Gods and Monsters

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Auf dem Weg in den Abgrund

Das Filmgeschäft ist wirklich hart: Vor zehn Jahren drehte Regisseur Bill Condon das gefloppte Sequel Candyman 2; 1999 kassierte er aber dann den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch für seinen Film Gods and Monsters. Es ist die Mär eines Mannes, dessen Karriere ihren Höhepunkt schon lange überschritten hat: In den dreißiger Jahren hatte der Regisseur James Whale (Ian McKellen) Horrorklassiker wie Frankenstein, Der Unsichtbare und Frankensteins Braut gedreht. Aber 1957 vegetiert er nur noch vor sich hin und lebt von seinen Erinnerungen, denn nach einem Schlaganfall ist er auf starke Medikamente angewiesen. Abgesehen von seiner Haushälterin Hanna (Lynn Redgrave) hat er kaum noch Kontakte zur Außenwelt. Erst als ein junger Mann namens Clayton Boone (Brendan Fraser) den Gärtnerposten übernimmt, kommt wieder etwas Bewegung in das triste Dasein des alten Mannes. Nachdem der eher homophobische Clayton den ersten Schock über Whales unverhohlene Homosexualität überwunden hat, könnte dies eine Freundschaft fürs ganze Leben werden; die aber bleibt stets von Whales Problemen und seinem maliziösen Zustand überschattet, denn der Horror-Titan beginnt, seinen eigenen Exitus filmreif zu inszenieren…
„Ein gepfefferter Rückblick auf das Hollywood, das wir lieben“, lobte das Fachmagazin Entertainment Weekly dieses recht verschlungene und komplizierte Hausmelodram, für das Regisseur und Autor Bill Condon einen Drehbuch Oscar erhielt; für die Schauspieler Ian McKellen und Lynn Redgrave fiel zumindest noch eine Nominierung ab. „McKellen gibt der Whale-Figur eine Fassade von schlagfertigem Witz und als Untergrund abgründige Melancholie. Alles in allem eine elegante Variation des Themas Eros und Thanatol: Porträt eines Künstlers, dessen letzte Inszenierung der eigene Tod ist“, schwelgte der Spiegel zu recht über diese äußerst sensitive Charakterstudie eines Künstlers, der von den Gräueln des 1. Weltkrieges in die Grausamkeit der Glitz- und Glamourwelt Hollywoods rutscht.

Ein rührendes und tragikomisches Portrait zweier oppositioneller Darsteller, das trotz seiner bisweilen argen Dialoglastigkeit mit seiner Dramaturgie einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Denn gerade Whale wird absolut perfekt von Ian McKellen verkörpert, neben dem der sicherlich nicht untalentierte Brendan Fraser sich zu behaupten weiß.

Fazit: Sehr schöne Bilder, handwerklich sauber gefertigte Rückblenden und virulente Traumsequenzen in einem artifiziellen Mix aus Original-Filmmaterial und neu konstruierten Szenen, die sich doch stimmig zu einem kleinen filmischen Kleinod verknüpfen.

Gods and Monsters

Das Filmgeschäft ist wirklich hart: Vor zehn Jahren drehte Regisseur Bill Condon das gefloppte Sequel Candyman 2; 1999 kassierte er aber dann den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch für seinen Film Gods and Monsters.
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