Aviator

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Aus dem Leben eines Überfliegers

Was zur Hölle ist eigentlich an Biopics dran? Gehen den Drehbuchautoren in Hollywood und anderswo die Geschichten aus? Bewahrheitet sich wieder einmal die Plattitüde, dass das Leben eben die besten Geschichten schreibt? Oder ist es die gnadenlose Jagd nach Prominenz und die Anmutung von Berühmtheit, die die Augen von Regisseuren und Marketing-Fachleuten zum Glänzen bringt? Sei es, wie es wolle, auf jeden Fall scheinen Biopics die Filme der Stunde zu sein: Ray Charles, Sophie Scholl, Alexander der Große und Dr. Alfred Kinsey, das sind die biographischen Highlights des Filmwinters in Deutschland – und Howard Hughes, der exzentrische Multimilliardär, Filmproduzent und Frauenliebhaber. D och es ist nicht nur die legendäre Gestalt der Hollywood-Ikone, die Aviator zu einem ganz besonderen Film macht, auch der Regisseur selbst ist bereits zu Lebzeiten eine Legende und einer der größten Filmkünstler, den „Tinseltown“ jemals hervorgebracht hat — Martin Scorsese. Ein Mythos dreht einen Film über einen anderen – so entstehen Filme, die in vielfacher Hinsicht „bigger than life“ sind. Schon allein die Besetzung mit Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsdale, Jude Law, Alec Baldwin spricht Bände, dass hier nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen wurde.
Ausgerüstet mit einem kleinen Vermögen, das ihm sein Vater vermacht hat, revolutioniert der junge Texaner Howard Hughes in den 1930er und 1940er Jahren Hollywood und wird einer der erfolgreichsten Produzenten und Regisseure der Traumfabrik.

Der waghalsige Pilot und berühmteste Flieger seit Charles Lindbergh ist außerdem eine treibende Kraft der modernen kommerziellen Luftfahrt und gründet die Fluglinie TWA. Hughes ist eine der aufregendsten Persönlichkeiten seiner Zeit, mit einer Aura von Anziehung, Glamour und Geheimnis. Männer bewundern den Milliardär, Frauen liegen ihm zu Füßen, die größten Hollywood-Stars verlieben sich in ihn. Er hat skandalträchtige Affären mit einigen der schönsten Frauen der Welt, wie dem eleganten Hollywood Star Katharine Hepburn in den19 30er Jahren und Ava Gardner, der sinnlichen Leinwandgöttin der 1940er. Doch Howard Hughes hat nur eine wahre Liebe: das Fliegen — sowie das Streben nach Perfektion. Doch die Dämonen seiner Kindheit plagen den erfolgsverwöhnten Mogul und treiben in mehr und mehr in Einsamkeit und Paranoia…

Scorseses Filme sind immer ein Erlebnis, so auch dieser. Ob allerdings Leonardo DiCaprio eine gute Wahl für die Hauptrolle war oder eher ein Zugeständnis an die Fans und damit die zu erwartenden Zuschauer, dürfte fraglich sein, zu glatt wirkt der Hollywood-Beau und zu wenig abgründig. Ein Charakteristikum, das den ganzen Film durchzieht, denn Scorsese liefert grandiose Bilder, die in jeder Hinsicht perfekt sind, nur eben für meinen Geschmack zu perfekt und zu wenig düster. Dabei bietet gerade Howard Hughes Biographie und schillerndes Leben mehr als genug Stoff, ein düsteres Drama über Aufstieg und Fall, über Schuld und Sühne abzuliefern. Doch offensichtlich war dafür der eine Tycoon dem anderen zu nah.

Aviator

Was zur Hölle ist eigentlich an Biopics dran? Gehen den Drehbuchautoren in Hollywood und anderswo die Geschichten aus? Bewahrheitet sich wieder einmal die Plattitüde, dass das Leben eben die besten Geschichten schreibt?
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Meinungen

de niro · 22.03.2005

Also Freunde, ich denke wir haben es mit einem großen Werk zu tun.

de niro · 22.03.2005

Also Freunde, ich denke wir haben es mit einem großen Werk zu tun.