Das geheime Leben der Worte

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein stilles, kleines Wunder

Hanna (Sarah Polley) lebt in ihrer eigenen Welt. Die junge Frau hat sich zurückgezogen, seitdem ein im Dunkeln liegendes Geheimnis sie hat kalt und starr gegenüber ihrer Umwelt hat werden lassen. In der Fabrik, in der sie arbeitet, hat sie kaum soziale Kontakte, und ihr Fleiß führt dazu, dass ihre Kolleginnen sie hassen, denn immerhin treibt sie den Akkord immer weiter in die Höhe, schließlich kennt sie weder Krankheit noch Urlaub. Sarah gibt nichts auf das Geschwätz der anderen Frauen, bis sie eines Tages zu ihrem Chef gerufen wird, der ihr aufgrund der Unruhe, die sie schafft, eine Auszeit verordnet. Doch selbst die verbringt die junge Frau nicht ruhend, sondern sucht sich rasch den nächsten Job, mit dem sie ihrer Leere und den verdrängten Erlebnissen entfliehen kann. Sarah hat Glück, sie soll auf einer abgeschiedenen Bohrinsel irgendwo weit draußen auf dem Meer ein Unfallopfer, das sich schwere Verbrennungen zugezogen hat, gesund pflegen – gerade die richtige Ablenkung.
Das Opfer, ein Mann namens Josef (Tim Robbins), wurde bei einer Explosion auf der Bohrinsel verletzt, als er versuchte, seine Kollegen aus den Flammen zu bergen. Der Preis für den mutigen Einsatz war hoch, denn Joseph ist vorübergehend erblindet. Als sich der Patient und seine neue Pflegerin begegnen, gibt sich der Mann alle Mühe, Hannas Aufmerksamkeit und ihre Zuwendung zu erregen, doch die junge Frau bleibt beinahe stumm – zumindest vorübergehend. Aber Josef lässt nicht locker, mit viel Humor und noch mehr Ehrlichkeit gelingt es ihm, Hanna aus der Reserve zu locken und ihren Schutzpanzer aufzubrechen. Langsam und sehr behutsam tasten sich die beiden aneinander heran, doch es bedarf erst Josefs Offenheit, damit sich auch Sarah ihm anvertrauen und gestehen kann, welches schreckliche Geheimnis sie seit vielen Jahren in sich trägt. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war, und als Hanna eines Tages ohne ein Wort in ihre Welt zurückkehrt, kann Josef sie nicht mehr vergessen…

Auch mit ihrem zweiten englischsprachigen Spielfilm Das geheime Leben der Worte / The Secret Life of Words nach dem bewegenden Drama Mein Leben ohne Mich / My Life without Me ist der spanischen Regisseurin Isabel Coixet ein wunderbarer, leiser und emotional anrührender Film über Menschen in Extremsituationen gelungen, der es schafft, in jeder Sekunde zu fesseln. Abermals ist es die kanadische Schauspielerin Sarah Polley, die der weibliche Heldin Coixets auf kongeniale Weise Tiefe, Anmut und Wahrhaftigkeit schenkt, während Tim Robbins erneut unter Beweis stellen darf, warum er einer der heimlichen Stars des amerikanischen Films ist. Trotz dieser internationalen Besetzung ist und bleibt Das geheime Leben der Worte / The Secret Life of Words vor allem eines – europäisches Kino der Spitzenklasse. Und Isabel Coixet hat es spätestens jetzt endgültig geschafft, in die Riege der ganz Großen vorzustoßen – der Lohn für einen ebenso schönen wie mutigen Film.

Das geheime Leben der Worte

Hanna (Sarah Polley) lebt in ihrer eigenen Welt. Die junge Frau hat sich zurückgezogen, seitdem ein im Dunkeln liegendes Geheimnis sie hat kalt und starr gegenüber ihrer Umwelt hat werden lassen.
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Meinungen

David · 26.02.2010

Sehr sehr guter Film ! Absolut sehenswert. 10 von 10 Sternchen

Melanie · 14.10.2008

Ein stilles, kleines Wunder triffst, glaub ich, am Besten !!

pleshi · 08.01.2007

ein Meisterwerk.

Petra Leonhardt · 05.07.2006

Solch eindringlichen, Emotionalen, wahrhaftig. Lange nicht solch guten Fildgesehen. Bin erschüttert, bewegt, tief berührt. Schauspieler,Story, Musik, Regie, Schicksale und einfach ALLES sind unbeschreiblich gut.

· 16.05.2006

Ein bewegendes Meisterwerk.

dorispschneider · 05.05.2006

ein wunderbarer zugleich zutiefst ergreifender Film