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Das Reboot des Reeboots: Nach Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu bekommen nun Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott ihre Chance als Charlies Engel. Ob sie sich besser schlagen?

3 Engel für Charlie (2019)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Maue Frauenpower

Von 1976 bis 1981 lösten beim Fernsehsender ABC drei Privatdetektivinnen ihre Fälle mit Köpfchen, Charme und blendendem Aussehen. In Erinnerung geblieben ist vor allem Farrah Fawcetts Föhnwelle, obwohl Fawcett bereits nach der ersten Staffel ausstieg. Vor 20 Jahren wirbelten die Engel dann erstmals über die große Leinwand. Unter der Regie von McG katapultierten Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu die Vorlage in zwei Kinofilmen ins neue Millennium. Noch eine Generation später richtet sich das Reboot nun an Millennials, bleibt dabei aber nicht lange in Erinnerung.

Dieses Mal sitzt vor wie hinter der Kamera eine Frau an den Schalthebeln. Schauspielerin Elizabeth Banks, die mit Pitch Perfect 2 (2015) ihr Langfilmregiedebüt gab, drückt als Nebendarstellerin, Drehbuchautorin und Regisseurin den Resetknopf. Nach einer Idee von Evan Spiliotopoulos und David Auburn führt Banks ihr Publikum gemeinsam mit der Whistleblowerin Elena Houghlin (Naomi Scott) in den Agentinnen-Kosmos ein. Der Neustart ist eine Art Origin Story. Denn Elena soll im Verlauf der Handlung erst noch zu einem Engel werden.

Für die Weltrettung verantwortlich zeichnet weiterhin die Townsend Agency mit Sitz in Los Angeles. Dank des umtriebigen John Bosley (Patrick Stewart) hat sie inzwischen unzählige Ableger rund um den Erdball. Als John in den wohlverdienten Ruhestand geschickt wird, steht er im Kreise all der neuen Bosleys. Banks‘ Figur ist eine davon. Danach schaltet der Film in den von Spionagestreifen gewohnten Autopiloten aus globaler Bedrohung, unmöglichen Missionen, Tricks, Täuschung und finaler Enthüllung. Wirklich überraschend ist kaum etwas.

Elena arbeitet als Ingenieurin bei einem internationalen Energieriesen in Hamburg. Die Elbphilharmonie darf als Konzernzentrale herhalten und gewährt (wie später Berlin, Istanbul und ein Landsitz in Chamonix) manch attraktive Aussicht. Weil sich die neueste Entwicklung von Firmengründer Alexander Brock (schön doof: Sam Claflin) nicht nur zur sauberen Stromerzeugung, sondern auch als Waffe einsetzen lässt, kontaktiert Elena einen der Bosleys (Djimon Hounsou), dem die Engel Sabina Wilson (Kristen Stewart) und Jane Kano (Ella Balinska) assistieren. Mit einem wortkargen Killer (Jonathan Tucker) an den Hacken beginnt die Hatz. Anders als in den ersten zwei Leinwandauftritten nehmen die Schönheiten dieses Mal auch Knarren in die Hand und feuern aus allen Rohren.

Auf dem Papier macht dieser Neustart vieles richtig. Der Cast ist (noch) divers(er), die feministische Botschaft eindeutig. Bei der Umsetzung hapert es allerdings am Budget, an erzählerischer Unberechenbarkeit, an einer konsequenten Figurenzeichnung, an der Chemie zwischen den Hauptdarstellerinnen und an Subtilität. Im Konzert der Großen spielt Banks‘ Film nur die zweite Geige. Mit der männlichen Konkurrenz von James Bond bis Mission: Impossible und der weiblichen wie Salt (2010) oder Atomic Blonde (2017) können die Engel nicht mithalten.

Die Locations und Stunts sind eine Nummer kleiner, die Kampfchoreografien etwas hektischer und die Aufnahmen vor Green Screens zu häufig als solche zu erkennen. Das Drehbuch führt jeden Engel mit anderen Fähigkeiten ein, wirft diese dann aber munter durcheinander. Der doppelte Plottwist ist vorhersehbar, die Absage an alte Männer, die zu lange an ihren Posten kleben, stets ein wenig zu plump. Der Humor schwankt zwischen gelungen und sichtlich bemüht. Und während Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott in ihren Einzelepisoden durchaus überzeugen, wirkt ihr Zusammenspiel reichlich bemüht. Die Rivalität zwischen Stewarts und Balinskas Figuren, aus der schließlich eine Freundschaft erwächst, bleibt bis zum Schluss behauptet.

Die Zeit für ein Reboot war reif. Wie so viele Versuche der jüngeren Vergangenheit – von Ghostbusters (2016) bis Ocean’s Eight (2018) – fällt aber auch 3 Engel für Charlie in die Kategorie jener Filme, die besser gemeint als gemacht sind. Als Vorbilder können diese selbstbewussten jungen Frauen aber nicht schaden. Eine Alternative zu alten Männern sind sie allemal.

3 Engel für Charlie (2019)

Reboot der beliebten Fernsehserie, die von 1976 bis 1981 produziert wurde. Im Jahr 2000 hatte es schon einen Verfilmung gegeben — unter anderem mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu in den Hauptrollen und mit Bill Murray an ihrer Seite.

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