Der Fluch von Siniestro (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Einer der ganz großen Werwolf-Klassiker, so schön wie nie zuvor!

Der Fluch von Siniestro ist der einzige Beitrag zum Werwolf-Genre, den Hammer geleistet hat. Es mag daran liegen, dass der 1961 produzierte Film nicht besonders erfolgreich war. Im Ergebnis ist es irrelevant, hat man mit diesem Film doch einen Klassiker erschaffen, der sich weit abseits üblicher Werwolf-Pfade bewegt.
Terence Fischers Film ist in erster Linie ein Drama, in dem es weniger um einen Mann geht, der zum Werwolf wird, als um das Leben eines Menschen, der einer repressiven Gesellschaft zum Opfer fällt. Das Animalische in ihm ist die Verkörperung der Leidenschaft, derer er sich nicht hingeben darf.

Ein Bettler bittet den Marquis Siniestro um Almosen, doch der Frischvermählte macht sich einen Scherz daraus, denn Mann zu quälen. Nachdem er mit ihm fertig ist, lässt er ihn in den Kerker werfen und vergisst ihn dort. Eine Dienerin, die dem Marquis Jahre später nicht zu Willen sein will, wird zu dem Bettler in den Kerker gesteckt. Dort vergewaltigt er sie. Sie wird schwanger. Ihr Sohn Leon wird wenig später geboren und von einem gütigen Mann aufgezogen, doch schon als Kind wird klar, dass der Fluch des Werwolfs auf ihm lastet. Während jedes Vollmonds verwandelt er sich in eine wilde Bestie und tötet Menschen. Nur die Liebe zu Christina kann ihn retten — oder aber eine Silberkugel, die ihn auf finale Art und Weise von seinem Fluch erlösen kann.

Im Vergleich zu heutigen Produktionen ist Der Fluch von Siniestro natürlich sehr zahm. Er wirkt auch gar nicht wie eine Horror-Geschichte. Vielmehr erzählt er eine tragische Geschichte, die an Klassiker wie Der Glöckner von Notre Dame erinnert, auch wenn Oliver Reed als Leon keineswegs entstellt ist. Vielmehr strahlt er eine animalische Anziehung aus, die kaum in Worte zu fassen ist. Reed zeigt in dieser, seiner ersten Star-Rolle, was für ein Format er hatte.

Bemerkenswert ist hier auch die Transformationsszene, in der nicht stückweise das Gesicht verändert wird. In erster Linie funktioniert sie, weil. Reed sich die Seele aus dem Leib spielt. Michael Ripper, der in der Szene mit ihm agiert, meinte später auch, dass es beängstigend war, so gut und überzeugend spielte Reed.

Meisterlich ist er auch darin, die Tragödie im Leben seiner Figur greifbar werden zu lassen. Leon weiß, was er ist, und er will dafür die Verantwortung übernehmen. Er ist bereit, sein Leben zu opfern, um dem Fluch ein Ende zu bereiten. Das sieht man bei Werwolf-Geschichten nur selten, umso prägnanter macht es aber diesen Hammer-Klassiker.

Der Film nimmt sich im Aufbau Zeit, er kümmert sich um die Figuren und verleiht ihnen eine Tiefe, die in Genre-Stoffen nicht unbedingt häufig zu finden ist. Der Vorbau der Geschichte wird dabei lustvoll zelebriert, wohlwissend, dass dies allenfalls realer Horror ist, während das übernatürliche Element, auf das die Zuschauer warten, erst zu einem recht späten Zeitpunkt einsetzt, dafür aber dann umso intensiver ist.

Die neue Blu-ray von Anolis ist- wie auch die Vorgänger der Edition — ein Traum. Das restaurierte Bild hat warme Farben, feine Schärfe, wohlgeformte Konturen und natürliches Korn. Der Ton ist sauber zu verstehen.

Bei den Extras macht man auch keine halben Sachen. Das 45-minütige Making-of bietet tiefe Einblicke in die Produktion. Hier werden Audiointerviews mit heute nicht mehr unter uns Weilenden geboten. Darüber hinaus setzt Filmhistoriker Mike Hill den Film in Kontext und bietet einige interessante Anekdoten. Dazu gibt es eine kurze Featurette über Lykantrophie und eine Dokumentation über noch existente Props aus dem Hause Hammer. Der deutschsprachige Audiokommentar von Rolf Giesen und Volger Lange ist versiert, aber ein wenig trocken. Kleinigkeiten wie der Comic oder die Trailer runden die gelungene Präsentation ab.

Der Fluch von Siniestro (Blu-ray)

„Der Fluch von Siniestro“ ist der einzige Beitrag zum Werwolf-Genre, den Hammer geleistet hat. Es mag daran liegen, dass der 1961 produzierte Film nicht besonders erfolgreich war. Im Ergebnis ist es irrelevant, hat man mit diesem Film doch einen Klassiker erschaffen, der sich weit abseits üblicher Werwolf-Pfade bewegt.
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