Offroad

Eine Filmkritik von Holger Lodahl

Mit Stoff und Liebe durch Berlin

Meike Pelzer beugt sich zum Autofenster herunter und fragt die beiden zwielichtigen Männer freundlich: „Wollt Ihr Koks kaufen?“ Sie wollen. Meike lächelt und sagt erfreut: „Schön! Hundert Gramm für jeden? Zahlt Ihr zusammen oder getrennt?“ Statt sich über Meikes netten Service zu freuen, prügeln sie auf die junge Frau ein und klauen ihr die heiße Ware. Als Drogen-Verkäuferin hat Maike erst einmal versagt.
Gefunden hat Meike (Nora Tschirner) die 50 Kilo Koks in dem Wagen, für den sie bei einer Versteigerung den Zuschlag bekam. Endlich etwas Spontanes tun, hatte sie sich gedacht. Ausbrechen aus der langweiligen Beziehung mit Phillip (Max von Pufendorf), und statt in der Firma ihres Vaters weiterhin Grasauffangsäcke im provinziellen Geilenkirchen zu produzieren, lieber mal mit der neuen Karre durch die Sahara brausen. Die wertvollen Drogen eröffnen ihr ungeahnte Möglichkeiten, und weil sie im Rheinland mit dem Verkauf nicht weiterkommt, macht sie sich auf den Weg nach Berlin. Unerwartete Reisebegleitung bekommt sie von Salim (Elyas M’Barek), mit dem sie sich einen verbalen Schlagabtausch voller schnippischen Bemerkungen liefert.

In Berlin rückt das ungleiche Paar enger zusammen – nicht nur, weil sie von den Besitzern des Kokains verfolgt werden. Meike und Salim bekommen noch ein paar andere Probleme. Salims Schwester geht auf den Strich, seine Freundin aus Düsseldorf taucht auf, und auch Meikes Verlobter ist in die Hauptstadt gekommen. Was bei der Vielzahl an skurrilen Figuren eine gute Screwball-Komödie hätte werden können, verstrickt sich mehr und mehr in den Wirrungen des unstrukturierten Drehbuchs. Manche aufeinanderfolgenden Szenen scheinen nicht zueinander zu passen, die Verfolgungsjagden durch Berlin kommen nicht über die Fernsehqualität von RLT-Actionserien hinaus, und dass Meike und Salim sich näher kommen, ist mehr als vorhersehbar.

Zu einer großen Komödie reicht das nicht. Tschirner spielt ihre Rolle gewohnt eigenwillig, frech und vorlaut, fügt aber ihren Figuren der Erfolge Keinohrhasen und Vorstadtkrokodile nichts Neues hinzu. M’Barek verkörpert den Salim zwar charmant, bleibt aber ebenso stereotypisch, weil auch er seiner bekannten Rolle in der Fernsehserie Türkisch für Anfänger nach besetzt ist. Es hätte Offroad gut getan, wenn Regisseur Elmar Fischer etwas Neues gewagt und nicht gängige deutsche Filmerfolge der vergangenen Jahre kopiert hätte.

Auf ganzer Linie wird Offroad an der Kinokasse nicht versagen, weil viele Zuschauer gern das sehen, was sie schon kennen und mögen. Jedoch fällt Offroad hinter seine Erwartungen zurück und ist nicht mehr als eine kurzweilige Komödie, die man vergisst, kaum dass man das Kino verlassen hat.

Offroad

Meike Pelzer beugt sich zum Autofenster herunter und fragt die beiden zwielichtigen Männer freundlich: „Wollt Ihr Koks kaufen?“ Sie wollen. Meike lächelt und sagt erfreut: „Schön! Hundert Gramm für jeden? Zahlt Ihr zusammen oder getrennt?“
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Meinungen

Fritz Peter · 14.01.2012

natürlich nicht oscarverdächtig, hat aber ansonsten alles was es zum Genre Unterhaltungskomödie braucht.