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Mama Muh ist eine ganz besondere Kuh. Kein Wetter kann schlecht genug sein, um ihr die Laune zu verderben. Nun träumt sie davon, ein eigenes Musical auf die Bühne zu bringen. Der Animationsfilm mit der Titelfigur einer schwedischen Kinderbuchreihe richtet sich an das ganz junge Kinopublikum.

Wer bist du, Mama Muh? (2023)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die Kuh, der Teddy und das Muhsical

Passend zur Weihnachtszeit kommt dieser schwedische Animationsfilm für das ganz junge Publikum in die deutschen Kinos. Denn obwohl es um eine Kuh geht, die ein Musical aufführen will, steuert die Geschichte, die im Herbst beginnt, doch auf den Besuch des Weihnachtsmanns zu. Die Titelfigur Mama Muh und ihr Krähenfreund Krah nehmen Anteil am Leben der vierköpfigen Bauernfamilie und fiebern selbst dem Weihnachtsfest entgegen – ganz im Sinne der kindlichen Fantasie. Dabei geht es aber gar nicht mystisch-märchenhaft zu, und es kommen auch keine Wichtel mit Bärten und Zipfelmützen vor. Vielmehr gehört diese Geschichte zu jener Kategorie skandinavischer Kinderfilme, die auf unbekümmerten Spaß setzen und dabei Geborgenheit vermitteln.

Mama Muh ist eine liebenswerte, stets gut gelaunte und neugierige Kuh. Anders als die anderen Kühe im Stall geht sie aufrecht auf ihren Hinterbeinen, womit sie menschenähnlicher wirkt. Selbst Regenwetter heißt sie mit einem Lied willkommen. Die Regiearbeit von Christian Ryltenius (Bamse – Der liebste und stärkste Bär der Welt) basiert auf der Mama Muh-Buchreihe von Jujja und Tomas Wieslander, die Sven Nordqvist, der Autor der Pettersson und Findus-Bücher, illustrierte. Die Animationen im Zeichentrickstil erschaffen hier auch eine ähnlich beschauliche und anheimelnde ländliche Welt wie in der Pettersson und Findus-Animationsfilmreihe. Ryltenius führte, zusammen mit Tomas Tivemark, auch schon Regie bei Mama Muh und die große weite Welt, der 2022 in die deutschen Kinos kam. Die erste Verfilmung zu dieser Buchreihe, Mama Muh und die Krähe – Der Film erschien 2008 in Deutschland nur fürs Heimkino, außerdem kam 2010 eine gleichnamige Zeichentrickserie ins Fernsehen, die eine schwedisch-deutsche Koproduktion ist. Dem jungen Kinopublikum dürfte Mama Muhs Welt also durchaus schon vertraut sein.

Diese Welt ist reich an Tieren. Sie wohnen auf dem Bauernhof ebenso wie im angrenzenden Wald: von der Maus bis zu den singenden Elchen und Stechmücken. Aber die Moderne hält auch hier Einzug: Als sich Mama Muh, Krah und ein paar andere Tiere im Hof eine wilde Verfolgungsjagd liefern, schauen Lillebror und Lina hinter dem Zimmerfenster nicht von ihren Handys auf. Ryltenius und sein Drehbuchautor Peter Arrhenius haben einen guten Blick für Details, dosieren Action und Beschaulichkeit richtig und vermeiden schrille Töne. Auch die kleinen Gesangseinlagen bleiben unaufdringlich.

Im Kuhstall führt das Mädchen Lina mit seinem kleinen Bruder Lillebror ein Theaterstück auf, und als die Kinder zum Essen gerufen werden, stöbert Mama Muh ein wenig in den Requisiten. Sie setzt sich ein Sieb auf den Kopf, sieht sich nun als Eishockeyspieler oder Pirat und verkündet schließlich, dass sie ihr eigenes, richtiges „Muhsical“ machen will. Krah aber weiß wieder einmal besser, wie sich Kühe zu benehmen haben und dass sie sich auf keinen Fall in jemand anderen verwandeln. Er hat einen alternativen Vorschlag: „Viele Kühe helfen ihren Krähenfreunden dabei, nach neuen Gut-zu-gebrauchen-Sachen zu suchen“. So gehen die beiden also in den Wald, um weggeworfene Dinge zu sammeln, von denen das Haus der Krähe schon ziemlich voll ist. Der gewitzte Tonangeber erinnert an die Titelfigur aus Der kleine Rabe Socke. Obwohl Krah auch ein paar Solo-Auftritte bekommt, bleibt er jedoch so etwas wie ein Juniorpartner im Duo, dem es letztlich ganz recht ist, wenn die Kuh seinen festgezurrten Denkhorizont erweitert oder seine Irrwege korrigiert. 

Aus dem Kuhstall verschwindet Lillebrors geliebter alter Teddybär und der Junge ist untröstlich. Mama Muh plagen Schuldgefühle: Ohne ihre Musical-Ambitionen wäre nichts durcheinander gekommen. Sollte sie sich doch wieder aufs Kauen und Schauen beschränken, wie die anderen Kühe auch? Mama Muh und Krah suchen auf dem ganzen Hof nach dem Stofftier. Krah verkleidet sich als Huhn, um undercover den Hühnerstall zu inspizieren. Witzige Szene wie diese lockern die Handlung auf und sind doch für die zentralen Motive noch von Bedeutung.

Der Teddy taucht zwar wieder auf, ist aber versehrter denn je und die Bemühungen von Mama Muh und Krah, ihn zu waschen und zu flicken, machen ihn nicht schöner. Mama Muh beschließt, das mit Verbandszeug umwickelte Stofftier vor Lillebror zu verstecken, um ihm nicht das Herz zu brechen. Und Schwester Lina sagt dem Jungen in tröstender Absicht, dass große Kinder ohnehin nicht mehr mit Teddys spielen. Aber ist das nicht auch eine Regel – wie jene, dass Kühe keine Musicals aufführen sollen? Zum Weihnachtsfest gibt es die einzig richtige Antwort darauf. Dann wird fröhlich gefeiert – im Haus, vor dem Hühnerstall, im Wald. Der Charme dieses kleinen hübschen Films besteht darin, dass er nicht unter Strom stehen muss, um kindliche Lebhaftigkeit widerzuspiegeln.

Wer bist du, Mama Muh? (2023)

Es ist nicht immer leicht, Mama Muh zur Freundin zu haben, denn nur Gras kauen und auf der Weide stehen findet diese äußerst langweilig. So kommen der eigenwilligen Kuhdame immer wieder Dinge in den Sinn, die Kühe eigentlich nicht tun. Und die ziemlich verrückt sind — aber Spaß machen! Als Mama Muh ihr eigenes Musical aufführen will, versucht ihr bester Freund, die Krähe, sie davon abzuhalten, denn Kühe machen so etwas ja grundsätzlich nicht. Doch sie ist nicht aufzuhalten. Und als schließlich auch noch der über alles geliebte Teddybär des kleinen Lillebror verschwindet, nicht ganz ohne Mama Muhs Zutun, macht sich die Krähe bald als Huhn verkleidet mit ihr auf die abenteuerliche Suche nach Teddy. Die Freundschaft zwischen Mama Muh und Krähe wird dabei auf eine harte Probe gestellt. Am Ende muss sogar der Weihnachtsmann persönlich eingreifen…damit alles wieder gut wird.

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