Deckname Cor - Das dramatische Leben des Max Windmüller

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine engagierte Erinnerungsarbeit an einen fast vergessenen Helden

Er ist einer der vergessenen Helden des Widerstandes gegen das Nazi-Regime. Der 1920 in Emden geborene Max Windmüller verbrachte seine Kindheit bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 in Emden. Dann, als sich das politische Klima wandelte und die Familie den Antisemitismus des Regimes zu spüren bekam, entschlossen sich die Windmüllers zur Emigration in die nahegelegenen Niederlande, wo sich Max einer zionistischen Jugendgruppe anschloss. 1939 war es dann soweit – mittlerweile 19 Jahre alt geworden, beschloss Max die Auswanderung nach Palästina und befand sich schon an Bord eines Schiffes im Hafen von Rotterdam, das ihn in den Nahen Osten bringen sollte. In buchstäblich letzter Minute besann er sich auf Zureden eines Freundes eines Besseren, um seinen Kameraden bei der Versorgung der immer zahlreicher werdenden Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich zu helfen.
Als die deutschen Truppen die Niederlande im Mai 1940 besetzten, schloss sich Windmüller der Widerstandsgruppe rund um den Lehrer Joop Westerweel an, die Ausweispapiere, Verstecke und Fluchtmöglichkeiten für aus Deutschland geflohene Juden organisierte und so mehreren hundert Menschen das Leben rettete. Die Gruppe – und allein das macht sie zu einer Ausnahmeerscheinung im Widerstand gegen die Nationalsozialisten – bestand sowohl aus Niederländern wie auch aus jungen Juden, die trotz der erhöhten Gefahr ihr eigenes Leben für andere riskierten, um ihnen die Flucht nach Spanien zu ermöglichen. Unter den Mitgliedern der Truppe war Max Windmüller einer der wagemutigsten. Manchmal gab er sich gar als Mitglied des Deutschen Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS aus, jener gefürchteten Organisation, die im Wesentlichen für den Terror gegen die Zivilbevölkerung im besetzten Europa verantwortlich war.

Ab 1943 arbeitete Windmüller unter seinem Decknamen Cor verstärkt in Frankreich, wo er Verbindungsmann der Juden im besetzten Frankreich wurde. Erst der Verrat eines Doppelagenten ließ ihn schließlich am 18. Juli 1944 auffliegen – das Treffen mit anderen Mitgliedern der jüdischen Résistance in Frankreich wurde von der Gestapo gestürmt und alle Anwesenden verhaftet. Auf Umwegen über Lager in Frankreich wurde Windmüller ins KZ Buchenwald deportiert. Als die Rote Armee sich dem Lager bedrohlich näherte, wurden die Gefangenen auf einen Todesmarsch in Richtung des KZs Dachau geschickt. Auf diesem Marsch wurde Max Windmüller von einem Wachmann erschossen – wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Dass Eike Besuden sich der heute in Deutschland weitgehend vergessenen Geschichten Max Windmüllers annimmt, liegt vor allem an einer biographischen Parallele – wie jener, so ist auch der Filmemacher in Emden aufgewachsen. Seit zehn Jahren hatte sich Besuden schon mit dem Stoff auseinandergesetzt und hatte bei seinen Recherchen das große Glück, dass zahlreiche Zeitzeugen und Weggefährten Windmüllers noch am Leben waren und dementsprechend für Interviews zur Verfügung standen – unter ihnen auch Windmüllers damalige Freundin. Aufgelockert werden diese Interviewpassagen, die gleichwohl sehr anschaulich ein genaues Bild Windmüllers vermitteln, von nachgestellten Reenactment-Szenen aus dem Leben des Widerstandskämpfers und von historischen Filmaufnahmen sowie Fotos, die der Chronologie der Ereignisse folgend ein weitgehend authentisches Bild jener schwierigen und gefährlichen Zeit vermitteln.

Auch wenn man dem Film vor allem bei den nachgestellten Szenen sein kleines Budget anmerkt und nicht jeder der Schauspieler überzeugend rüberkommt – insgesamt ist Deckname Cor – Das dramatische Leben des Max Windmüller eine engagierte und weitgehend schlüssige filmische Erinnerungsarbeit, der freilich der große Kinoerfolg verwehrt bleiben dürfte. Aber darum dürfte es in diesem Fall wohl auch kaum gegangen sein.

Deckname Cor - Das dramatische Leben des Max Windmüller

Er ist einer der vergessenen Helden des Widerstandes gegen das Nazi-Regime. Der 1920 in Emden geborene Max Windmüller verbrachte seine Kindheit bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 in Emden. Dann, als sich das politische Klima wandelte und die Familie den Antisemitismus des Regimes zu spüren bekam, entschlossen sich die Windmüllers zur Emigration in die nahegelegenen Niederlande, wo sich Max einer zionistischen Jugendgruppe anschloss.
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