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Als wilder Mix aus zahlreichen Filmgenres weiß „Lisa Frankenstein“ nicht so recht, wo er eigentlich hinmöchte. Unterhaltsam ist Zelda Williams‘ Film dennoch.

Lisa Frankenstein (2024)

Eine Filmkritik von Rahel Schmitz

Horror-Comedy im Retro-Stil

1818 erscheint Mary Shelleys Roman Frankenstein, ein Meilenstein sowohl der Schauerliteratur als auch der Science-Fiction. In der berühmten Erzählung geht es um den ambitionierten Wissenschaftler Victor Frankenstein, der eine Leiche zum Leben erweckt. Eben diese Geschichte erfreut sich derzeit in der Filmwelt wieder aufflammender Beliebtheit. Filme, die den Roman adaptieren oder zumindest lose davon inspiriert sind, scheinen förmlich aus dem Boden zu sprießen. „Lisa Frankenstein“ ist Teil dieses Trends und verbindet die ursprüngliche Story mit einer Comic-of-Age-Prämisse und dem derzeitigen Retro-Hype.

Während eines Gewitters erweckt die Außenseiterin Lisa Swallows (Kathryn Newton) aus Versehen einen Leichnam (Cole Sprouse) aus dem 19. Jahrhundert zum Leben. Die Träumerin Lisa und der wiedererweckte Tote wirken im Lebensalltag der 1980er-Jahre vergleichbar verloren. Schnell entspinnt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Dank der Kreatur wird Lisa immer selbstsicherer und setzt sich zunehmend gegen die Menschen zur Wehr, die ihr das Leben schwer machen. Darunter auch ihre Stiefmutter Janet (Carla Gugino). Doch die Hilfe ist keineswegs einseitig, schließlich fehlen der Kreatur einige Körperteile, die dringend ersetzt werden müssen.

Lisa Frankenstein, der erste Spielfilm von Zelda Williams nach einem Drehbuch von Diablo Cody (Juno, Tully) ist eine Horrorkomödie und im Grunde ein ästhetisches Experiment, das mal wie eine knallbunte Idealisierung des 80er-Jahre-Looks daherkommt, dann wieder in psychedelische Traumwelten steigt und sich gelegentlich sogar ausschließlich in Schwarzweiß präsentiert. Ebenso rasant, wie der Film seinen Look verändert, wechselt er auch durch verschiedene Genres. Coming-of-Age-Drama und Make-Over-Film treffen hier auf Comedy und Horror. Lisa entwickelt sich von einem schüchternen Mädchen, das kaum redet, zu einer selbstbewussten, sexuell aktiven Frau, die auch vor dem ein oder anderen Mord nicht zurückschreckt. Durch diese wilde Mixtur ist Lisa Frankenstein ebenso skurril, wie es einst auch Edward mit den Scherenhänden und Jennifer’s Body waren. Allerdings gelingt es dem Film nicht, einen individuellen Ton zu finden; der Kultstatus der beiden vorhergenannten Produktionen bleibt ihm daher versagt.

In puncto Handlung ist Lisa Frankenstein recht vorhersehbar. Jeder einzelne Charakter hat eine klar erkennbare Funktion — es ist nur zu offensichtlich, wohin sich diese Rollen entwickeln sollen. Unterhaltsam ist der Film trotzdem, was vor allem daran liegt, dass die makabre Prämisse von Shelleys Roman auf witzige Art in das Amerika der 1980er-Jahre übersetzt wird. Aufwendige wissenschaftliche Apparaturen werden hier ersetzt durch ein dysfunktionales Solarium; zur kulturellen Bildung der Kreatur gehören nun Bands wie The Cure. Tatsächlich ist der Film allerdings so sehr darauf fokussiert, einzelne Versatzstücke aus dem Roman humorvoll neu zu interpretieren, dass Lisa Frankenstein es auch hier verpasst, eine eigene, ganzheitliche Identität zu finden.

Im Vergleich zu anderen Neuentdeckungen des Frankenstein-Stoffs vermag diese Produktion aus dem Williams/Cody-Zweigespann nicht zu überzeugen. Der Film muss sich vor allem mit Poor Things messen, wirkt dagegen aber wie ein oberflächliches Leichtgewicht. Allerdings stellt Lisa Frankenstein auch einen ganz anderen Anspruch: Der Film möchte leichtherzig, lustig und kurzweilig sein. Das gelingt ihm durchaus.

Lisa Frankenstein (2024)

Lisa Frankenstein spielt im Jahr 1989 und folgt einem unbeliebten Highschool-Schüler (Newton), der während eines Gewitters versehentlich eine hübsche viktorianische Leiche (Sprouse) wiederbelebt und beginnt, ihn in den Mann ihrer Träume umzubauen, indem er das kaputte Solarium benutzt ihre Garage.

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