Ton auf durchschnittlichem Niveau verweilen lässt…und nach wie vor die Extras der US-DVD, wie zum Beispiel einen Audiokommentar oder Interviews, vorenthält. Also wenn schon eine Blu-Ray-Premiere mit Klassiker-Status, dann sollte eigentlich so viel Kleingeld übrig sein, dass hier etwas mehr als „nur“ der Film präsentiert wird.

Der Mann mit dem goldenen Arm (Blu-ray)

Als „Der Mann mit dem goldenen Arm“ veröffentlicht wurde (=1955), sorgte er für mächtig Wirbel. Der erste große Hollywood-Film über Drogensucht, trotz Hays Code von radikaler Direktheit, mit Frank Sinatra als Frankie Machine – einer Rolle, die nicht nur einen großartigen Namen trägt, sondern ihm auch kaum jemand zugetraut hatte.
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