Log Line

Im Survival-Horror-Thriller „Deep Fear“ von Regisseur Marcus Adams wird Tauchlehrerin Naomi nicht nur von Haien bedroht. Auch eine Bande von Kriminellen sorgt für einen unvergesslichen Segeltrip durch die Karibik.

Deep Fear - Tauch um dein Leben! (2023)

Eine Filmkritik von Stephan Fasold

Der Mensch ist dem Mensch ein Hai

Wie lange muss sich der Haifilm-Klassiker „Der weiße Hai“ (1975) von Steven Spielberg noch die Vergleiche mit x-beliebigen Genrefilmen gefallen lassen, die in unregelmäßigen Abständen meist direkt für das Heimkino veröffentlicht werden? Diese Frage drängt sich beim Schauen von „Deep Fear“ auf. Tatsächlich ist das Erstlingswerk von Regisseur Marcus Adams eher eine B-Movie Version von Survival-Horror-Filmen wie „47 Meters Down“ oder „Cage Dive“. Bemerkenswert ist allerdings, dass „Deep Fear“, im Gegensatz zu den zuvor genannten Filmen, demnächst in ausgewählten Kinos zu sehen sein wird.

Eigentlich könnte Tauchlehrerin Naomi (Mãdãlina Ghenea) ein entspanntes Leben in der Karibik führen, wären da nicht die Schatten aus der Vergangenheit, die sie nächtlich heimsuchen. In Naomis Kindheit kam es während eines Sturms auf hoher See zu einem Unfall, bei dem ihre Eltern umkamen. Am Jahrestag des Ereignisses beschließt Naomi, gegen ihr Trauma anzukämpfen und beginnt einen mehrtätigen Segeltrip. Schon kurz nach dem Aufbruch erhält sie die Warnung vor einem aufkommenden Gewitter. Und dann sind dort auch noch die Schiffbrüchigen, die zunächst von Naomi gerettet werden, doch später ein dunkles Geheimnis offenbaren. Auf einmal sind die Haie, die unter dem Schiff lauern, nicht mehr die größte Gefahr…

Es ist dem Genre des (Low-Budget-)Survival-Horrors geschuldet, dass in den stark plotgetriebenen Filmen ein Problem zum nächsten führt und die Charaktere eher dünn ausfallen und zuweilen nerven können. Zuletzt war Fall (2022) ein Beispiel für eine derartige Produktion. Im besten Falle wissen die Filme dann durch einige kreative Einfälle noch zu überraschen oder zumindest durch eine (unfreiwillige) Komik zu unterhalten. Auch Deep Fear orientiert sich an diesen Genrekonventionen. In den ersten Minuten bemüht sich der Film sogar noch, die Charaktere mit Leben zu füllen, was leider sehr unbeholfen wirkt. So sehen wir Naomi beispielsweise etwas zu lange beim Bonden mit den verschiedenen Bewohner*innen ihres Dorfes. Sie kauft Gemüse, sitzt in einer Bar und wir dürfen sie bei diesen Alltäglichkeiten begleiten. Auch im späteren Verlauf des Films gibt es noch einige dieser zeitfüllenden Szenen. Bei einer geringen Gesamtlaufzeit von rund 80 Minuten wirkt das seltsam entschleunigend.

Positiv hervorzuheben ist die Optik des Films. Die Unterwasseraufnahmen und computergenerierten Haie hätten durchaus das Potenzial, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen, wären da nicht die äußerst befremdlich handelnden Figuren. Einmal der Hai-Hölle entkommen, scheinen Naomi und ihre neuen „Freunde“ den nächsten Tauchgang kaum erwarten zu können und stürzen sich noch mehrmals ins blutrote Wasser. 

Zugegebenermaßen hat der Film doch eine Sache mit Der weiße Hai gemeinsam: In beiden Filmen geht es vorrangig um die Gier des Menschen, die zu moralisch fragwürdigen Entscheidungen führen kann – man könnte sagen, der Mensch ist dem Menschen ein Hai. Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass der Schönling Jackson von Ed Westwick, bekannt aus Gossip Girl, verkörpert wird. Daher könnte der Film den Fans dieser Serie oder Hardcore-Genre-Allesguckern vielleicht Freude bereiten. Alle anderen können sich den (Tauch-)Gang ins Kino eher sparen.

Deep Fear - Tauch um dein Leben! (2023)

Die Tauchlehrerin Naomi rettet nach einem Sturm zwei Schiffbrüchige aus dem Meer. Doch diese erweisen sich als kaltblütige Narco-Gangster, die Naomi gewaltsam zwingen, nach einer Schiffsladung Kokain zu tauchen. Die Aufgabe ist lebensgefährlich, denn das Wrack liegt mitten im Jagdrevier eines Rudels tödlicher Haie.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen