Operation Arsenal - Schlacht um Warschau

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Unterschwellige Generations- und Autoritätskonflikte

In dem Kriegsdrama Operation Arsenal — Schlacht um Warschau beschäftigt sich Regisseur Robert Gliński (Unkenrufe — Zeit der Versöhnung) mit einer polnischen Widerstandsbewegung während des Zweiten Weltkriegs, die aus der Pfadfinderorganisation Szare Szeregi (Graue Reihen) hervortrat. Mit steten Störaktionen wie Rauchbomben in Kinos versuchte eine Gruppe Jugendlicher, Sand ins Getriebe nationalsozialistischer Übergriffe zu streuen. Ihr Schlachtruf lautete: „Kampf für ein freies Polen!“. Im Fokus des auf einem Roman von Aleksander Kamiński basierenden Films steht die riskante Befreiungsaktion eines von der SS gefangenen und gefolterten Kameraden. Schon 1978 lieferte diese Operation Stoff für einen Kinofilm. Wie Gliński in einem mit fünf Minuten zu kurzen Interview auf dem DVD-Bonusmaterial erzählt, stellte das Sujet für ihn eine persönliche Angelegenheit dar, da sich seine Mutter einst im Widerstand engagierte.
Sein Werk konzentriert sich auf die Freunde Jan Bytnar alias „Rudy“, Tadeusz Zawadzki alias „Zoska“ und Maciej Aleksy Dawidowski alias „Alek“, die beim Kampf gegen die Naziherrschaft täglich ihren Kopf riskieren. Nicht nur innerhalb ihrer Familien (sofern sie von dem riskanten Vorgehen Bescheid wissen), sondern auch innerhalb der Gruppe kommt es zu wiederholten Diskussionen um die Art des Ungehorsams. Während ein Teil der Jungen reine Sabotageakte ohne Kampfmaßnahmen bevorzugt, plädiert ein weiterer Flügel angesichts täglicher Exekutionen für entschieden militante Anschläge. Was als riskanter Knabenstreich beginnt, endet in verlustreichen Kämpfen mit Soldaten, bei denen mitunter auch Zivilisten ihr Leben verlieren.

Doch bald gelingt es den Besatzern, Rudy und seinen Vater zu verhaften, wobei sie den Jungen für einen der Anführer der Resistance-Bewegung halten. Zunächst kann er seine Peiniger noch mit falschen Angaben hinhalten, doch es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange Rudy die Folter noch ertragen kann. Durch Spitzel bekommen seine Kameraden Wind von der Transportroute, auf welcher die Gefangenen der SS täglich ins Hauptquartier gebracht werden. Schnell kommt aber die Frage auf, ob ein einzelnes Mitglied es wert ist, die Sicherheit der Gruppe aufs Spiel zu setzen.

Zu diesem Zeitpunkt gewinnt Robert Glińskis Drama zunehmend an Eindringlichkeit und Intensität. Zuletzt krankte sein deutsch-polnisches Drama Ich, Tomek über einen Jugendlichen in den Untiefen der grenzübergreifenden Stricherszene an manchen Klischees. Auch Operation Arsenal wirkt im ersten Drittel aufgrund schneller Schnitte, Beschleunigungen und Rockmusik, als würde der Filmemacher einem unangemessenen, modernen Stil aufsitzen, bei dem Teenagerromanzen zugleich nicht fehlen dürfen. Mit Rudys Gefangennahme drosselt er allerdings zunehmend das Tempo, um sich stärker auf den Gewissenskonflikt innerhalb der Organisation, dem Druck durch Rudys Familie und dem Wissen um die drastischen Folgen einer Aktion bei Tageslicht zu konzentrieren.

Damals durfte der Zugriff nicht ohne die Autorisation der Heimatarmee als Befehlshaber im Hintergrund erfolgen, zumal ein Anschlag das Leben zahlreicher Inhaftierter aufs Spiel gesetzt hätte. Gliński wirft damit einen eindringlichen Blick auf unterschwellige Generations- und Autoritätskonflikte, was er schon zu Beginn kurz anklingen ließ. Zwar kommt er nicht völlig ohne Stereotypen wie eine dramatische Exekutionssequenz bei blau erleuchtetem Regen aus, doch sein intensives Biopic gewinnt in der zweiten Hälfte an Tiefgang und Spannung. Ebenso punktet Pawel Edelmans präzise Kameraarbeit. Daher hätte es den reißerisch-ungenauen Untertitel Schlacht um Warschau, der das vorgesehene „Widerstand in Warschau“ ersetzt, nicht benötigt.

Operation Arsenal - Schlacht um Warschau

In dem Kriegsdrama „Operation Arsenal — Schlacht um Warschau“ beschäftigt sich Regisseur Robert Gliński („Unkenrufe“) mit einer polnischen Widerstandsbewegung während des Zweiten Weltkriegs, die aus der Pfadfinderorganisation „Szare Szeregi“ („Graue Reihen“) hervortrat.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen