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Die „Pacific Rim“-Fortsetzung frönt in ihren Materialschlachten der Devise „Höher, Schneller, Weiter“. Bleibt da noch Zeit für Charakterentwicklungen oder für eine innere Logik der Erzählung?

Pacific Rim: Uprising (2018)

Eine Filmkritik von Maria Engler

Filmischer Gigantismus

Tokio: Wo eben noch Menschen panisch im Kreis rannten, stampft urplötzlich ein gigantischer Monsterfuß auf den Asphalt. Ein riesiger Kampfroboter mit Muskeln aus Stahl und einem Lasso aus purer Energie lässt reihenweise Gebäude auf den Kopf des angreifenden Monsters regnen – das stachelbesetzte Ungetüm zeigt sich unbeeindruckt.

„Wie viele Gebäude hält das Vieh denn aus?“, tönt es ungläubig aus dem Inneren des Roboters, womit gleichzeitig das zentrale Thema von Pacific Rim: Uprising knapp umrissen wäre: Die ewige Suche nach der Steigerung der Steigerung.

Die immer wilderen Ausflüge der Transformers durchs Weltall und die Zeit machen es deutlich: Wo gigantische Wesen sinnlos walten, braucht es in der Fortsetzung ein noch atemberaubenderes Spektakel, einen noch teuflischeren Bösewicht oder schlicht noch größere Roboter, um das Publikum erneut zu beeindrucken. Pacific Rim: Uprising, dessen Vorgänger bereits gewaltige Maßstäbe anlegte und Roboter exorbitanten Ausmaßes mit Schiffen auf noch größere Monster einprügeln ließ, pustet seine Hauptakteure noch einmal gewaltig auf und präsentiert nicht nur größere, sondern auch technisch und optisch aufpolierte Roboter, die sich glatt in einen absolut generischen Plot einfügen.

Die Handlung des Films dreht sich um Jake (John Boyega), der seinen Lebensunterhalt 10 Jahre nach dem Krieg mit den Kaiju als Dieb und Händler von Jaeger-Teilen bestreitet. Nach einem schiefgegangenen Coup und der Wahl zwischen dem Gefängnis und dem Jaeger-Programm kehrt er gezwungenermaßen zum Pan Pacific Defense Corps zurück, um junge Pilot_innen zu trainieren, unter ihnen die technikbegeisterte Amara (Cailee Spaeny). Als die Welt von wild gewordenen Jaegern und schließlich von einer neuen Form von Kaiju bedroht wird, muss Jake in die Fußstapfen seines heldenhaften Vaters treten und mit seinem Team die Welt vor dem Bösen bewahren.

Während in Pacific Rim, leider nicht vollends erfolgreich, versucht wurde, eine interessante Geschichte zu erzählen, verkommt die Handlung in Pacific Rim: Uprising zu einem vorhersehbaren, spannungsarmen Puzzle aus narrativen Versatzstücken, die weder für sich genommen noch im Gesamtbild in irgendeiner Form Interesse an den Charakteren oder ihren Lebenswegen aufkommen lassen. Die im Film mehr als deutlich erkennbaren Anime-Vorlagen von Pacific Rim: Uprising zeigen, dass Erzählungen über gigantische Roboter im Kampf gegen verschiedenste Monster nicht zwingend von einer tiefgründigen Handlung befreit sein müssen. Sowohl im Design der Roboter als auch in den Prämissen des Films zeigen sich wie schon im Vorgänger große Parallelen zu Animes wie Neon Genisis Evangelion, die Handlung hingegen ist von dessen komplexen philosophischen und psychologischen Thematiken entkernt und zur größtmöglichen Gefälligkeit glatt poliert.

Es bleibt dem Publikum, wie schon in weiten Teilen von Pacific Rim, dementsprechend nur noch die Freude über die gewaltigen Materialschlachten auf der Leinwand, die kindliche Heiterkeit über die Absurdität der Situationen, die gigantischen Roboter, die überdimensionalen Kaiju und die Begeisterungsstürme hinsichtlich des audiovisuellen Spektakels bei ihrem Aufeinandertreffen. Der Attraktionscharakter dieser Begegnungen vermag zu fesseln, die Kämpfe sind dynamisch in Szene gesetzt, überzeugen durch sehr gutes Design der Roboter sowie der Monster und das aus dem Vorgänger übernommene knallige Farbkonzept. Leider fehlt es an Einfallsreichtum hinsichtlich der Kampfumgebungen, zwei von den insgesamt gerade einmal drei Kämpfen finden in glatt gebügelten und jeglichem Individualismus beraubten Großstädten statt, die währenddessen völlig demoliert werden. Das Vergnügen an den kolossalen Schlachten wird aber vor allem durch etwas gemindert, gegen das auch der mächtigste Roboter nichts ausrichten kann: die narrative Inkonsistenz des Filmes.

Mindestens so groß wie die Breaches, aus denen die Kaijus entspringen, um anschließend die Welt zu terrorisieren, sind die Löcher in der internen Logik des Films. Trotz vier Drehbuchautor_innen gelingt es nicht, eine konsistente Handlung zu kreieren. Für ehemals offene Fragen werden hanebüchene Antworten gegeben, Herkunft und Motivation eines Großteils der Figuren bleiben verborgen und Unstimmigkeiten innerhalb der eigenen Filmhandlung sowie in Bezug zu Pacific Rim werden am laufenden Band produziert. So ist beispielsweise urplötzlich von einem geografischen Ziel der Monster die Rede, das zum Zentrum der Handlung gemacht wird, im ersten Teil aber weder von ihnen angesteuert noch von jemandem erkannt wurde. Die menschlichen Bindungen zwischen den Pilot_innen und die Problematik diese herzustellen, im Vorgänger noch ein Haupterzählstrang, spielen hier nur noch eine untergeordnete Rolle. Zuvor unvorstellbare Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiele im Cockpit paaren sich mit gänzlich unbeeindruckten Mienen bei der im Grunde weltverändernden Einsicht in ein fremdes Gehirn. Wirklich komplexe menschliche Emotionen, die es im Universum von Pacific Rim im Angesicht technischer Höhenflüge und dem Leben in einer vom Krieg demolierten Welt durchaus geben könnte, werden durch kaum zündende One-liner und oberflächliche Charakterisierungen ersetzt.

Wohin die Reise gehen wird, wenn Pacfic Rim: Uprising ein finanzieller Erfolg wird, was hinsichtlich des Einspielergebnisses seines Vorgängers vor allem in China gut möglich ist, stellt die letzte Szene des Films in Aussicht. Ganz nach dem Prinzip des Höher, Schneller, Weiter wird es für die bis dahin vermutlich die Erdatmosphäre durchstoßend großen Roboter ins Weltall gehen, was im Sinne der Steigerung der Steigerung mehr als sinnvoll erscheint. Wo eben noch Schiffe und Gebäude als übergroße Keule gegen riesige Monster eingesetzt wurden, reichen im nächsten Fall vermutlich gerade noch Bergmassive, die Superwaffe muss dann schon mindestens ein gigantischer Gesteinsbrocken aus dem Weltraum sein.

Pacific Rim: Uprising (2018)

Sieben Jahre nach den Ereignissen des ersten Films macht das amerikanische Militär mit dem Jaeger Projekt weiter, um die Erde von den Gefahren Kaijus zu bewahren. Der junge Bauarbeiter der „Mauer“ (John Boyega) schließt sich dem Projekt an und zusammen mit seinem Partner (Scott Eastwood) kämpfen sie gegen die Kaijus, die noch immer die Erde vernichten wollen.

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