Among the Living

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ein Genre-Misch-Masch

Dass das Regie-Duo Alexandre Bustillo und Julien Maury zu wenig wollen würde, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen. Tatsächlich packen sie ihren Film bis zur Hutkrempe mit den unterschiedlichsten Genre-Topoi voll. Das ist fast so etwas wie eine Wundertüte, bietet einiges an Überraschung, bleibt am Ende aber auch ein wenig unbefriedigend.
Drei Jungen beobachten, wie ein Auto auf das Gelände eines längst verlassenen Filmstudios geschleppt wird. Im Kofferraum befindet sich eine Frau, der die Kinder jedoch nicht helfen können. Tatsächlich gelingt es ihnen selbst nur mit Müh und Not, dem maskierten Häscher zu entkommen. Das aber auch nur zeitweise, denn als die Nacht anbricht, sind sie weder im Schoß ihrer Familie noch in ihrem Haus wirklich sicher.

Nach Inside und Livid weiß man, dass das Regie-Duo nicht auf geradlinige Erzählungen fixiert ist. Es will seine Geschichten immer mit mehr aufladen, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Das gilt nun auch für Among the Living, der aber daran leidet, dass er zu viel auf einmal sein will. So bietet er die Geschichte dreier Jungen, die wie eine typische Coming-of-Age-Erzählung daherkommt, schmeckt das dann mit „Fünf Freunde“-Abenteuer ab, nur um dann brachial in den Bereich des Home-Invasion-Subgenres abzutauchen und am Ende eine Art Amalgam aus Texas Chainsaw Massacre und The Hills Have Eyes-Versatzstücken zu bieten.

Handwerklich gibt es nichts zu bemängeln, Bustillo und Maury wissen, wie man Spannung, aber auch, wie man Terror erzeugt. Es gibt ein paar Sequenzen, die sind bestes Nervenzerrer-Kino, aber ein homogenes Bild will sich einfach nicht ergeben. Da verwundert es auch nicht, dass zwei der Jungen fast en passant aus der Geschichte befördert werden, während dem dritten dann deutlich mehr Augenmerk zuteilwird.

Die Macher versuchen, die Geschichte in der Realität anzusiedeln, aber selbst da bleibt der Erfolg aus, denn der Home-Invasion-Killer ist offenbar mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch, obwohl er das laut Finale nicht sein sollte. Hier ergibt sich eine Diskrepanz, die den Film zusätzlich schwächt. Nicht nur beißt er sich so inhaltlich, nein, er muss sich auch tonal extremen Schwankungen unterziehen.

Das klingt nun reichlich negativ, das große Aber kommt aber noch: Among the Living ist auf seine Art durchaus effektiv. Er verzichtet weitgehend auf brutale Sequenzen (von einzelnen Gewaltspitzen abgesehen) und arbeitet stattdessen mit Stimmung, Atmosphäre und gezielt eingesetzten Schocks. Auf diese oberflächliche Art und Weise funktioniert der Film sehr gut, bei Bustillo und Maury erwartet man nach Livid, der durchaus auch ein Genre-Amalgam war, aber mehr. Wo dort die Hintergründe der Geschichte ausreichend beleuchtet wurden, um der Interpretationsfähigkeit des Zuschauers Vorschub zu leisten, bleibt Among the Living zu sehr dem eigenen Mysterium verpflichtet.

Among the Living

Dass das Regie-Duo Alexandre Bustillo und Julien Maury zu wenig wollen würde, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen. Tatsächlich packen sie ihren Film bis zur Hutkrempe mit den unterschiedlichsten Genre-Topoi voll. Das ist fast so etwas wie eine Wundertüte, bietet einiges an Überraschung, bleibt am Ende aber auch ein wenig unbefriedigend.
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