Frankensteins Ungeheuer (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Hammer meets Universal

Frankensteins Ungeheuer ist der dritte Film der von dem britischen Studio Hammer produzierten Reihe um den Leben erschaffen wollenden Baron. Er folgt dem etablierten Erzählmuster und konzentriert sich mehr auf den Doktor als auf das Monster, aber es gibt Unterschiede zu den Vorgängern Frankensteins Fluch und Frankensteins Rache.
Bei den ersten beiden Filmen konnte man sich beim Design des Monsters nicht an dem klassischen Look orientieren, wie ihn Jack Pierce für die Universal-Monster-Filme kreiert hat. Hier war dies nun jedoch möglich. Hammer hatte immer wieder Deals mit amerikanischen Studios, die als Finanziers hinzukamen. Einer davon war auch Universal, weswegen man hier das Monster dem Aussehen von Boris Karloffs Kreatur nachempfinden konnte.

Alles beginnt damit, dass der Baron (Peter Cushing) und sein Assistent überhastet eine Stadt verlassen müssen, weil seine Experimente, Leben zu erschaffen, den Zorn der Einwohner erregen. Mittellos bleibt dem Baron keine Wahl, als in seine Heimat, nach Karlstaad, zurückzukehren. Dort hatte man ihn einst verbannt, nachdem er eine Kreatur erschaffen hatte. Er hielt die Kreatur für tot, findet sie nun aber wieder. Er heuert den Hypnotiseur Zoltan an, um Kontrolle über die Kreatur zu erlangen. Doch Zoltan hat eigene Pläne und nutzt das Monster, um Morde und Verbrechen zu begehen.

Sechs Jahre vergingen, bis Hammer mit diesem Film zu Frankenstein zurückkehrte. Anthony Hinds schrieb das Drehbuch, herausgekommen ist aber eine Art alternative Erzählung. Denn obwohl es eine Rückblicksequenz gibt, in der die Schöpfung der Kreatur gezeigt wird, variiert doch alles sehr stark von Frankensteins Fluch. Es ist dieselbe Figur, aber die Details sind anders. Das mag auch eine bewusste Entscheidung gewesen sein, denn Frankensteins Ungeheuer scheint mehr Verwandtschaft mit den alten Universal-Filmen als mit seinen direkten Vorgängern zu haben. Das gilt längst nicht nur für die Kreatur, auch das elaboriert gestaltete Labor erinnert an das Pendant aus den 1930er Jahren. Darüber hinaus hat man mit dem Bürgermeister und den aufgebrachten Bürgern eine starke Reminiszenz an den schwarzweißen Klassiker.

Zugleich folgt man der eigenen Tradition. Anders als bei Universal ging es bei Hammer nie um das Monster, die eigentliche Hauptfigur war der Baron. Peter Cushing spielt ihn vielschichtig, als einen von seinen Obsessionen getriebenen Mann, der nicht verstehen kann, warum seine kleingeistigen Mitmenschen immer alles vernichten, das er zu erschaffen versucht. Sein Frankenstein weist eine Menschlichkeit auf, die innerhalb der Reihe nicht immer gegeben war, hier jedoch als eine zusätzliche, wirkungsvolle Komponente gut ist.

Frankensteins Ungeheuer profitiert von seinem Regisseur Freddie Francis. Der später mit dem Oscar ausgezeichnete Kameramann stand zwar nicht selbst hinter der Kamera, in der Zusammenarbeit mit John Wilcox hat sich jedoch eine visuelle Pracht eingestellt, die innerhalb des Hammer-Oeuvres durchaus ihresgleichen sucht. Seinerzeit war der Film nicht wohlgelitten, weil er sich zu sehr von der Hammer-Schule entfernt und der Universal-Tradition annähert. Aber über die Jahre hinweg hat sich die Wahrnehmung gewandelt. So unterschätzt er damals auch war, muss er fast 50 Jahre nach seiner Entstehung doch als Klassiker gelten, der innerhalb der Hammer-Reihe alleinstehend, aber gerade dadurch umso interessanter ist.

Die Ausstattung ist wie immer edel. Ein filmhistorisch geprägter Audiokommentar von Rolf Giesen und Volker Kronz bietet Informatives. Ein knapp halbstündiges Making-of ist die ideale Ergänzung dazu und versteht es auch, die Einzigartigkeit des Films innerhalb der Reihe herauszuarbeiten. Neben Standards wie Trailer und Bildergalerie wartet die Scheibe auch mit zwei insgesamt 40 Minuten langen Gesprächen mit Caron Gardner, die als Frau des Bürgermeisters nur wenige Szenen im Film hat, und ein paar zusätzlichen Szenen der amerikanischen Fernsehfassung auf. Die Qualität dieser Szenen ist sehr mäßig, interessant sind die 13 Minuten, die nicht von Hammer produziert wurden, sondern im Auftrag des Fernsehsenders entstanden, allemal. Zumal eine der Szenen mit dem Mädchen, das auf das Monster trifft, eine Variation einer ähnlichen Sequenz aus Frankenstein (1931) ist.

Frankensteins Ungeheuer (Blu-ray)

„Frankensteins Ungeheuer“ ist der dritte Film der von dem britischen Studio Hammer produzierten Reihe um den Leben erschaffen wollenden Baron. Er folgt dem etablierten Erzählmuster und konzentriert sich mehr auf den Doktor als auf das Monster, aber es gibt Unterschiede zu den Vorgängern „Frankensteins Fluch“ und „Frankensteins Rache“.
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