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Der Provinzpolizist Franz Eberhofer wird nach München zwangsversetzt. Dabei kocht doch die Oma im niederbayerischen Niederkaltenkirchen so gut. Das Privatleben gestaltet sich im fünften Film nach der Krimibuchreihe von Rita Falk für den Helden wieder so knifflig wie die Mordermittlung selbst. 

Sauerkrautkoma (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Was hat der Eberhofer in München verloren?

Die komödiantischen Heimatkrimis von Rita Falk und ihre gleichnamigen Verfilmungen sind in Bayern sehr erfolgreich. Aus diesem Grunde bekommt der Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) nun mit Sauerkrautkoma sein fünftes Kinoabenteuer, in dem es ihn nach München verschlägt. Gegen seinen Willen wurde er aus dem heimatlichen Niederkaltenkirchen in Niederbayern in die Landeshauptstadt versetzt. Doch auf das gute Essen seiner Oma (Enzi Fuchs) muss Franz trotzdem nicht ganz verzichten. Erstens hat sie ihm ein Sauerkrautfass mitgegeben und zweitens kann auch der kniffligste Mordfall Franz bekanntlich nicht davon abhalten, sich zwischendurch an Omas Küchentisch zu stärken.

In den sogenannten Eberhofer-Krimis verweisen die Titelkompositionen neckisch auf die Leidenschaft des Helden für das gute Essen, von Dampfnudelblues aus dem Jahr 2013 über Winterkartoffelknödel 2014 und Schweinskopf al dente 2016 bis zu Grießnockerlaffäre 2017. Wie immer fungiert auch im fünften Film wieder Ed Herzog als Regisseur und vor der Kamera gibt es ein Wiedersehen mit den beliebten, urigen Provinzcharakteren. Die sparsame Oma, die immer göttlich für den Buben aufkocht, der kiffende Vater (Eisi Gulp), Franz‘ Stammtischfreunde und sein ehemaliger Kollege Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), der in München als Detektiv arbeitet, bilden erneut das fidele Ensemble. Natürlich fehlt auch Franz‘ Dauerfreundin Susi (Lisa Maria Potthoff) nicht, die auch nicht jünger wird und immer noch auf einen Heiratsantrag wartet. Diesmal könnte es klappen, denn Heiratsmuffel Franz wird von allen Seiten gedrängt, sich ein Herz zu fassen, weil ihr der ehemalige Mitschüler Fleischi (Gedeon Burkhard) eifrig den Hof macht. 

Bis auf den kurzen Trip nach Italien in Schweinskopf al dente spielten die bisherigen Filme in der niederbayerischen Provinz. Sie bezogen ihren Charme aus der mehr oder weniger treffsicheren Persiflage des engen dörflichen Kosmos, in dem sich Sturköpfe tummeln und gewitzt ihre kleinen Freiräume behaupten. Wie kommt Franz nun in München zurecht? In der Buchvorlage gibt es einige Ansätze für einen reizvollen Konflikt zwischen unvereinbaren Mentalitäten. Der Hauptgrund, warum Franz dort immer wieder eine Stippvisite in Niederkaltenkirchen einlegt, ist halt das Essen bei Oma. Denn in München haust er jetzt beim Rudi, der noch ein Zimmer frei hatte und ihn mit Dosenravioli traktiert.

Manchmal gerieten die früheren Verfilmungen sogar vergnüglicher, pfiffiger als die Buchvorlagen, aber diesmal ist es umgekehrt. Kaum ist Franz in München angekommen, hat er auch schon eine Mordermittlung an der Backe. Beziehungsweise eine Leiche im Kofferraum von Papas Auto, das in München geklaut und im Wald abgestellt wurde. In der Filmversion und nur dort führt die Spur direkt zurück nach Niederkaltenkirchen, in die protzige Stilmöbel-Villa des Bürgermeisters (Thomas Kügel). Die Tote im Kofferraum soll das Au-Pair-Mädchen der Familie gewesen sein. Und die Chefin der Münchner Polizeiinspektion entpuppt sich als eine mit dem Spitznamen Thin Lizzy (Nora Waldstätten) versehene, humorlose Person, die Franz schon in Grießnockerlaffäre über den Weg lief. Das alles wirkt ein bisschen so, als wolle man in der Filmversion lieber auf Nummer sicher gehen und dem Fanpublikum doch nur die Kost servieren, die es gewöhnt ist. 

Sebastian Bezzel wirkt als der stets wenig motivierte, vom Pflichtanteil des Alltags latent genervte Polizist nicht ganz so überzeugend wie sonst. Vielleicht liegt die knappe, beinahe schon stichwortartige Darstellung auch an der Inszenierung, die sich mit den Charakteren nicht lange aufhält. Sie bekommen jeder für sich wenig Raum. Um Lacher zu produzieren, wird auf karikierende Zuspitzung gesetzt. Beispielsweise muss Papa Eberhofer vor den thailändischen Schwiegereltern seines Sohnes Leopold (Gerhard Wittmann) in Omas Küche vorführen, wie er Sauerkraut stampft, mit bloßen Füßen im Trog. 

Am ehesten amüsiert der Hang, dick aufzutragen, auf dem Gebiet der Ausstattung. Die Einrichtung der Junggesellenbude, in der Rudi und Franz hausen, schwelgt in den Geschmacksverfehlungen früherer Dekaden, besonders der 1970er Jahre. Wie es allerdings der Niederkaltenkirchener Bürgermeister zu seiner ebenfalls geschmacklosen Prunkvilla gebracht hat? Nun ja, dort draußen sind die Grundstücke vermutlich günstig. Die Charaktere haben längst einen so soliden Stand, dass auch eine wenig inspirierte Inszenierung ihren Charme nicht ernsthaft schmälern kann. Die nächste Verfilmung mit dem Titel Leberkäsjunkie ist schon in Arbeit.  

Sauerkrautkoma (2018)

Auch im neuesten Fall nach den Büchern von Rita Falk gerät der Dorfpolizist Franz Eberhofer wieder reihenweise in Schwierigkeiten: Wegen einer Beförderung soll er nach München ziehen, im Kofferraum des alten Opels seines Vaters findet sich eine Leiche und seine Freundin Susi drängt zur Heirat. Das kann ja heiter werden … 

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