Die Konferenz der Tiere

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein Klassiker zum Weltfrieden

Als Ende der 1940er Jahre im Nachkriegsdeutschland der Roman Die Konferenz der Tiere von Erich Kästner erschien, war nur allzu offensichtlich, welch politischer Unwille und ebensolche Brisanz sich hinter dieser Geschichte verbargen, die neben ihrer Ausprägung als Erzählung für Kinder eine gepfefferte gesellschaftspolitische Satire darstellt. Nun kommt die damals sehr erfolgreiche Zeichentrickfilmversion von 1969 erneut auf DVD heraus und transportiert die erschreckende Erkenntnis, dass einige der kritischen Seitenhiebe auf die Zustände von damals auch heute noch durchaus aktuell sind.
Die Verhältnisse der Weltpolitik auf der Erde liegen kräftig im Argen, und auch die zahlreichen Konferenzen der Menschen mit dem Ziel, endlich Frieden herrschen zu lassen, bringen nicht das gewünschte Ergebnis, sondern erstarren in lähmender Bürokratie. Diese desolate Situation, unter der vor allem die Kinder leiden, die völlig unschuldig an diesem Desaster sind, stößt nun auch in tierischen Kreisen auf wachsenden Unmut. Allen voran der Elefant Oskar (gesprochen von Ernst Fritz Fürbringer), der Löwe Alois (gesprochen von Georg Thomalla) und die Giraffe Leopold (Ursula Traun) sorgen sich ganz heftig um die Zukunft der kleinen Menschen, so dass sie beschließen, nunmehr eine Zusammenkunft der Tiere einzuberufen, um die Problematik einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel zu erörtern.

Bei dieser animalischen Tagung im Hochhaus der Tiere lässt eine Einigung nicht lange auf sich warten, denn rasch werden Kriege, Revolutionen und allgemeines Elend als die Faktoren erkannt, die unbedingt abgeschafft gehören. Doch als eine entsprechende Forderung der Beseitigung dieser Übel an die zur gleichen Zeit im südafrikanischen Kapstadt stattfindende menschliche Konferenz gesandt wird, stoßen die Tiere auf deutliche Ablehnung – zudem wird ihnen mitgeteilt, dass sie sich aus diesen Angelegenheiten gefälligst herauszuhalten haben. Doch davon lassen sich die Tiere keineswegs ins Bockshorn jagen und ersinnen allerlei Kniffe, um die Bürokratie und Logistik des Krieges zu sabotieren. Als all diese Maßnahmen nicht fruchten, greift die Tierwelt zu einem drastischen Mittel: Sämtliche Kinder sämtlicher Menschen sollen entführt werden, um den somit kinderlosen Nationen die Unterzeichnung eines Vertrages abzutrotzen, der ein friedliches und würdiges Leben auf der Erde sichern soll …

Die Konferenz der Tiere von Curt Linda ist ein Klassiker für Kinder und wache Erwachsene gleichermaßen, der in seiner humorvollen, musikalisch ansprechend gestalteten Machart mit seinen schlichten, ausdrucksstarken Bildern auch heute noch sehenswert ist. Dass ein paar Details und Wendungen der Geschichte nach mittlerweile vierzig Jahren Distanz heutzutage recht antiquiert anmuten – beispielsweise die Dominanz männlicher Akteure und Ausdrücke wie „Negerjunge“ –, ist ein wohl unvermeidliches Defizit, das immerhin geeignet ist, einen Diskurs darüber anzustoßen, wie mit überkommenen und unpassenden Aspekten innerhalb insgesamt wertvoller Literatur oder Filme gerade für Kinder umzugehen ist.

Die Konferenz der Tiere

Als Ende der 1940er Jahre im Nachkriegsdeutschland der Roman Die Konferenz der Tiere von Erich Kästner erschien, war nur allzu offensichtlich, welch politischer Unwille und ebensolche Brisanz sich hinter dieser Geschichte verbargen, die neben ihrer Ausprägung als Erzählung für Kinder eine gepfefferte gesellschaftspolitische Satire darstellt.
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